Machine Gun Preacher (2011)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Der Mut zu helfen

Wer zur Waffe greift, und sei es auch aus den besten Motiven heraus, läuft Gefahr, zu dem zu werden, was man zuvor bekämpft hat. Diese Warnung erhält auch der „Machine Gun Preacher“ – und am Ende scheint sie sich zu bewahrheiten. Doch dieser auf einer realen Geschichte basierende Film versteht sich nicht als Betrachtung eines Mannes, der wird, was er verabscheut. Vielmehr ist dies eine Geschichte über Mut und Menschlichkeit.

Sam Childers (Gerard Butler) ist ein Mann, der geraubt und gemordet hat, der dann jedoch den Weg zu Gott findet. Er baut sich zusammen mit seiner Familie ein gutbürgerliches, christliches Leben auf. Als er als Entwicklungshelfer nach Uganda fliegt, ändert sich sein Leben schlagartig. Er fühlt sich berufen, den Kindern des Südsudans und Nord-Ugandas zu helfen. So baut er ein Waisenhaus, doch als dieses angegriffen wird, wird ihm klar, dass er selbst zur Waffe greifen muss, um die Kinder zu schützen.

Machine Gun Preacher ist vor allem Gerard Butlers Film, der den Wandel seiner Figur vom Sünder zum Prediger mit der Hand an der Waffe nicht nur glaubwürdig, sondern auch sehr mitreißend gestaltet. Dabei hilft, dass seine Figur sich immer mehr in ihrer Aufgabe verliert und darüber hinaus sogar die eigene Familie vernachlässigt. Die interessantesten Szenen des Films sind überdies die, in denen Childers versucht, Geld für sein Waisenhaus zu akquirieren. Sind es erst normale Spendensammlungen, geht er dann ans eigene Vermögen und riskiert sogar die Sicherheit seiner Familie. Wie dies gestaltet ist, wirkt es fast wie Beschaffungskriminalität, als hätte Childers eine Sucht nur durch eine andere ersetzt. Nur dass seine neue Sucht aus einem fast schon übersteigerten Helferkomplex heraus entsteht und letzten Endes einem guten Ziel dient.

Am Ende droht er zu verrohen, wenn er auch nicht unbedingt zu dem zu werden droht, was er bekämpft, wohl aber sich weit von dem zu entfernen beginnt, was er einst war. Das geht in Marc Forsters Film ein wenig unter. Diese Entwicklung wird nur angeschnitten, aber dann – im Grunde aus heiterem Himmel – aufgelöst. Angesichts dessen, wie sehr der Film anfänglich versucht, der Figur gerecht zu werden und ihre Entwicklung und Beweggründe aufzuzeigen, macht es sich Machine Gun Preacher hier ein wenig leicht.

Mit seiner geradlinigen Erzählweise erscheint Machine Gun Preacher anfangs etwas behäbig, weswegen als erste Szene auch ein Ausblick in die Zukunft und die Entführung von Kindersoldaten im Südsudan gezeigt wird. Dabei kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Forster hier mit einem „Knaller“ beginnen wollte, da die nachfolgenden Sequenzen mit Childers‘ „normalem“ Leben bei weitem nicht so kraftvoll sind wie der Handlungsverlauf in Afrika. Tatsächlich beginnt der Film erst dann richtig zu leben, als Childers afrikanischen Boden betritt. Die effektivere Erzählweise wäre es vielleicht gewesen, Childers‘ Background in Form von Rückblicken in der Narrativen zu verankern.

So ist Machine Gun Preacher zwar ein guter Film, aber bei weitem kein Meisterwerk. Dafür ist er etwas zu inkonsistent, sieht man darüber jedoch hinweg, dann bleibt er ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, die Augen nicht zu verschließen, sondern zu helfen. Ganz gemäß dem Motto: Das Böse triumphiert nur, wenn gute Menschen nichts tun.
 

Machine Gun Preacher (2011)

Wer zur Waffe greift, und sei es auch aus den besten Motiven heraus, läuft Gefahr, zu dem zu werden, was man zuvor bekämpft hat. Diese Warnung erhält auch der „Machine Gun Preacher“ – und am Ende scheint sie sich zu bewahrheiten. Doch dieser auf einer realen Geschichte basierende Film versteht sich nicht als Betrachtung eines Mannes, der wird, was er verabscheut. Vielmehr ist dies eine Geschichte über Mut und Menschlichkeit.

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