Kill the Boss (2011)

Eine Filmkritik von Kirsten Kieninger

Drei Dumme, ein Gedanke

Dave Harken (Kevin Spacey) nötigt seinem Angestellten Nick (Jason Bateman) morgens um kurz nach acht Alkohol auf. Nick beißt die Zähne zusammen und stürzt das mehr als großzügig eingeschenkte Glas Whisky hinunter. Der gängelnde Wille und die sadistischen Launen seines Bosses sind ihm Befehl, schließlich will er ja befördert werden. Dem geneigten Kinogänger seien hiermit durchaus ein paar Bier vorweg empfohlen, denn dann dürfte Kill the Boss besser reinlaufen, wenn man vorhat, sich mit dieser Buddykomödie einen amüsanten Abend zu machen.

Die Voraussetzungen dafür sind eigentlich nicht schlecht. Da ist zunächst einmal die bestechende Idee: „Wenn es meinen Chef nicht gäbe, ginge es mir besser“ Ein Großteil der arbeitenden Bevölkerung in Angestellten-Verhältnissen unterschreibt das sicher gerne, allerdings ohne auf diesen Seufzer gleich einen Aufruf zum Mord folgen lassen zu wollen. Aber man darf ja träumen – oder ins Kino gehen und zusehen, wie andere diesen Gedanken einfach mal (mehr oder weniger) zielsicher in die Tat umsetzen. Hier kommt das beachtliche Schießfiguren-Ensemble ins Spiel, mit dem der Film aufwartet und das bei großen Namen beste Unterhaltung verspricht. Auf der einen Seite sind da ein koksender egomaner Freak (Colin Farrel), ein unberechenbarer sadistischer Unmensch (Kevin Spacey) und eine sexbesessene berechnende Schlampe (Jennifer Aniston). Alle drei ihres Zeichens herrlich hassenswerte Chefs und schon in den drei Eröffnungs-Szenen unverkennbar abgestempelt als die Schießfiguren des Films. Auf der anderen Seite sind da Nick (Jason Bateman), Dale (Charlie Day) und Kurt (Jason Sudeikis), dem Zuschauer in den drei Eröffnungsszenen mitsamt inneren Monologen nahe gebracht als drei sympathische, unter den anderen Dreien leidende Angestellte.

Wirklich liebenswerte Kerle und beste Freunde, wie sich dann flugs beim Zusammenführen der drei Protagonisten beim Feierabendbier herausstellt. Hier wird bei der Etablierung der Grundpfeiler der Story keine Zeit verloren – „temporeich“ ist ja schließlich bei Komödien ein schmückendes Adjektiv, das mehr Spaß verspricht. Daher wird beim gemeinsamen Feierabendbier auch gleich die Schnapsidee zur Lösung ihrer Probleme geboren. Die Ausführung des Planes, sich durch Mordes aller ihrer Chefs zu entledigen, gestaltet sich allerdings schnell schwieriger als gedacht – von einem Plan kann auch nicht wirklich die Rede sein. Die tollpatschige Umsetzung ihres Vorhabens, die dann den ganzen Rest des Films in Anspruch nimmt, entfesselt ein beträchtliches Chaos, das – zum Glück für die sympathischen „Helden“, die sich nach und nach als echte Knallchargen entpuppen – allerdings auch erstaunliche Zufälle, Unfälle und Ergebnisse mit sich bringt.

Eigentlich hat Regisseur Seth Gordon, der sich 2007 mit dem Dokumentarfilm The King of Kong: A Fistful of Quarters einen Namen gemacht hat, in seinem zweiten Kino-Spielfilm Kill the Boss alle Bauteile für eine solide gezimmerte Komödie nach bewährter Buddy-Bauart im Hangover-Stil beisammen, die Verarbeitung allerdings stimmt nicht auf den Punkt. Und das kann einer Komödie leicht den Todesstoß versetzen. Da können die Buddies noch so sympathische Kerle und in ihrer Chemie wirklich gut miteinander harmonieren, da kann mit Motherfucker Jones (Jamie Foxx) ein zwielichtiger „Mordberater“ mit einer irren Geschichte über die Herkunft seines Vornamens über die Leinwand irrlichtern, da kann sich Kevin Spacey routiniert und gekonnt einen fiesen Wolf als mieser Chef spielen, da kann Colin Farrells unsägliches Erscheinungsbild als geschmackloser Durchgeknallter von noch so hohem Unterhaltungswert sein und Jennifer Aniston kann sich sogar die Haare braun färben – wenn man als Zuschauer dann immer noch darauf wartet, das das Gag-Feuerwerk wirklich zündet, wenn man ständig den Eindruck hat, eigentlich könnte das doch viel komischer sein, als es sich gerade darstellt, dann funktioniert etwas Entscheidendes nicht.

Kill the Boss soll als lockere, schwarzhumorige Kumpel-Komödie funktionieren, wirkt dabei allerdings zu sehr wie am Reißbrett entworfen. Damit die Rechnung richtig aufgeht, hätte die Hand am Reißbrett schon beim Drehbuch ein wenig lockerer sein müssen und sich in Sachen Humor viel weiter in die zynische Ecke trauen können. Es genügt nicht – abgesehen von einigen überraschenden und gut gelandeten Treffern – nur regelmäßige, grob-kalkulierte und vorhersehbare Punchlines unterhalb der Gürtellinie (vorne wie hinten) zu platzieren, denen man dann als Zuschauer lediglich milde lächelnd dabei zusieht, wie sie zu landen versuchen.

Auch das Timing der Gags ist eine schwierige Kunst und funktioniert leider in Kill the Boss nicht immer so todsicher wie im Falle von Donald Sutherlands kurzem Cameo-Auftritt. Dieser schafft es tatsächlich präzise Sekundenbruchteile nach seinen warmen Worten an Kurt („Du hast eine große Zukunft in der Firma, wenn ich mal nicht mehr da bin.“) jenseits der Bildkante für immer aus dem Film zu scheiden. Erstaunlicherweise erweist sich das für den Film-Trailer geraffte Timing mancher Pointen als viel wirkungsvoller als das Original-Timing selbst. Schade. Und auch der gut rockende Soundtrack schafft es nicht wirklich, dem ganzen Geschehen durchgehend den richtigen Drive einzuimpfen. Auch schade. Das einzige, was den Film jetzt noch richtig gut zum Funktionieren bringen kann, sind zwei, drei Bier. Aber diese Entscheidung liegt in der Hand des Zuschauers, nicht des Regisseurs.
 

Kill the Boss (2011)

Dave Harken (Kevin Spacey) nötigt seinem Angestellten Nick (Jason Bateman) morgens um kurz nach acht Alkohol auf. Nick beißt die Zähne zusammen und stürzt das mehr als großzügig eingeschenkte Glas Whisky hinunter. Der gängelnde Wille und die sadistischen Launen seines Bosses sind ihm Befehl, schließlich will er ja befördert werden.

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Meinungen

Der Barmbeker · 03.09.2011

Humor für Zwölfjährige, von erwachsenen Männern gespielt. Wenn Kevin pacey nicht gewesen wäre, wären wir sicher gegangen.

Sehr lustig · 03.09.2011

Super geil muss man unbedingt gessehen haben.