Loggerheads

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Von Schildkröten und menschlichen Kreaturen

Loggerheads von Tim Kirkman, der auch das Drehbuch verfasste, erzählt eine Geschichte inspiriert von einer wahren Begebenheit, die offensichtlich die US-amerikanischen Zuschauer direkt ins Herz getroffen hat. Der Film wurde auf einigen nationalen Festivals präsentiert und gewann drei Mal den Preis für den besten Spielfilm, in Nashville und Florida vom Publikum erwählt und in Los Angeles von der Jury ausgezeichnet. Kirkman inszeniert sein Drama um menschliche Unzulänglichkeiten und große Emotionen mit einem souverän agierenden Cast, dessen Darstellung der Charaktere und funktionierendes Zusammenspiel das Geschehen auf der Leinwand mit Leben erfüllen. In drei Strängen und auf geschickt miteinander verwobenen Zeitebenen, ereignet sich die Handlung, eng an das Thema des Ozeans und der Schildkröten gebunden, bis schließlich alle Fäden zusammenlaufen.
Im Zentrum des Films steht der junge Mark (Kip Pardue, Remember the Titans), der bereits mit 17 Jahren seine Adoptiveltern verließ und sich am Strand von Kure Beach, North Carolina, mit Hingabe um die bedrohte Schildkrötenart der Loggerheads kümmert, die dort ihre Eier ablegt und deren Nachwuchs seinen Weg ins Meer finden muss. Dort entwickelt sich zwischen dem sensiblen, HIV-positiven Mann und dem ortsansässigen George (Michael Kelly, Dawn of the Dead) eine zunächst zaghaft wachsende, dann zunehmend intensive Zuneigung, und Mark fühlt sich bei dem etwas älteren Motel-Besitzer, der ebenso wenig aufdringlich fragt wie erzählt, angenommen und geborgen. Beiden Männern bedeutet ein hohes Maß an Freiheit viel, und dennoch sehnen sie sich nach Liebe, die das Gegenüber ihnen voller Wärme verheißt. Ob diese allerdings einen bezeichnenden Ausnahme-Augenblick auf ihrem Weg markiert oder kräftig genug ist, anzudauern, steht allenfalls in den Sternen über dem nächtlichen Himmel am Loggerheads-Strand.

Derweil verläuft das Leben von Marks Adoptivmutter Elizabeth (Tess Harper, Silkwood) und ihrem Mann Robert (Chris Saradon, Dog Day Afternoon) nur scheinbar im gewohnten Trott. Seit der Pfarrer und seine Frau sich mit Mark überworfen haben, dessen Homosexualität sie nicht akzeptieren wollten, vermisst Elizabeth ihn heftig, und mit der Zeit kommen ihr erhebliche Zweifel an der häuslichen Moral, die ihr Gatte dominiert. In dem Maße, in dem sie über ihre Haltung und Werte sowie deren Folgen nachdenkt, geraten diese ins Wanken, und ihr wird bewusst, wie eingeschränkt und wenig glücklich sich ihr Alltag durch seine überkommenen Traditionen und seine festgefahrene Religiösität gestaltet.

Die dritte Linie der Geschichte schließlich folgt Grace (Bonnie Hunt, The Green Mile), Marks leiblicher Mutter, die sich in jugendlichem Alter schweren Herzens von ihrem Sohn getrennt hat, da sie noch nicht in der Lage war, für ein Kind zu sorgen. Selbstverständlich hat sie ihren Kleinen niemals vergessen und beschäftigt sich gedanklich so stark mit seinem Schicksal, dass sie an einen Punkt gerät, an dem sie ihn unbedingt wiederfinden will, koste es, was es wolle, und so kündigt sie ihren Job und begibt sich auf die zunächst wenig aussichtsreiche Suche nach ihrem nunmehr erwachsenen Sohn. In ihrer Entschlossenheit löst Grace letztlich die Impulse aus, durch die sich die Lebenswege der Protagonisten erneut aufeinander zu bewegen.

Loggerheads ist eine geschickt erzählte Geschichte, deren thematische Motive in sanften Bildern zum Ausdruck kommen, die mit dem Ozean als Metapher für das Leben korrespondieren. Ein sympathischer Film, der die Sinne befriedet, die Herzen erwärmt und dort ein Türchen für Schildkröten und andere Kreaturen öffnet, für eine kleine herbstliche Kino-Zeit.

Loggerheads

Loggerheads von Tim Kirkman, der auch das Drehbuch verfasste, erzählt eine Geschichte inspiriert von einer wahren Begebenheit, die offensichtlich die US-amerikanischen Zuschauer direkt ins Herz getroffen hat.
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