Lille soldat

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale 2009: Wettbewerb

Seitdem der Krieg gegen den Terror von den Amerikanern und ihren Verbündeten geführt wird, häufen sich Filme in den Kinos und auf den Festivals, die das Schicksal der Soldaten thematisieren, die traumatisiert aus dem Irak und Afghanistan zurückkehren. Auch Anette K. Olesens Wettbewerbsbeitrag Lille soldat / Little Soldier mutet zunächst wie eine weitere Bewältigung von Kriegstraumata an, schlägt dann aber einen anderen Weg ein, bei dem es um Heimat, Familie, um zerbrochene Träume und die Hoffnung, das Leben doch noch in den Griff zu bekommen, geht.
Als Lotte (Trine Dyrholm) nach ihrem Einsatz im Irak in ihre Heimatstadt irgendwo in der dänischen Provinz zurückkehrt, sucht sie ihr Heil im Suff und in der Isolation. Bis eines Tages ihr Vater vor der Tür steht und der Verzweifelten einen Job als Fahrerin in seiner Spedition anbietet. Zunächst muss sie ihren Vater selbst im weißen Jaguar herumkutschieren, dann die aus Nigeria stammende neue „Freundin“ Lily (Lorna Brown), die als Edelprostitiuierte für Lottes Vater anschaffen geht. Denn der freundliche Herr, der seine Tochter immer noch wie einen Jungen und nicht wie eine junge Frau behandelt, betreibt ein schmutziges Geschäft mit Prostitution und Menschenhandel. Anfangs sind sich die beiden Frauen spinnefeind, doch als Lotte Lily vor einem zudringlichen Freier rettet, kommen sich die beiden Frauen langsam näher. Als die Ex-Soldatin dann erfährt, dass Lily in Nigeria eine kleine Tochter hat, , beschließt sie, die Seele ihrer neuen Freundin zu retten – auch wenn das bedeutet, dass sie sich damit gegen ihren eigenen Vater stellt. Doch Lily will gar nicht gerettet werden…

In Lille soldat / Little Soldier kommt einiges zusammen, was in manchen Momenten gut und gerne für drei oder vier unterschiedliche Filme ausgereicht hätte: Es geht um das Trauma des Krieges, um kaputte Familienstrukturen, darum, wie man mit der Erkenntnis umgeht, dass der eigene Vater ein fieser Menschenhändler und Zuhälter ist, es geht um verpfuschte Leben, um Freundschaft und Verrat und um die Vergeblichkeit, an anderen das richten zu wollen, wobei man bei sich selbst versagt hat. Das Erstaunliche ist dabei in diesem Fall nur, dass Anette K. Olesens Drama unter dieser Last eben nicht zusammenbricht, sondern bis zum Ende leidlich funktioniert. Was vor allem an Trine Dyrholm liegt und an den teilweise sehr schwelgerischen und dann im nächsten Moment wieder realistisch-drastischen Bildern von plötzlichen Gewaltausbrüchen, die im zurückhaltenden und sichtlich unterkühlten Ton der Erzählung umso mehr hervorstechen. Kein überragender Film, dank sehenswerter Darstellerleistungen aber auch kein Ausfall.

Lille soldat

Seitdem der Krieg gegen den Terror von den Amerikanern und ihren Verbündeten geführt wird, häufen sich Filme in den Kinos und auf den Festivals, die das Schicksal der Soldaten thematisieren, die traumatisiert aus dem Irak und Afghanistan zurückkehren.
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