Klang der Ewigkeit

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Bach light

Sieht so ein Skandalfilm aus? Wohl kaum, denn klassische Musik, untermalt von schönen Bildern ist wohl kaum dazu angetan, Stürme der Entrüstung hervorzurufen. Und doch kam es bei der Aufführung von Bastian Clevés filmischer Umsetzung der h-moll-Messe von Johann Sebastian Bach bei den Europäischen Musikfesten zu einem Beinahe-Eklat, wie Thomas Bopp auf der Internet-Seite www.klassik.com zu berichten weiß, der von „billiger filmischer Verwirrung“ spricht und das Ganze als ein „einmaliges und völlig misslungenes Experiment“ bezeichnet.
Das Projekt ist durchaus ambitioniert: 27 Kurzfilme unterschiedlicher Machart sollen die verschiedenen Teile von Bachs Messe illustrieren und so einen visuellen Zugang zu hehrem deutschem Kulturgut ermöglichen, der abseits gewohnter Hörerschichten dem reichlich in die Jahre gekommenen Klassik-Publikum eine längst überfällige Blutauffrischung besorgt. Leider gelingt die filmische Übung nur teilweise, denn mitunter wirken die Kurzfilme wie Werbeclips für Deutschlands Kulturprogramm zur Fußball-WM – viel Tamtam um Nichts und eine Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Inszenierte Ausschnitte aus Bachs Leben wechseln sich ab mit abstrakten Illustrationen zur Musik und technischem Firlefanz, der bemüht, aber selten nur inspiriert wirkt. Kontemplative Ruhe und wirklich Erhellendes oder Faszinierendes gelingt Clevé nur selten, wenn beispielsweise Breakdancer – nur zeitweise synchron zur Musik Bachs – ihre spektakulären Tricks zeigen. Auch die so genannten „experimentellen“ Teile des Gesamtkunstwerkes Klang der Ewigkeit sind nur selten dazu angetan, die Musik Bachs adäquat zu unterstützen und zeigen vielmehr den Stand heutiger Filmtricktechnik, was zwar löblich, aber nicht nötig ist.

Klang der Ewigkeit ist eine Kuschelklassik-Weichspülpackung für Augen und Ohren, wobei gerade an der musikalischen Einspielung durch die Internationale Bachakademie Stuttgart unter Leitung des anerkannten und äußerst renommierten Dirigenten Helmuth Rilling nichts auszusetzen ist. Bisweilen schöne Bilder, die dann und wann ins Kitschige abgleiten und ständig Erhabenheit und Ergriffenheit simulieren und stimulieren wollen, reichen letzten Endes aber nicht zu mehr aus, als aus Klang der Ewigkeit ein aufgeblähtes Musikvideo zu machen, das die Absatzzahlen der Plattenfirmen, die Bach im Repertoire führen, kaum beschleunigen dürfte.

Klang der Ewigkeit

Sieht so ein Skandalfilm aus? Wohl kaum, denn klassische Musik, untermalt von schönen Bildern ist wohl kaum dazu angetan, Stürme der Entrüstung hervorzurufen.
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