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Nach drei Jahren Beziehung stellt sich für Markus und Sanne die Frage, ob es noch eine gemeinsame Zukunft gibt. Eine Woche auf Gran Canaria soll die Liebe wieder beflügeln. Doch die Hoffnung, sich als Paar neu zu finden, kollidiert mit der Erkenntnis, auf der falschen Insel gelandet zu sein.

La Palma (2019)

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Urlaub mit Beziehungsstress

Sechs Tage auf Gran Canaria sollen der kriselnden Beziehung von Sanne (Marleen Lohse) und Markus (Daniel Sträßer) eine neue Chance geben. Doch der Urlaub beginnt denkbar schlecht. Der Mietwagen ist nicht mehr im System und als das extra bezahlte Auto in dunkler Nacht an der ins Navi eingegebenen Adresse ankommt, steht dort kein Hotel, sondern ein einsamer Schuppen. Sanne ahnt schon das ganze Ausmaß des Malheurs, das sie mit ein, zwei gezielten Fragen als Fakt entlarvt. Markus hat den Flug auf die falsche Insel gebucht, nämlich auf La Palma, statt nach Las Palmas auf Gran Canaria! Dort wartet jetzt das schöne Hotel, das Sanne ausgesucht hatte, vergeblich auf das Unglückspaar.

Sanne ist sauer, stinksauer, während Markus sagt, sie solle es doch positiv sehen, „zum Glück sind wir nicht auf Malle gelandet, oder?“ Er fährt weiter, steigt vor einem Anwesen aus und kommt nach kurzer Zeit zurück in der Rolle des Spaniers Pablo, der in gebrochenem Deutsch mit Akzent in sein Haus einlädt. Er hat die Schlüssel zur „Casa de Lutz“ unter dem Fensterbrett gefunden, der Kühlschrank war ausgestellt, das Haus folglich gerade unbewohnt. Sanne verbringt die Nacht empört im Auto, eilt jedoch Markus am nächsten Morgen zu Hilfe, als ihn die Putzfrau für einen Einbrecher hält. Es fällt Sanne nicht schwer, sie davon zu überzeugen, dass sie Urlaubsgäste der Hausbesitzer sind. Nun ist das Paar fürs Erste versöhnt, Sanne akzeptiert ihren Pablo und stellt sich ihm als feurige Spanierin Alba vor.

Wird sich das Paar mit seinem Rollenspiel neu erfinden können, der Liebe einen Weg bahnen aus dem Dickicht der gegenseitigen Frustrationen? Was Sanne an Markus nervt und diesen an ihr, wirkt auf Außenstehende recht diffus. Vielleicht sind es nur Kleinigkeiten, vielleicht ist es eine generelle, gefühlte Unverträglichkeit der Mentalitäten. Die zielstrebige, korrekte Sanne neigt dazu, Markus als schusseligen Luftikus abzukanzeln, er wirft ihr Humorlosigkeit vor.

Manchmal klappt das Rollenspiel, zum Beispiel als Pablo mit einer Rose im Mund Alba spontan zum Tanz auffordert, auf dem belebten Platz vor einem Lokal. Dann verwandelt sich die rothaarige Sanne mühelos in die feurige, stolze, befreite Tänzerin, die nur für den Moment lebt. Am Morgen danach wird sie verkünden: „Markus, ich liebe dich!“, doch diese Gewissheit ist nicht dazu bestimmt, den Tag ungerupft zu überstehen. In seinem Spielfilmdebüt geht der 1987 geborene Regisseur und Drehbuchautor Erec Brehmer der Frage nach, ob seine Generation beziehungsunfähig sei. Er folgt dabei der These des Soziologen Sven Hillenkamp, dass klassische Paarbeziehungen in einer Ära uneingeschränkter individueller Freiheit nur noch schwer gedeihen können. Aus dieser Perspektive erscheint das unschlüssige Probieren und Verwerfen, das Sanne und Markus auf La Palma aufführen, einigermaßen verständlich. Sanne weiß, dass sie eine Partnerschaft will, aber ob es nun ausgerechnet dieser Mann sein muss, der es in drei Jahren nicht geschafft hat, ihre Bindung an seinen Vorgänger zu überschreiben?

