Kleinruppin Forever

Willkommen im Freizeitpark Ost!

Spätestens seit dem Erfolg von Good Bye, Lenin! wird Gesamtdeutschland endgültig von der Ostalgie-Welle überrollt, Shows im Privatfernsehen und Devotionalien-Shops mit Spreewald-Gurken und Sparwasser-Trikots sind ein deutliches Indiz dafür. Viel mehr als ein modischer Gag scheint die Nostalgie allerdings nicht zu sein, denn massenmediale unterstützte Verklärung der eigenen Vergangenheit ist anscheinend allemal beliebter als ein Blick zurück mit Skepsis. Und nun also noch ein filmischer Blick auf die jüngste deutsch-deutsche Vergangenheit.

(West-)Deutschland Mitte der Achtziger: Der 19-jährige Tim aus Bremen (Tobias Schenke) ist die jugendliche Transformation des "Besser-Wessis", ein jugendlicher Schnösel mit Lacoste-Hemdchen, der auf dem besten Weg ist, ein zweiter Boris Becker zu werden. Sein Vater (Uwe Kokisch) sähe es allerdings lieber, wenn der Filius das Architekturbüro übernehmen würde. Bei einer Klassenfahrt nach Kleinruppin in der damaligen DDR steht der Jungschnösel plötzlich seinem Zwilling Ronnie gegenüber, von dem Tim bislang nichts wusste. Dieser ergreift flugs seine Chance, schlägt den angehenden Tennisprofi nieder und kehrt an seiner statt in den Goldenen Westen zurück.

Nun ist Tim also auf sich alleine gestellt, seine Beteuerungen, er komme aus dem Westen, glaubt ihm sowieso niemand. So schnell wie möglich will er aus dem Arbeiter- und Bauernstaat "rübermachen", bis er auf einmal Jana (Anna Brüggemann) kennen lernt, in der er sich verliebt. Vielleicht ist es ja doch nicht so schlecht, in Kleinruppin gelandet zu sein. Doch das Heimweh behält die Oberhand und Tim trainiert wie ein Besessener, um in die DDR-Schwimmstaffel aufgenommen zu werden. Denn nur so rechnet er sich eine Chance aus, in den Westen zu reisen (und dort bleiben) zu können. Doch bis zu diesem Ziel stehen noch jede Menge Arbeitseinsätze in der Nähmaschinen-Fabrik, stramme NVA-Kader und sadistische Schwimmtrainer im Weg. Und Jana, die wirklich ein Grund wäre, in "Kleinruppin forever" zu bleiben.

Die Geschichte von den Zwillingen, von denen der eine im Westen und der andere im Osten aufwuchs, ist nicht gerade neu und originell, Götz George versuchte bereits ähnliches mit der TV-Miniserie Schulz & Schulz Anfang der Neunziger. Und auch die Zutaten zu der poppigen Liebeskomödie sind hinreichend bekannt und wirken wie aus einem Lexikon der Achtziger dies- und jenseits der Mauer. Trotz aller Klischees aber versteht es der Film, gut, zu unterhalten, wohl auch deswegen, weil der Regisseur Carsten Fiebeler die DDR aus Jugendzeiten gut kennt und weil deshalb die Atmosphäre stimmig und glaubwürdig geschildert wird. Nur: Vergangenheitsbewältigung sieht anders aus. Nett, aber harmlos.

Kleinruppin Forever

Spätestens seit dem Erfolg von Good Bye, Lenin! wird Gesamtdeutschland von der Ostalgie-Welle überrollt, Shows im Privatfernsehen und Devotionalien-Shops mit Spreewald-Gurken und Sparwasser-Trikots sind ein deutliches Indiz dafür.

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