Lightning Bug

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das Leben eines Träumers

Während Robert Halls Slasher-Duo Laid to Rest ein gewisses Renommee entwickelt hat, ließ eine deutsche Auswertung seines Debütfilms mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten. Der autobiographisch geprägte Lightning Bug ist weit interessanter, erzählt er doch in seinem Kern davon, dass man Träume allen Widerständen zum Trotz niemals aufgeben soll. Aber auch Genre-Freunde kommen auf ihre Kosten, liefert doch Hellraiser-Star Ashley Laurence die beste Leistung ihrer Karriere ab.
Green Graves (Bret Harrison) lebt in Fairfield, Alabama. Dies ist kein Ort für Träume, aber dennoch hat er welche. Er möchte ein Spezialeffekt-Profi werden und nach Hollywood gehen. In seiner Heimatstadt lacht man ihn dafür nur aus. Lediglich Angevin (Laura Prepon), die neu in der Videothek angefangen hat und sich mit ihm anfreundet, glaubt an Green und ermuntert ihn, seine Träume nicht aufzugeben. Allen Widerständen zum Trotz – ein prügelnder Stiefvater, eine Mutter, die ihn nicht versteht, religiöse Eiferer, die einen Satanisten in ihm sehen – gibt er nicht auf.

„Die erschreckendsten Monster sind überall um uns herum“, heißt es auf dem Backcover. Das mag Horror erwarten lassen, aber illustriert vielmehr den eigentlichen Schrecken einer Existenz, wie Green sie führt. Missverstanden, für die eigenen Träume verspottet, immer wieder drangsaliert und schikaniert – das ist das Leben eines Außenseiters. Hall weiß, wie sich das anfühlt. Er hat es erlebt und nicht vergessen. Jahrelang ging er mit dem Projekt schwanger, so dass er alles Herzblut in diesen Film einfließen lassen konnte. Auch seine Schauspieler konnte er begeistern. Lightning Bug steht und fällt mit Bret Harrison, aber auch Laura Prepon. Doch beide gehen in ihren Rollen auf, die Chemie stimmt einfach. Sie tragen die Geschichte, selbst in den Momenten, in denen sie Hall etwas entgleitet – wie beim Ende, das urplötzlich einen Abstecher ins Reich des Thrillers macht, dabei aber die Glaubwürdigkeit etwas sehr beansprucht.

Das ist nur ein kleiner Makel, funktioniert Lightning Bug doch ansonsten als einfach gestricktes, ehrlich erzähltes Drama, das vom Mangel an Budget sogar profitiert. Das körnige Filmmaterial weist einen natürlichen Look auf, der die Tristesse von Greens Dasein akzentuiert. Das verleiht dem Film fast einen dokumentarischen Charakter. Das ist die technische Seite, die unbedeutend wäre, würde der Inhalt dem nicht gerecht werden. Halls autobiographisch angehauchte Geschichte ist authentisch, witzig, ernsthaft, traurig, sogar ein klein wenig tiefsinnig – und nicht zuletzt ein Plädoyer dafür, den eigenen Träumen zu folgen, selbst wenn man jeden, den man liebt, zurücklassen muss.

Die Blu-ray bietet fast 20 Minuten an entfallenen Szenen. Sie sind nicht essenziell, teilweise aber sehr lange Sequenzen, die die Beziehung der Brüder stärker in den Fokus rücken. Manch andere Szene flog aber offensichtlich raus, da sie völlig unpassend ist, so etwa die, als Angevin davon erzählt, wie ihre Mutter einen Exorzismus durchgeführt hat. Enthalten sind zudem Bloopers, ein Musikvideo, der Trailer und ein gut 20-minütiges Making-of, das neben Aufnahmen der Dreharbeiten auch kurze Interview-Segmente mit den Darstellern beinhaltet.

Leider ist die Synchronisation nicht gerade stimmungsvoll geraten. Problematisch sind hier vor allem die Stimmen der Graves-Brüder, die viel zu alt klingen. Das schmälert die Wirkung dieses ansonsten wirkungsvollen Dramas.

Lightning Bug

Während Robert Halls Slasher-Duo „Laid to Rest“ ein gewisses Renommee entwickelt hat, ließ eine deutsche Auswertung seines Debütfilms mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten. Der autobiographisch geprägte „Lightning Bug“ ist weit interessanter, erzählt er doch in seinem Kern davon, dass man Träume allen Widerständen zum Trotz niemals aufgeben soll.
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