Kinder des Himmels

Eine Filmkritik von Deinise Hartung

Eine stille Hommage an die Einfachheit des Lebens

Der neunjährige Ali wohnt mit seiner kleinen Schwester Zahra und seiner Familie in der Altstadt von Teheran. Die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen und der Vater versucht, sie mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Für die kleine Wohnung können sie schon seit Monaten keine Miete mehr zahlen und die Mutter ist auch noch krank.
Zu alledem verliert Ali in einem unachtsamen Moment die Schuhe seiner Schwester, die er zuvor beim Schuster abgeholt hatte. Ein Lumpensammler nimmt die Tüte mit den Schuhen mit, während Ali in einem Gemüseladen Kartoffeln einkauft. Seine Schwester Zahra ist die Einzige, der Ali von dem Verschwinden der Schuhe erzählt. Aus Angst, für sein Missgeschick bestraft zu werden, überredet Ali seine Schwester vor den Eltern Stillschweigen zu bewahren. Obgleich Zahra sehr bestürzt über den Verlust ihrer Schuhe ist, verrät sie ihren Eltern nichts. Allerdings müssen Ali und seine Schwester einen Weg finden, wie Zahra ohne ihr einziges Paar Schuhe in die Schule gehen kann. Da Zahra vormittags Schule hat und Ali erst nachmittags, liegt die Lösung auf der Hand: Sie teilen sich Alis alte Turnschuhe.

Leider erweist sich diese Lösung schwieriger als gedacht und die Situation nahezu aussichtslos. Doch dann erfährt Ali von einem Laufwettbewerb, bei dem man nagelneue Turnschuhe gewinnen kann. Für Ali steht sofort fest, dass er diese Schuhe für seine Schwester gewinnen wird, um sein Missgeschick wieder gut zu machen. Doch manchmal kommen die Dinge anders, als man denkt und das Leben hält immer eine Überraschung parat.

Ausgehend von einer strukturell und inhaltlich einfachen Handlung entwickelte Majid Majid eine spannende Geschichte, die Einblicke in die Alltagskultur des Iran erlaubt. Im Zentrum steht das von Armut geprägte Leben der Geschwister Ali und Zahra. Neben dem elementaren Inhalt transportiert der Film viele Aspekte einer fremden Kultur, ohne diese in den Vordergrund zu stellen. Sie bilden vielmehr die Kulisse für die Geschichte von Ali und Zahra, da die gesamte Handlung konsequent aus der Perspektive der Kinder erzählt wird. Kinder des Himmels besticht durch sein Einfühlungsvermögen und allein die ergreifend inszenierte Schlusssequenz, welche einem mit dem Wissen entlässt, dass sich leider nicht alle Probleme durch den Kauf neuer Schuhe lösen lassen, machen diesen Film absolut sehenswert.

Wie viele iranische Filmschaffende arbeitete auch Majid Majid unter schwierigen Bedingungen. Obwohl im Jahre 1997 die Zensurrichtlinien im Iran gelockert wurden, gibt es immer noch zahlreiche Verhaftungen und Verhöre von Regiesseuren/innen. Dennoch schaffte es Majid Majid ein kleines Meisterwerk iranischer Kultur auf Film zu bannen – ohne patriotische Aussage oder Schuldzuweisungen. Die Auszeichnung als „Bester Film“ beim Filmfestival von Montreal, der Lucas auf dem Internationalen Kinderfilmfest in Frankfurt und die Oscarnominierung in der Kategorie „Bester Fremdsprachiger Film“ sprechen für die bestechende Menschlichkeit dieses Werks, der man sich nur schwer entziehen kann.

Kinder des Himmels

Der neunjährige Ali wohnt mit seiner kleinen Schwester Zahra und seiner Familie in der Altstadt von Teheran. Die Familie lebt in ärmlichen Verhältnissen und der Vater versucht, sie mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.
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