Lilo Pulver Edition

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Die Burschikose

Lilo Pulver ist ein Tomboy. In wievielen Filmen eigentlich spielte sie Hosenrollen? In der Lilo Pulver Edition, die aus drei Filmen besteht, ist sie in einer Mittelalter-Sequenz in Herrliche Zeiten im Spessart ein Reiter der kaiserlichen Kommission und trägt die Kleidung eines Landsknechts. In Fritz und Friederike vom Anfang ihrer Karriere wird sie von ihrem Onkel (Otto Gebühr) als Junge erzogen. Er nennt sie, die eigentlich Friederike heißt, hartnäckig „Fritz“ und wahlweise „Lümmel“, „Lausekerl“ oder „Lausejunge“. Von ihm bekommt sie „ein Männerfrühstück mit Speck und Schnaps“ serviert, sie raucht Pfeife, arbeitet als Reitlehrerin und schläft bei den Tieren im Stall. Ihr Vormund meint Friederike, wenn er in Missachtung ihres Geschlechts stolz verkündet: „Er kann fechten und reiten! Das ist doch mehr als Latein und Griechisch.“ Doch Meinhard (Hans Leibelt) prophezeit richtig, wenn er seinem Freund entgegnet: „Glaubst du, dass die Natur mit sich spaßen lässt? Einmal, vielleicht bald schon, wird sich Friederike verlieben wie jedes andere Mädchen auch. Sie wird kein Junge mehr sein wollen.“ Und so kommt es dann auch. Sie, die bisher nur ihr Pferd Hasso liebte, verliebt sich in den Offizier Henry de Voss (Albert Lieven).

In Die Zürcher Verlobung spielt Lilo Pulver eine Autorin, die mit ihrem Verlobten (Wolfgang Lukschy) Schluss gemacht hat. Sie hilft als Sprechstundenhilfe bei ihrem Onkel aus und lernt dabei den Schweizer Arzt Jean Berner (Paul Hubschmid) und seinen Freund „Büffel“ (Bernhard Wicki) kennen. Ganz nah den wirklichen Erlebnissen folgend, schreibt sie einen Roman, in dem den Figuren der Sprechstundenhilfe und des Schweizer Arztes ein Happy End vergönnt ist. Der Stoff wird verfilmt, Regie führt „Büffel“. Die Zürcher Verlobung nach einem Bestseller von Barbara Noack ist flott erzählt und bietet ein paar schöne Dialoge, ist jedoch ebenso von biederer, seichter Schlagerhaftigkeit geprägt wie von angehäuften Zufällen und Unglaubwürdigkeiten, was die Liebe und die Darstellung des Filmgeschäfts angeht.

Herrliche Zeiten im Spessart, fünfzehn Jahre jünger als Fritz und Friederike und zehn Jahre jünger als Die Zürcher Verlobung, ist nach Das Wirtshaus im Spessart und Das Spukschloss im Spessart der letzte von Kurt Hoffmanns Spessart-Filmen und wäre damit besser in einer Spessart-Box aufgehoben, als in der Lilo Pulver Edition. Lilo Pulver spielt die Tochter des Hauses im modernen Spessart-Hotel, das bis auf die Gespenster, die aus dem All heranreisen, mit dem ursprünglichen Wirtshaus im Spessart nicht mehr viel gemein hat. Der Film ist eine ganz schön überdrehte Science-Fiction-Militär-Satire voll von süffisanten Spitzen, die auf die 1960er, die 1950er Jahre und auf die Zeit des Nazi-Regimes abgestellt sind.
 

Lilo Pulver Edition

Lilo Pulver ist ein Tomboy. In wievielen Filmen eigentlich spielte sie Hosenrollen? In der „Lilo Pulver Edition“, die aus drei Filmen besteht, ist sie in einer Mittelalter-Sequenz in „Herrliche Zeiten im Spessart“ ein Reiter der kaiserlichen Kommission und trägt die Kleidung eines Landsknechts.

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