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Das Mädchen Liliane Susewind, das mit Tieren sprechen kann, ist die Heldin der beliebten Kinderbuchreihe von Tanya Stewner. Nun bekommt die 11-Jährige ihr erstes Kinoabenteuer, das deutlich die Handschrift seines Regisseurs Joachim Masannek trägt.

Liliane Susewind - Ein tierisches Abenteuer (2018)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Irgendwas mit Tieren

Liliane Susewind (Malu Leicher) ist ein 11-jähriges Mädchen, das mit Tieren sprechen kann. In der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Tanya Stewner hilft sie Vierbeinern, Vögeln oder auch Delphinen, die in Not geraten sind. Abenteuer, in denen sich Kinder für Tiere oder für den Schutz der Natur einsetzen, sind auch im Kino gefragt, wie jüngst die beiden Conni & Co-Filme mit Emma Schweiger bewiesen haben. Nun kommt also der erste Liliane Susewind-Spielfilm heraus, aber der hat mit den Buchvorlagen an sich nicht mehr viel zu tun.

Die rothaarige Liliane, Lilli genannt, hat mit ihrem tierischen Gefolge das Leben ihrer Eltern Regina (Peri Baumeister) und Ferdinand (Tom Beck) wieder einmal ins Chaos gestürzt. Der Esel Anton stürmte den roten Teppich bei der Denkmal-Einweihung des Bürgermeisters und schleuderte diesem seinen Darminhalt entgegen. Regina verliert ihren Job als TV-Journalistin, die Familie muss umziehen, wie schon so oft. Schuldbewusst verspricht Liliane, nie wieder mit Tieren zu sprechen, außer mit ihrem Hund Bonsai. Doch kaum ist die Familie umgezogen, droht neuer Ärger. Denn die Schule beginnt mit einer Projektwoche, in deren Rahmen Lillis Klasse helfen soll, den Zoo von Frau Essig-Steinmeier (Meret Becker) für die Eröffnung herzurichten. 

Kaum ist Lilli im Tierpark angekommen, der sich auf einem stillgelegten Bahnhof mit ein paar Waggons und altmodischem Karussell befindet, hört sie schon die ängstlichen Worte eines kleinen Ferkels. Hier verschwinden Tiere! Als dann in der nächsten Nacht ein Pinguin abhandenkommt, befürchten Lilli und ihr neuer Freund, der hochbegabte Jess (Aaron Kissiov), dass als nächstes auch der Babyelefant Ronni gestohlen wird. Und so kommt es auch, denn die böse Tierdiebin Vanessa (Aylin Tezel) macht sich den unbeholfenen Tierpfleger Toni (Christoph Maria Herbst) mit Liebesversprechen gefügig. Nur Lilli kann Ronni retten, aber dafür braucht sie die Hilfe ihrer SchulkameradInnen einschließlich der furchtbar eingebildeten und egoistischen Trixi (Felice Ahrens).

Die Idee mit dem Tierpark auf dem verwunschenen, leicht vergammelten Gelände, das für die Eröffnung auf Vordermann gebracht werden soll, erinnert an den schönen Film Wir kaufen einen Zoo mit Matt Damon aus dem Jahr 2011. Aber im Gegensatz zu jener Geschichte geht es hier weniger um die Charaktere, ihre Beziehungen und Gefühle, als darum, hip und stylisch zu wirken. Regisseur Joachim Masannek (Die Wilden Kerle) hat diesmal das Drehbuch nicht selbst geschrieben, aber auch wenn seine AutorInnen Katrin Milhahn, Antonia Rothe-Liermann, Matthias Dinter, Beate Fraunholz und Betty Platz heißen, ähnelt der Film in Stil und Optik doch verblüffend früheren Filmen Masanneks wie V8 – Du willst der Beste sein. Auch hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, was die Ausstattung, die Kostüme, die Posen angeht. 

Alles ist ein wenig over the top, als würde der Film eine ironische Maskerade zum Thema filmisches Erzählen veranstalten. Die Zoodirektorin kleidet sich hippiesk-skurril, und wenn sie dann mit dem Betäubungsgewehr und im bauschigen Unterrock auf dem Aussichtsturm Wache schiebt, soll das wohl irgendwie an Annie Get Your Gun erinnern. Toni sieht wie ein tumber Clown aus, die böse Vanessa ist beinahe noch glamouröser als ihr filmisches Vorbild Cruella De Vil aus 101 Dalmatiner. Und dann erst die beiden Polizisten, die Lilli ohne Umschweife als „Idioten“ bezeichnet! Oft sind es ja die bösen Erwachsenenfiguren, die in Kinderfilmen zu peinlichen Trotteln degradiert werden, aber manchmal, und hier sogar im Exzess, müssen die Ordnungshüter für tollpatschigen Slapstick herhalten. Schon das Aussteigen aus dem Polizeiauto gelingt dem einen Beamten nicht ohne peinlichen Zwischenfall. Und so geht es dann weiter, maßlos in der Übertreibung von Ungeschick und Dummheit, als müsse hier einmal auf diesen speziellen Humor des deutschen Kinderfilms angestoßen werden.

Die Kindercharaktere sind da schon etwas weniger übertrieben geraten, wenngleich sie alle ausgesprochen oberflächlich bleiben. Lilli ist ein wenig wild und meistens gut gelaunt, Jess, der Nerd, der seine Talente aus Angst vor Ausgrenzung verbirgt und dessen Besetzung Anlass zu Whitewashing-Diskussionen im Kinderfilm gab, dient hauptsächlich als Begleiter. Aber Trixi, das tonangebende Mädchen in der Klasse, wird von Felice Ahrens mit solchem Furor als kleines Biest dargestellt, dass es schon wieder eine Freude ist. Die Sorgfalt, mit der sich der Film der Ausstattung widmet, lässt er aber leider gerade in Bezug auf die Tiere vermissen. Hund Bonsai ist echt, aber die Pinguine sehen aus wie Stofftiere und der Babyelefant ist ebenfalls erkennbar eine computergenerierte Kreatur. Aber die Tiere bilden ja auch eher nur den Vorwand für diese überdrehte filmische Party, die weniger dem Geist der Buchvorlagen, als ihren eigenen Gesetzen folgt.

Liliane Susewind - Ein tierisches Abenteuer (2018)

Liliane Susewind, aus der gleichnamigen Romanreihe, ist ein ganz besonderes Mädchen. Die Elfjährige kann nämlich mit Tieren sprechen. Nach dem Umzug in eine neue Stadt behält sie dieses Geheimnis aber erst einmal für sich, denn bisher gab es deswegen nur Ärger. Dann wird in den ansässigen Zoo eingebrochen und Lilli sieht sich verpflichtet den Tieren und Pflegern beiseite zu stehen.

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Meinungen

Pita Chile · 24.08.2018

Die Kinderschauspieler machen ihre Sache gut, der Plot insgesamt ist ein "mixed bag" aus Slapststick, Fantasie, "falsch Verstanden werden" und boese Leute jagen. Das erste Drittel ist lustig, der Rest ist reichlich unheimlich und wird bei meinen kleinen fuer Albtraeume sorgen. Mein 6-jaehriger ist tief im Sessel versunken und hat sich die Finger abgekaut, mein 4-jaehriger ist durch den ganze (leeren) Kinosaal. Da werden Kinder in Kaefige gesperrt und Tiere mit Messern als Geiseln genommen. Unter 10 wuerde ich da keine Kinder reinschicken.