Marleen Lohse verleiht der jungen Frau eine selbstbewusste, unabhängige Ausstrahlung, gepaart mit einem Hang zur Cholerik, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht. Daniel Sträßer stattet Markus, der es viel besser als Sanne versteht, einfach in den Tag hineinzuleben und zu improvisieren, mit einer Verletzlichkeit aus, die der Charakter nicht in Worte fasst. Er scheint mehr an Sanne zu hängen, tiefer verunsichert zu sein, und reagiert wohl schon deswegen beleidigt, wenn sie mal einen Tag ohne ihn verbringen will.

Ganz im luftleeren Raum bewegen sich die beiden in diesem Urlaub nicht. Es gibt kurze, flüchtige Begegnungen mit einem älteren deutschen Paar aus der Nachbarschaft, einer jungen Familie, die ebenfalls Ferien macht. Markus kommt auch mit einer Holländerin ins Gespräch, die sich auf der Insel niedergelassen hat, um eine Bar zu betreiben. Sanne erhält einen Anruf von ihrem Exfreund. All diese Kontakte werden von den Hauptcharakteren zum Anlass für Gedanken über die eigene Zukunft genommen. Einen Königsweg für die eigene Lebensgestaltung finden die beiden dabei jedoch nicht.

Das Auf und Ab von getrübter und gelöster Stimmung, die manchmal spleenig anmutende Empfindlichkeit der beiden Hauptcharaktere schildert Brehmer mit feinem, von Ironie durchzogenem Humor. Wenn Sanne und Markus vor dem Haus frühstücken, wenn sie am Strand liegen oder durch den Ort schlendern, entsteht eine glaubhafte Urlaubsatmosphäre. Dazu gehört auch, dass der Verlauf der Tage nicht vorgezeichnet ist, das Paar zwischen Neugier, Lässigkeit und dem Missmut pendelt, der nicht ausbleibt, wenn die Zeit in Eigeninitiative ausgefüllt werden muss. Die schöne Landschaft mit den Bergen hinter der Bucht, der Küstenabschnitt mit den in den Fels geduckten Häuschen, die Ruhe am dunklen Sandstrand verfehlen ihre Wirkung aufs Gemüt der Betrachtenden nicht.

Es langweilt keine Sekunde, diesem Paar zuzuschauen, das auch hier wahrscheinlich zu viel auf einmal will, Urlaub machen und gleichzeitig die Beziehung kitten. Seine Offenheit und Leichtigkeit behält der Film bis zum Schluss. Wie es mit Sanne und Markus weitergeht, darüber dürfte im Publikum Uneinigkeit herrschen.

La Palma (2019)

Sanne und Markus stecken in einer Beziehungskrise. Um zu beweisen, dass eine großartige Zukunft vor ihnen liegt, hat Markus Sanne einen Erholungsurlaub nach Las Palmas de Gran Canaria geschenkt. Doch an der Adresse ihres Hotels angekommen, finden sie nur eine Bananenplantage vor und müssen entsetzt feststellen: Sie befinden sich auf der falschen Insel! Markus hat versehentlich einen Flug nach La Palma statt nach Las Palmas gebucht.Das kann ja heiter werden …

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Meinungen

Pablo · 02.03.2021

Zwei völlig verwöhnte, selbstgefällige Menschen nisten sich durch einen Eingabefehler im falschen Haus ein; der weitere Verlauf wird zunehmend unglaubwürdig; deren selten unsympathisches Verhalten ruiniert jegliche Urlaubsstimmung, die aufkommen könnte. Nach 40 Minuten konnten wir dem Ruf des Aus-Knopfs nicht mehr widerstehen.

Philipp Sauer · 17.02.2020

Echt furchtbar, die Zeit bekomme ich nie wieder.

Peter Märtens · 23.01.2020

Toller Film. Wir haben ihn in der Sneak gesehen. Tolle Schauspieler, tolle Bilder und eine tolle Gesamtatmosphäre. Wie ein Kurzurlaub.