Kubrick, Nixon und der Mann im Mond

Eine Filmkritik von Falk Straub

Die dunkle Seite des Mondes

Als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzt, haben die Amerikaner den Wettlauf gegen die Sowjets gewonnen. Doch war der Astronaut tatsächlich dort? 33 Jahre später enthüllt William Karels Fernsehfilm Kubrick, Nixon und der Mann im Mond schier Unglaubliches – oder etwa doch nicht?
Anfang des neuen Jahrtausends arbeitet William Karel an einem Dokumentarfilm über den 1999 verstorbenen Stanley Kubrick, doch dann nimmt sein Projekt eine überraschende Wendung. In Gesprächen mit Kubricks Witwe Christiane erfährt Karel ein lange gehütetes Geheimnis: Der Regisseur soll die Mondlandung vorab am Set von 2001: Odyssee im Weltraum drehen. Falls die Mission der Apollo 11 scheitern oder deren Fernsehübertragung misslingen sollte, hätte Präsident Richard Nixon etwas in der Hinterhand. Als Dankeschön erhält Kubrick sieben Jahre später von der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde besonders lichtstarke Objektive, um in seinem Historiendrama Barry Lyndon Szenen bei Kerzenschein inszenieren zu können.

Kubrick, Nixon und der Mann im Mond lässt einen staunen. Schließlich liefert William Karel endlich die Beweise für die abstrusen Verschwörungstheorien, die sich seit Jahrzehnten um die erste Mondlandung ranken. Und das aus erster Hand: Neben Kubricks Witwe und dessen Schwager packen namhafte Zeitzeugen wie Henry Kissinger und Donald Rumsfeld aus. Je weiter der Film fortschreitet, desto mehr weicht das Staunen jedoch der Irritation. Stammt die Musik, die Karel unter eine geheime Absprache zwischen Washington und Hollywood legt, nicht aus Der Pate? Warum sind die Geständnisse einiger Gesprächspartner so montiert, als hielten sie ein Schwätzchen, obwohl sie doch zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten aufgenommen wurden? Und hat man deren Namen nicht schon einmal andernorts gehört?

William Karel greift die Verschwörungstheorien um die Mondlandung auf und spinnt sie süffisant weiter. Selbst wem Namen wie etwa Jack Torrance, David Bowman, Ambrose Chapel oder W. A. Konigsberg nichts sagen, der merkt, das in Kubrick, Nixon und der Mann im Mond nicht alles koscher ist. Spätestens wenn der US-Präsident den Vietnamkrieg vom Zaun bricht, um die letzten Zeugen des gefälschten Filmmaterials zu beseitigen, die in Südostasien untergetaucht sind, sollte das eigentlich jedem klar sein. Doch bei Ironie ist stets Vorsicht geboten. Karel geht deshalb auf Nummer sicher. Im Abspann gibt sich Kubrick, Nixon und der Mann im Mond schließlich endgültig als Mockumentary zu erkennen.

Namhafte Regisseure wie Rob Reiner (Die Jungs von Spinal Tap) oder Woody Allen (Zelig) haben sich schon an dieser Spielart versucht. Trotz der technischen und erzählerischen Meisterschaft, die etwa Zelig auszeichnet, hat Karel seinen Kollegen ein entscheidendes Moment voraus. Während die Mehrheit der Pseudo-Dokumentarfilme ihre Mittel der Täuschung zu verschleiern sucht, enthüllt Karel diese nach und nach.

Bevor Karel den Bogen der Glaubwürdigkeit vollends überspannt, fordert er viel Aufmerksamkeit von seinen Zuschauern. Zunächst sind die Manipulationen ebenso fein wie Karels Humor, der eine gute Kenntnis der Film- und Zeitgeschichte voraussetzt. Ein paar falsche Gesprächspartner und eine kluge Montage, die die Aussagen der echten Zeitzeugen in einen verfremdeten Zusammenhang stellt, reichen schon. Gern hätte man mehr über die Entstehungsgeschichte dieses faszinierenden Films erfahren. Die DVD bietet jedoch keinerlei Bonusmaterial. Und so muss sich das Publikum mit einem ebenso brillanten wie amüsanten Film begnügen, der seinen Zuschauern vor Augen führt, wie einfach sich Fakten manipulieren lassen, und dabei ganz beiläufig verdeutlicht, dass es selbst im Dokumentarischen keine Objektivität geben kann. Anhängern von Verschwörungstheorien sei er daher wärmstens ans Herz gelegt.

Kubrick, Nixon und der Mann im Mond

Als Neil Armstrong am 21. Juli 1969 seinen Fuß auf den Erdtrabanten setzt, haben die Amerikaner den Wettlauf gegen die Sowjets gewonnen. Doch war der Astronaut tatsächlich dort? 33 Jahre später enthüllt William Karels Fernsehfilm „Kubrick, Nixon und der Mann im Mond“ schier Unglaubliches – oder etwa doch nicht?
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