Klang der Stille

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Freude, schöner Götterfunken?

Wien im Jahre 1824: Ludwig van Beethoven (Ed Harris) ist krank und nahezu taub, sein Zenith scheint überschritten, zumal die Wiener gerade der italienischen Oper den Vorzug geben. Doch ein letzter musikalischer Streich soll es noch einmal richten, sowohl der Maestro als auch sein Verleger und Kopist Wenzel Schlemmer (Ralph Riach) setzen alle Hoffnung auf Beethovens 9. Sinfonie. Das Datum der Premiere steht bereits fest und die Uhr tickt, doch der an Krebs erkrankte Komponist kommt einfach nicht voran. Da immer noch keine fertige Partitur vorliegt, droht der Ruf des Maestros ernsthaften Schaden zu nehmen. Schlemmer weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als dem widerspenstigen Meister eine Hilfe in Gestalt der jungen Konservatoriums-Studentin Anna Holtz (Diane Kruger) an die Seite zu stellen. Nach anfänglicher wütender Ablehnung der jungen Frau, die er zunächst lediglich für eine Botin hält, lässt sich der exzentrische und impulsive Beethoven widerwillig auf das Arrangement ein, schließlich weiß auch er, dass er das Werk allein nicht mehr vollenden kann. Es kommt, wie es kommen muss: Das todkranke Genie durchlebt einen Sinneswandel, was dazu führt, dass er die junge Studentin bald schätzen lernt, was zwar nie den Rahmen des Schicklichen verlässt, doch Annas Beziehung zu ihrem Verlobten Martin Bauer (Matthew Goode) auf eine harte Probe stellt…
Musikalisch weiß Klang der Stille — Copying Beethoven zu überzeugen, was man von der Inszenierung leider nicht zu jedem Zeitpunkt behaupten kann. Während Ed Harris bereits bei der Darstellung des zerrissenen Maler-Genies Jackson Pollock bewies, dass er extreme Charaktere gut ausfüllen kann, bleibt Diane Kruger wie auch in Goodbye Bafana zumeist blass. Umso stärker wirkt Beethovens unsterbliche Musik nach, die hier in hervorragenden und überzeugend inszenierten Einspielungen zu hören ist. Und so ist dieser Film, auch wenn die historische Authentizität keineswegs als gesichert gelten darf, für Liebhaber klassischer Musik allemal ein Erlebnis.

Klang der Stille

Wien im Jahre 1824: Ludwig van Beethoven (Ed Harris) ist krank und nahezu taub, sein Zenith scheint überschritten, zumal die Wiener gerade der italienischen Oper den Vorzug geben.
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Meinungen

momotek · 12.05.2007

Der FIlm ist einfach großartig!!!! FÜr alle Liebhaber der klassischen Musik einfach ein MUSS, Pflichtprogramm. Agnieszka Holland..... wieder ein toller FILM. Wer bissen mehr darüber gelesen hat, weiss dass Anna HOltz eine Fiktion ist und der Anspruch dieses Filmes kein DOku war über Bethovenszeiten zu machen. Es geht hier ums was anderes.... das Verstehen der Musik bzw. es geht um das Entstehen der Musik

Alina · 29.04.2007

Im Musikunterricht sollte ich letztens ein einstündiges Referat über Beethoven halten.
Dadurch bin ich erst einmal richtig auf Beethoven gestoßen.
Der Film hört sich gut an, doch bezweifle ich, dass die Handlung wirklich wahr ist.

