Macbeth - Der Königsmörder

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Von Genie zu Genie

Wenn Genies aufeinander treffen und sich der eine einer Vorlage des anderen bedient, dann bedeutet das oft noch nicht automatisch, dass dabei auch wirklich etwas Großes herauskommt. Im Falle von Orson Welles’ Verfilmung des Shakespeare-Dramas Macbeth allerdings hat man sehr wohl das Gefühl, dass der Filmregisseur seinem Vorbild mehr als gerecht wurde, trotz beschränkter Mittel ist Macbeth — Der Königsmörder / Macbeth eine der beeindruckendsten Leinwand-Adaptionen des großen britischen Dramatikers.
Nach einer gewonnenen Schlacht trifft der schottische Feldherr Macbeth auf drei Hexen, die ihm eine sagenhafte Zukunft prophezeien: Er wird den Thron von Schottland besteigen. Angetrieben von seiner ehrgeizigen Frau ermordet Macbeth daraufhin König Duncan und nimmt seinen Platz ein. Zeugen und Mitwisser lässt er ebenfalls umbringen. Doch während der neue König von Schuldgefühlen und Erinnerungen gequält wird, rüstet Duncans Sohn Banquo eine Armee gegen den Königsmörder…

Im Laufe seiner Karriere verfilmte der Regie-Titan Orson Welles drei Shakespeare-Dramen – neben Macbeth waren dies Othello (1952) und King Lear (1954) — und drückte ihnen seinen höchst originellen Stempel auf. Alle drei Filme standen unter keinem guten Stern, litten sie doch unter einem verschwindend geringen Budget und erforderten deshalb einen enormen organisatorischen Aufwand, um überhaupt realisiert werden zu können. Umso erstaunlicher ist deshalb das Ergebnis zu werten, das sich auch bei Macbeth sehen lassen kann: Zeitlich nicht eindeutig einzuordnen, aber von großer Intensität, die bisweilen an Carl Theodor Dreyers Filme denken lässt, wird Shakespeares Drama unter der Regie von Welles und mit ihm als Hauptdarsteller vollends zu einer zeitlosen Parabel um Macht, Schicksal und Vorbestimmung.

Lange Zeit war Welles‘ ehrgeiziges Projekt nicht mehr als DVD oder VHS erhältlich, umso erfreulicher, dass die nun vorliegende Neuedition nun noch umfangreiches Bonusmaterial bereithält, das Interessierten Welles‘ Faszination für Shakespeare in einem neuen Licht erscheinen lässt. Für Shakespeare-Fans ebenso wie für Verehrer des großen Orson Welles eine unverzichtbare Anschaffung…

Macbeth - Der Königsmörder

Wenn Genies aufeinander treffen und sich der eine einer Vorlage des anderen bedient, dann bedeutet das oft noch nicht automatisch, dass dabei auch wirklich etwas Großes herauskommt.
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