Killing Season (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Droben in den Bergen...

Robert De Niro und John Travolta, zwei Schlachtrösser Hollywoods vereint in einem Film, der auf merkwürdige Weise faszinierend ist. Denn Mark Steven Johnson hat die an sich simple Rachegeschichte von Killing Season so sonderbar in Szene gesetzt, dass aus einer eindeutigen eine ambivalente Erzählung geworden ist.
18 Jahre nach dem Bosnienkrieg gelangt der serbische Ex-Soldat Emil Kovac (John Travolta) in den Besitz einer Akte, mit deren Hilfe er Benjamin Ford (Robert De Niro) aufspüren kann. Ford war aufseiten der Amerikaner in Bosnien und hat als Mitglied eines Exekutionskommandos auf Kovac geschossen. Aber der Serbe überlebte den Hinrichtungsversuch. Jetzt reist er in die Bergwelt der USA, wo Ford zurückgezogen in einer einsam gelegenen Waldhütte lebt. Als die beiden bei einem Unwetter aufeinandertreffen, erkennt der amerikanische Veteran nicht, wen er vor sich hat. Deswegen gelingt es Kovac zunächst, sein Gegenüber einzulullen, bevor er die kumpelhafte Maske fallen lässt, um ein Duell auf Leben und Tod zu initiieren. Die Zeit der Rache ist gekommen.

Aber die Auseinandersetzung zwischen Kovac und Ford findet in einer seltsam entrückten Sphäre statt. Die Idylle, die sich der amerikanische Ex-Soldat mit rustikalem Blockhausschick inklusive romantischen Naturfotos, Jagdtrophäen und heimelig anmutenden Holzmöbeln geschaffen hat, wirkt wie eine Illusion. Es gibt keine nennenswerte Verbindung zum Rest der Welt. Der einzige Kontakt zwischen Ford und seinem Sohn Chris (Milo Ventimiglia) findet über das Telefon statt. Bezeichnenderweise gelingt es Chris und seiner Frau (Elizabeth Olin) auch nicht, irgendeinem Menschen über den Weg zu laufen, als sie überraschend bei der Waldhütte auftauchen. In Fords autistisch erscheinender Welt ist nur Platz für Kovac, weil beide über das Kriegstrauma miteinander verbunden sind, das den ehemaligen amerikanischen Soldaten auf der Flucht vor dem Leben in die Berge getrieben hat. Kovac ist ein fester Bestandteil von dessen seltsam entrückter Sphäre.

In dieser Umgebung kämpfen die Veteranen wie Comicgestalten gegeneinander, wobei mal der eine und mal der andere die Oberhand besitzt. Pfeile durchschlagen eine Wade oder bohren sich durch beide Gesichtsbacken. Die übertriebenen Gewalteinsprengsel passen zum pausenlosen Hin und Her, das mit realistischen Kampfhandlungen nichts mehr zu tun hat. Droben in den Bergen findet ein Duell statt, bei dem die ursprünglich als Balkan-Kriegsveteranen geerdeten Männer zu überzeichneten archaischen Figuren geworden sind. Irgendwann bemerken dann auch Kovac und Ford, dass der historische Ballast bei ihrem Treiben schon längst keine Rolle mehr spielt, und ziehen daraus ganz unverhofft ihre Konsequenzen.
Denn in Mark Steven Jonsons Film geht es auch um Vergebung. Die hat ihren Platz aber nur in einer entrückten Scheinwelt, die man kaum ernst nehmen kann. Und so lässt das Ende des Films die Frage offen, wie der Wunsch auf Aussöhnung erreicht werden kann. Denn eine Auseinandersetzung mit den Gräuel des Krieges, mit den daraus resultierenden Traumata und mit der Gewaltneigung des Menschen gibt es in Killing Season nicht, nur das merkwürdige Kräftemessen zweier, in ihrer isolierten Realität agierender Männer.

Killing Season (Blu-ray)

Robert De Niro und John Travolta, zwei Schlachtrösser Hollywoods vereint in einem Film, der auf merkwürdige Weise faszinierend ist. Denn Mark Steven Johnson hat die an sich simple Rachegeschichte von „Killing Season“ so sonderbar in Szene gesetzt, dass aus einer eindeutigen eine ambivalente Erzählung geworden ist.
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