René · 22.04.2007

Endlich wissen wir es: Es waren Frauen, die maßgeblichen Anteil am Schaffen Bethoovens und darunter zu leiden hatten. Die fleissige und verkannte Komponistin Anna Holtz ein gedemütigtes Opfer der gesellschaftlichen Umstände und eines fahrigen Genies. Im Film kann man sogar einem Genie schließlich abringen, dass seine Kopistin ein von Gott gesandtes Geschenk ist. Schade nur, dass die Figur Anna Holtz reine Fiktion ist.

christiane konrad · 19.04.2007

ja nee ... das war schon einmalig toll ... ;-)

Harlekin · 12.04.2007

Faktum ist: ein Künstler ohne Inspiration erbringt keine unvergänglichen Werke. Somit füllt für mich der Film, auch mit der Rolle der Anna Holz, das ganze Spektrum aus. Ich muss mich nicht auf einen Charakter konzentrieren, sondern zeigt der Film, wie zerrissen und leer Beethoven am Ende seiner Schaffenszeit war. Für meinen Geschmack ein hervorragender Film, gut rübergebracht und musikalisch untermalt. Auch Nichtliebhaber von klassischer Musik können bei der Uraufführung der 9. noch eine Gänsehaut bekommen.

And1 · 30.03.2007

Natürlich ist es unglaublich schwierig einen Film über eine berühmte Person zu
schaffen, die schon seit ein paar Jährchen abgekratzt ist, ohne in die Tiefen des
Mittelalterfilms zurückzukehren und dauernd Kutschen und Päpste und die Pest in
Nahaufnahme zu zeigen.
Doch in diesem Film wird weder das Schreckensbild dieser Zeit, noch das pompöse
besonders hervorgehoben.
Das klingt zunächst sehr gut, schließlich sah ein Wald in dem Beethoven sitzt und
über seine neue Komposition nachdenkt sicherlich nicht viel anders aus als heute.
Doch den Komponisten ohne jegliche Spuren im Gesicht oder Körper, sondern als
jungen Don Juan auftreten zu lassen, raubt dem Film an Tiefe und Authentizität. Da
passt auch das makellose Gesicht der Krüger, die einmal als Komponistin ganz groß
rauskommen will aber nicht mal richtig dirigieren kann (siehe Szene mit Orchester)
nicht so wirklich ins Bild.

Nun gut, es soll in dem Film ja nicht um die damalige Zeit gehen, sondern um das
Leben Beethovens und seine Musik:
Die musikalischen Szenen lassen einen aber leider nur mit halbem Herzen mitgehen -
zwar bewegt einen die Musik und das Mitfühlen der Zuschauer, aber es fehlt etwas.
Und dieses Etwas sucht man vergebens, den ganzen Film lang:
Die Spannung zwischen dem schwerhörigen Beethoven und seinem künstlerischen
Schaffen, die Quelle aus der seine Ideen stammen, alles das wird immer wieder
angedeutet aber nicht ausgespielt.
Man kommt nicht hinter den Charakter Beethovens, erkennt nicht den Wahnsinn sondern
bestenfalls nur die verrückten Ideen des Regisseurs (~ und dann sagst du: "wasch
mich" und dann wäscht sie dich und dann hast du auf einmal neue Ideen und kannst
komponieren...)
Der Mythos um diesen komponisten wird nicht bis zum Ende ausgesponnen, sondern
erfährt immer wieder Unterbrechungen durch die belanglose Geschichte der Anna Holz.

Fazit:
Der Film schneidet mehrere Geschichten an und konzentiret sich nicht auf eine.
Dadurch bleibt das Interesse für die einzelnen Charaktere ein bisschen außen vor.
gerne hätte man mehr erfahren über den Sohn Beethovens oder den Freund der Holz,
statt einmal mehr Beethoven mit nacktem Oberkörper durch die Gegend laufen zu sehen
und das leicht verwirrte Gesicht der Feministin Holz, die sich zu Beethoven
hingezogen fühlt, aber doch nicht wirklich angetan ist...

Ein weiterer Film für alle Musiklehrer an den Schulen Deutschlands, falls das
"Mozart"-Video mittlerweile kaputtgespult wurde...

Barbara · 29.03.2007

Ein phänomenaler Film.W

Wer Klassik nicht mag, sollte lieber einen anderen Film wählen.