Looper (2012)

Eine Filmkritik von Florian Koch

Zeitreise mit Hindernissen

Wer originelle Science-Fiction-Filme sehen will, der muss eigentlich durch die Zeit reisen. Denn in Hollywood wird das Genre mittlerweile mehr als stiefmütterlich behandelt. Gegen den Trend arbeitet Rian Johnson, der bereits mit seinem Debüt Brick einen äußerst intelligenten Neo-Noir-Thriller vorgelegt hatte. Mit Looper will er sich nun endgültig einen Namen machen. Und mit ihm sein Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt, der bereits in Brick überzeugte, und nach Nebenrollen in Inception und The Dark Knight Rises, sowie charmanten Indiehits wie (500)Days of Summer endlich auch mal den „Leading Man“ spielen will. Beim Filmfestival in Toronto kam ihre originelle Zeitreise-Zukunftsvision bereits gut an, dabei hat Looper doch die ein oder andere Schwäche – wenn auch nicht in der Logik.

Johnsons Film beruht auf einer simplen, aber effektiven Prämisse. In der Zukunft, sprich Ende des 21. Jahrhunderts, sind Zeitreisen zwar möglich, aber verboten. Das kümmert die einschlägigen Verbrechersyndikate natürlich wenig. Besonders das Zeitreise-Geschäft von Abe (Jeff Daniels) läuft blendend. Wenn die Mafia einen unbequemen Zeitgenossen loshaben will, schickt Abe die Zielperson einfach 30 Jahre in die Vergangenheit, und lässt sie von einem sogenannten „Looper“ beseitigen. In der Zukunft ist von der Existenz des Opfers dann selbstverständlich nichts mehr bekannt. Einer, der die Drecksarbeit ohne mit der Wimper zu zucken ausführt, ist Joe (Joseph Gordon-Levitt). Doch irgendwann wird er lästig, und soll sich selbst beseitigen, indem er sein 30 Jahre älteres Ich (Bruce Willis) auslöscht. Als er beim „Loop“ kurz zögert, kann Joes älteres Ich aber entkommen. Nun setzt Abe alles daran, die beiden Joes zu finden und endgültig zu eliminieren.

Looper baut auf dem Gedanken auf, was passieren würde, wenn man auf sein 30 Jahre älteres, durch die Zeit reisendes, Ich trifft. Am Ende setzt sich der Zuschauer aber weniger mit diesem interessanten Ansatz als mit der Frage auseinander, was an Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt so ähnlich sein soll. In der ersten Begegnung der beiden in einem Restaurant wird die Crux deutlich. Da imitiert Gordon-Levitt mit Make-Up-Hilfe und veränderter Augenfarbe die lässige Süffisanz von Willis, und macht sich dabei fast lächerlich. Schluckt man diese Unwahrscheinlichkeit, hat Johnsons Thriller aber dann doch einiges zu bieten. Die Idee des Zeitreisens wird trotz einem gefährlichen Sprung in der Chronologie nachvollziehbar und überhaupt nicht umständlich erklärt. Angenehm ist ebenfalls, dass Johnson – wahrscheinlich auch aus Budgetgründen – auf eine Effekthascherei verzichtet. Die Städte der Zukunft wirken dreckig, heruntergekommen, verarmt und chaotisch. Gewalt und Gefühlskälte sind überall spürbar, Kommunikation – einer der Themen unserer Zeit – spielt anscheinend kaum eine Rolle mehr. Nur die Fahrzeuge scheinen weiterentwickelt, gleiten teilweise auch schwebend durch die Welt, und werden in den rasanten Verfolgungsjagden spektakulär eingesetzt.

In der Action hält sich Johnson nicht zurück. Im Gegenteil. Sein Film wirkt erstaunlich brutal, und wenn Bruce Willis mit der Maschinenpistole Dutzende Menschen eiskalt erschießt, scheint es fast, als wäre man bei den Expendables gelandet. Aber dafür ist Looper dann doch zu intelligent und zu gewitzt geschrieben. Und im Schlussdrittel kommt der Film dann in ein völlig anderes, ruhigeres Fahrwasser. Auf einer Farm wird die patente, alleinerziehende Mutter Sara (Emily Blunt) eingeführt, die verzweifelt versucht, ihr unheimliches, hochbegabtes Kind zu beschützen, das in der Zukunft ein schrecklicher Killer werden soll. Die Handlungs-Fäden werden im packenden Showdown auch stimmig verknotet – dennoch bleibt ein fader Beigeschmack.

Viel davon hat mit Joes älterem Ich zu tun. Da wird kein Klischee ausgelassen, als sich Bruce Willis in eine bildhübsche und später brutal ermordete Chinesin verliebt. Die Begegnung in Shanghai ist umso rätselhafter, weil der junge Joe ständig von Frankreich als Zukunftsperspektive träumt. Nur musste Johnson eingestehen, dass es beim Dreh von Looper Finanzierungsprobleme gab, und eine chinesische Produktionsfirma ihnen gerade noch rechtzeitig unter die Arme gegriffen hat. Ein Ärgernis, das auch die Figurenzeichnung betrifft. Gordon-Levitt kann mit seiner Willis-Imitation nicht überzeugen, weil die Härte dem sensiblen Charakterdarsteller einfach nicht gut steht. Und Willis spult seine Coolness-Attitüde routiniert herunter, wie man es bereits Dutzendmal von ihm gesehen hat. Dabei erinnert seine Rolle an 12 Monkeys, wo er weit mehr gefordert wurde.

Aber auch wenn Looper nicht das Niveau des Terry-Gilliam-Kultfilms erreicht und die Ausstattung sowie die etwas ungelenke Inszenierung doch unter dem schmalen Budget leidet, muss man Johnson bescheinigen, dass er endlich mal etwas Neues, Frisches erzählen wollte, und damit trotz einiger Hänger im Mittelteil auch gut durchkommt.
 

Looper (2012)

Wer originelle Science-Fiction-Filme sehen will, der muss eigentlich durch die Zeit reisen. Denn in Hollywood wird das Genre mittlerweile mehr als stiefmütterlich behandelt. Gegen den Trend arbeitet Rian Johnson, der bereits mit seinem Debüt „Brick“ einen äußerst intelligenten Neo-Noir-Thriller vorgelegt hatte. Mit „Looper“ will er sich nun endgültig einen Namen machen.

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