Les temps qui changent - Berlinale Wettbewerb 2005

Alte Liebe rostet doch

Kann eigentlich etwas schief gehen, wenn die zwei Schauspielurgesteine der wahrscheinlich großartigsten Filmnation Europas, mit einem der renommiertesten Regisseure dieses Landes zusammenarbeiten? Auf der Berlinale ist diese Frage emphatisch beantwortet worden und leider lautet sie „Ja – aber sicher doch!“. Nahtlos hat sich Les temps qui changent in den Reigen, der bisher mäßigen bis enttäuschenden Wettbewerbsbeiträge eingereiht. Die Berlinale, die ohne großen Hollywood-Glamour auf die Stärken des europäischen Films aufmerksam machen wollte, läuft Gefahr, zum einem Fiasko für Europas Kino zu werden. Bleibt zu hoffen, dass Festivalleiter Dieter Kosslick in den verbleibenden Tagen noch ein paar filmische Asse aus dem Ärmel schütteln kann. Doch bevor mit der Kritikerkeule allzu heftig weiter auf das noch junge Festival eingedroschen wird und das womöglich viel zu frühzeitig, zurück zu Les temps qui changent.

Der achtzehnte Film von Regisseur André Techiné vereint das Traumpaar des französischen Kinos Catherine Deneuve und Gérard Depardieu 25 Jahre nach Truffauts mehr als denkwürdigem Werk Le dernier métro (Die letzte Métro) wieder auf der Kinoleinwand. Antoine (Gérard Depardieu) ist Bauingenieur und nach Tanger geschickt worden, um dort die Arbeiten an einem Medienzentrum voranzutreiben. Doch das eigentliche Ziel seiner Reise ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Cécile (Catherine Deneuve), der Frau, die er seit über 30 Jahren nicht vergessen kann. In Tanger angekommen, ist Antoine zu schüchtern und verängstigt, um Cécile direkt zu treffen. Stattdessen schickt er ihr täglich anonym Rosen. Als er sie zufällig in einem Supermarkt trifft, flüchtet er so überhastet, dass es ihn auf den depardieuschen Hintern setzt. Aber schließlich kommt es doch zu einem Wiedersehen. Doch Cécile ist nicht mehr die Frau, die er einst liebte. Die 30-jährige Trennung hat zu einer tiefen Kluft geführt. Längst hat Cécile Antoine vergessen, ist verheiratet, natürlich mit einem trinkenden Ehemann (Gilbert Melki), und lebt ihr eigenes Leben, dass auch sonst nicht problemlos ist. Ihr Sohn Samy (Malik Zidi) fühlt sich, obwohl verheiratet, sehr zu einem anderen Mann hingezogen. Und ihre Schwiegertochter Nadia (Lubna Azabal) kämpft darum, sich von ihrer eineiigen Zwillingsschwester zu lösen.

Was sich wie ein komplexes und irgendwie auch ödes Beziehungsgeflecht anhört, ist es auch. Regisseur Techiné verliert sich in den Nebengeschichten und vielen weiteren kleinen Episoden, die wohl die Mysterien des Orients oder den Gegensatz zwischen Okzident und Orient illustrieren sollen, aber für den eigentlichen Plot des Films vollkommen ohne Belang sind. Respekt gebührt Catherine Deneuve, die sich als alternde Grande Dame zeigt, die sich nicht scheut, ihre Falten umgeschminkt von der Kamera einfangen zu lassen. Chapeau, Madame!

Les temps qui changent - Berlinale Wettbewerb 2005

Kann eigentlich etwas schief gehen, wenn die zwei Schauspielurgesteine der wahrscheinlich großartigsten Filmnation Europas mit einem der renommiertesten Regisseure dieses Landes zusammenarbeiten?

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