Letters From Iwo Jima (2006)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Brief aus dem Jenseits

Als sich im Jahre 1945 ein Ende des Zweiten Weltkrieges abzeichnet, wirft Japan noch einmal alles an die Front, um die drohende Niederlage abzuwenden. Besonders erbittert wird um die kleine Insel Iwo Jima gekämpft, denn das Eiland im Pazifik hat für beide Parteien vor allem symbolischen Charakter – wenn die Insel in die Hände der Amerikaner fällt, ist dies das erste Stück japanischen Bodens, das von den Gegnern des Landes der aufgehenden Sonne erobert wird. In seinem zweiten Film zum gleichen Thema nach Flags of Our Fathers wechselt Eastwood in Letters from Iwo Jima nun die Seiten und den Blickwinkel und erzählt die Geschichte zum zweiten Mal – aber aus japanischer Sicht.

Im Mittelpunkt von Letters from Iwo Jima stehen eine Reihe von japanischen Soldaten, angefangen vom einfachen Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), der am liebsten desertieren würde, um noch einmal sein neugeborenes Kind sehen zu können über Leutnant Ito, der als Counterpart eher Harakiri begehen würde statt sich zu ergeben bis hin zu Baron Nishi (Tsuyoshi Ihara), einen ehemaligen Olympiasieger im Reitsport. Außerdem sind da noch der ehemalige Militärpolizist Shimizu (Ryo Kase) und schließlich der Kommandeur des Himmelfahrtskommandos Generalleutnant Tadamichi Kuribayashi (Ken Watanabe), der als ausgewiesener Amerikakenner natürlich längst weiß, dass sich eine Niederlage kaum wird vermeiden lassen. Doch der von seinen Soldaten ebenso gefürchtete wie bewunderte Kommandeur hat einen Plan, wie er gegen die übermächtigen amerikanischen Truppen möglichst lange Widerstand leisten kann – er geht mit seinen Soldaten im wahrsten Sinne des Wortes in den Untergrund. Und tatsächlich dauert die Schlacht um das unwirtliche kleine Eiland im Pazifik schließlich 40 Tage und fordert mehr als 25.000 Todesopfer…

In gewisser Weise gelingt Eastwoods doppeltes Spiel und zur gleichen Zeit scheitert es auch. Filmisch gibt es kaum etwas an Letters from Iwo Jima auszusetzen, und man kann auch nicht gerade behaupten, dass es Eastwood nicht gelungen wäre, die japanische Sicht auf die Ereignisse auf Iwo Jima einzufangen. Die harschen Wechsel zwischen der Brutalität des Abschlachtens und einer beinahe verträumt wirkenden Poesie des Privaten allerdings sah man in Terrence Malicks grandiosem Film Der Schmale Grat / The Thin Red Line um einiges besser umgesetzt. Außerdem setzt Eastwood sowohl auf Charakterbilder und Bilder der Gewalt und des tausendfachen Sterbens und wird letzten Endes beiden Ansprüchen nicht gerecht. Und möglicherweise lässt sich nach dieses merkwürdige Gefühl nach Iwo Jima auch mit der impliziten Struktur des Diptychons erklären, die besagt, dass das Wahrheit über Iwo Jima irgendwo dazwischen liegt. Und wenn das die Erkenntnis Eastwoods über Iwo Jima und den Krieg sein sollte, kann man nicht umhin festzustellen, dass wahrhaft große Regisseure dies auch in einem Film ausdrücken können.
 

Letters From Iwo Jima (2006)

Als sich im Jahre 1945 ein Ende des Zweiten Weltkrieges abzeichnet, wirft Japan noch einmal alles an die Front, um die drohende Niederlage abzuwenden.

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Meinungen

Oli · 23.02.2007

Hat jemand ne Ahnung, wo in Potsdams Umgebung der läuft? Habe nichts gefunden.

Snacki · 20.02.2007

Komplex, klug, außergewöhnlich. Besonders natürlich mit FLAGS OF OUR FATHERS ein ganz besonders Erlebnis!