Lost Place (3D)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Tief im Pfälzer Wald

In der Theorie sind sich viele deutsche Filmschaffende einig. Auch wir brauchen ein starkes, differenziertes Genre-Kino, das sich nicht nur für Komödiantisches und Historisches offen zeigt, sondern ebenso konstant Abgründiges aus den Bereichen Horror und Mystery hervorzubringen vermag. Allein die Umsetzung fällt immer wieder schwer. Von einer Gruseltradition, wie sie manch andere europäische Nation vorzuweisen hat, kann man hierzulande nur träumen. Und das, obwohl der deutsche Expressionismus der 1920er Jahre dem Genre des Horrorfilms entscheidende Impulse gegeben hat. Umso erfreulicher, dass es dennoch immer wieder Unverdrossene gibt, die düsteren Kinostoffen auch in Deutschland zu ihrem Recht verhelfen wollen. Sonderlich große Zuschauererfolge konnten seit den recht einträglichen Anatomie-Schockern allerdings nicht erzielt werden. Auch Thorsten Klein dürfte es mit seinem in 3D gedrehten Spielfilmdebüt Lost Place schwer haben, deutsche Mystery beim hiesigen Publikum salonfähig zu machen. Beginnt der Streifen durchaus vielversprechend, verirrt er sich ab der Mitte leider in einem allzu spannungsarmen Handlungsverlauf.
Gemeinsam mit seinem vorlauten Kumpel Thomas (Pit Bukowski) begibt sich der zurückhaltende Daniel (François Goeske) in den Pfälzer Wald, wo er sich mit Elli (Jytte-Merle Böhrnsen) treffen will, die er in einem Internetforum zum Thema „Geocaching“ kennengelernt hat. Die hübsche junge Frau wird von ihrer gelangweilten Freundin Jessica (Josefine Preuß) begleitet. Während Daniel und Elli sich für die moderne, GPS-gestützte Schnitzeljagd begeistern können, stehen die beiden anderen dem Geocaching eher gleichgültig gegenüber. Nichtsdestotrotz machen sich die vier Teenager auf die Suche nach dem versteckten Schatz und dringen dabei in militärisches Sperrgebiet ein. Dort stoßen sie auf einen scheinbar verlassenen Wohnwagenplatz. Leichtsinn und Abenteuerlust schlagen in blankes Entsetzen um, als plötzlich ein unheimlicher Mann in einem Strahlenanzug (Anatole Taubman) auftaucht und von gefährlichen elektromagnetischen Wellen in der Gegend berichtet.

Noch bevor der Zuschauer den, wie im Genre üblich, eindeutig gezeichneten Protagonisten begegnet, informiert eine Texttafel über das real existierende US-Forschungsprojekt HAARP. Während des Kalten Krieges, so wird behauptet, haben die Amerikaner auch in der Abgelegenheit des Pfälzer Waldes mit elektromagnetischer Strahlung experimentiert. Obwohl dies freilich keineswegs belegt ist, bauen Klein und Co-Autorin Lena Vurma damit eine erste Drohkulisse auf, die sehr bald weitere rätselhafte Hinweise nach sich zieht: Merkwürdige Einheimische, eine Hand im Unterholz, militärisches Sperrgebiet, das von den Teenagern natürlich betreten wird, und der verlassene Wohnwagenplatz, all dies sind wohlbekannte Genremuster, die das Publikum wirkungsvoll auf das kommende Unheil einstimmen.

Einen Bruch erfährt die Spannung jedoch, als der mysteriöse Fremde im Strahlenanzug auf der Bildfläche erscheint. Die Bedrohung, die eigentlich von ihm ausgehen soll, verliert sich recht schnell in seinem wirren, beinahe unfreiwillig komischen Auftreten. Und nicht nur das: Rückblickend betrachtet liefert der Film bereits an dieser Stelle die wichtigsten Erklärungen für die seltsamen Phänomene, denen die vier Jugendlichen nach dem Eindringen ins Militärgebiet ausgesetzt sind. Keine Frage, Klein und Vurma sind im Folgenden sichtlich um Eigenständigkeit bemüht. Das zeigt sich allein daran, dass sie den angedeuteten Weg in Richtung Hinterwäldlerhorror ganz abrupt verlassen und auf die unsichtbare Gefahr der Strahlen setzen. Gleichwohl: Wirklich mitreißen kann der Film von nun an nicht mehr. Trotz eines teilweise recht eindringlichen Sounddesigns schleppt sich der Plot schwerfällig voran, während der anfangs unsichere Daniel zunehmend, obschon nicht immer elegant, in die Rolle des Helden gedrängt wird.

Selbst im letzten Akt, in dem die verbliebenden Figuren die Quelle der besagten Radiowellen ausfindig machen, werden nur selten gänzlich überzeugende Schockmomente gesetzt. Die Spannung dümpelt auf konstant mittelmäßigem Niveau, und spätestens hier stellt sich die Frage, wieso Lost Place überhaupt in 3D gedreht wurde. Einen erkennbaren Mehrwert liefert der stereoskopische Effekt, zumindest in den meisten Fällen, nicht. Positiv überraschen können dann noch einmal die letzten Einstellungen, die mit einem Schlag großes Unbehagen auslösen. Zugleich machen sie aber auch deutlich, dass es dem Film insgesamt wohl besser bekommen wäre, wenn Klein und Vurma die Gefahr schon vorher ein wenig greifbarer angelegt hätten.

Lost Place (3D)

In der Theorie sind sich viele deutsche Filmschaffende einig. Auch wir brauchen ein starkes, differenziertes Genre-Kino, das sich nicht nur für Komödiantisches und Historisches offen zeigt, sondern ebenso konstant Abgründiges aus den Bereichen Horror und Mystery hervorzubringen vermag. Allein die Umsetzung fällt immer wieder schwer. Von einer Gruseltradition, wie sie manch andere europäische Nation vorzuweisen hat, kann man hierzulande nur träumen. Und das, obwohl der deutsche Expressionismus der 1920er Jahre dem Genre des Horrorfilms entscheidende Impulse gegeben hat.
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Meinungen

Stefanie · 16.09.2013

isn Genrefilm. Horror und so. wers mag. ich fand das geil!

Marvin Movie · 02.09.2013

Absolute Katastrophe!!! Die Dialoge sind mehr als schlecht (vor seinem totoen Kumpel hockend: "hätt ich doch bloß mit dir PARTY gemacht", argggg), von der Handlung brauchen wir gar nicht Handlung gar nicht erst sprechen.