Luc Besson Edition

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Als Experte für die Lebensräume der Gangsterwelten, die Banalitäten des atmosphärisch Finsteren und die waghalsigen Ambivalenzen des Kriminellen hat er sich einen Namen gemacht: Der französische Regisseur Luc Besson wird fünfzig. Aus diesem Anlass erscheint bei Kinowelt die Luc Besson Edition, die drei überaus erfolgreiche wie packende Filme aus den 1990er Jahren präsentiert. Nikita (1990), Léon / Léon – Der Profi (Director´s Cut von 1996) und The Fifth Element / Das fünfte Element (1997) wurden allesamt mehrfach ausgezeichnet und haben Filmfans der unterschiedlichsten Ausrichtungen fasziniert vereint.
Das Leben der jungen Nikita (Anne Patillaud) ist ein traumatisierter Trümmerhaufen. Als das suchtkranke Mädchen nach einem blutigen Raubmord als Mörderin verurteilt wird, scheint ihr Schicksal zunächst einmal besiegelt zu sein, doch der Spezialagent Bob (Tchéky Karyo) entscheidet sich dafür, die zähe Persönlichkeit für sein Metier zu nutzen. Kurzum wird ihre offizielle Existenz durch das Inszenieren ihres Todes ausgelöscht, und es beginnt eine intensive und krasse Ausblidung zur knallharten Kampfmaschine. Doch Nikita wird nicht nur zu einer präzisen, ausgefuchsten und eiskalten Agentin, sondern entwickelt sich so ganz nebenbei auch zu einer Frau mit der gewaltigen Sehnsucht, geliebt zu werden – ein Aspekt, der nicht einkalkuliert wurde und sich zu einer unüberbrückbaren Schwierigkeit auswächst. Nikita kontrastiert filigrane menschliche Regungen mit brutalster Gewalt in einer mitunter verstörenden Mischung zu einer höchst spannenden Geschichte, die an den Originalschauplätzen in Paris gedreht wurde.

Jean Reno und Natalie Portman als disparates, beseeltes Paar in Léon – Der Profi haben längst Kultstatus erreicht. Als Auftragskiller Léon und Mädchen Mathilda, die in ihrer abgrundtiefen Einsamkeit zusammentreffen und ein ebenso brisantes wie schließlich inniges Team bilden, haben sich diese beiden grandiosen Akteure mit ihrer heftigen Geschichte trotz des harten Genres in die Herzen des Publikums katapultiert. Und auch hier ist es die eindringliche Melancholie und die differenzierte Ausformung der Charaktere, die den Film trägt und den Zuschauer unweigerlich in die widrige Welt der Figuren zieht, die in ihrem begrenzten Rahmen um ein würdiges Überleben kämpfen, immer bereit, dafür zu töten.

The Fifth Element / Das fünfte Element fällt als Science Fiction Film ein wenig aus dem Rahmen, doch das existenzielle Thema von Gut und Böse kommt auch hier nachhaltig zum Tragen. In einem abgefahrenen Szenario der Welt im 23. Jahrhundert ringt der Taxifahrer Korben Dallas (Bruce Willis) gemeinsam mit der Außerirdischen Leeloo (Milla Jovovich) in hübscher menschlicher Gestalt darum, die Zerstörung der Erde durch die Installation des unerlässlichen Elements der Liebe abzuwenden. Dabei wird ein aufwändiges Instrumentarium an Spezialeffekten und liebevoller Ausstattung eingesetzt, das für sich betrachtet schon ein enormes visuelles Vergnügen bereitet. An den Kinokassen schlug das Spektakel aus Action, Komik, Persiflage und Romanze wie der rollende Donner ein – Das fünfte Element, für den der französische Stardesigner Jean-Paul Gaultier die Kostüme entwarf, zählt zu den erfolgreichsten europäischen Filmen überhaupt.

So vielfältig sein Filmschaffen sich auch gestaltet, brilliert Luc Besson, der gern häufig mit derselben Crew operiert, vor allem als Inszenator der gewaltigen Einsamkeit und Tragik der sich tapfer und bei Zeiten skrupellos behauptenden Verlorenen im kriminellen Milieu. Und es gelingt ihm, Figuren zu kreieren, deren zutiefst menschliche Dimension und bewegende Reichweite über das Ende ihrer Rolle hinausragen.

Luc Besson Edition

Als Experte für die Lebensräume der Gangsterwelten, die Banalitäten des atmosphärisch Finsteren und die waghalsigen Ambivalenzen des Kriminellen hat er sich einen Namen gemacht:
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