Kick Off Kirkuk

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Fußball als Hoffnungsträger

Es sind Bilder von Trauer und Schmerz, denen beinahe jede Farbigkeit und Leuchtkraft abhanden gekommen scheint, mit denen der Regisseur Shawkat Amin Korki seinen Spielfilm Kick Off Kirkuk beginnt. Der Film erzählt vom Leben in Kirkuk, einer Stadt im Norden des Irak, in der früher überwiegend Kurden lebten. Doch dann wurden sie von Saddam Hussein gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben. Der Diktator ist zwar mittlerweile längst gestürzt, doch sehr viel besser geht es den Flüchtlingen, die nun langsam wieder zurückkehren, noch lange nicht. 300 Menschen leben im früheren Fußballstadion der Stadt unter elenden Verhältnissen und in ständiger Angst vor Terroranschlägen, die meisten haben sich längst in ihr scheinbar unabwendbares Schicksal gefügt. Hinzu kommen die anhaltenden Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Ethnien um die Reichtümer des Landes, die vor allem aus Erdölvorkommen bestehen. Zwar ist der Kriege hier offiziell vorbei, doch Frieden sieht anders aus und die Hinterlassenschaften und Spuren der gewaltsamen Auseinandersetzungen sind allenthalben zu sehen.
Asu (Shwan Atuf) aber, der anscheinend niemals den Glauben an die Zukunft aufgegeben hat, mag sich damit nicht abfinden. Wenn wir schon in einem Fußballstadion leben, so sagt er sich, warum organisieren wir dann nicht einfach ein Fußballspiel? Dabei geht es natürlich nicht nur um das Spiel selbst, sondern vor allem darum, eine Brücke zwischen den Kurden und den Arabern zu schlagen. Zudem gibt es da noch die schöne Helin (Rojan Hamajaza), die Asu gerne beeindrucken würde. Mit Hilfe seines Freundes Sako (Govar Anwar) macht sich der junge Mann an die Arbeit, das Unmögliche zu wagen. Und alles geht auch gut, bis eines Tages der Ball verschwunden ist…

Wüsste man es nicht besser, könnte man Kick Off Kirkuk fast für einen Dokumentarfilm halten, so dicht und authentisch ist das Setting, sind die Probleme und Hindernisse, mit denen sich Asu und all die Anderen auseinandersetzen müssen. Trotz seiner Unmittelbarkeit und Direktheit, die sicherlich zu den großen Vorzügen dieses „kleinen“ Films gehören, sind zugleich seine Schwächen deutlich erkennbar: So fehlt es den Figuren und Details insgesamt an Tiefe, oftmals werden Lebenszusammenhänge wie etwa die Anwesenheit amerikanischer Truppen beinahe verschämt angedeutet, so dass man in jeder Sekunden höllich genau aufpassen muss, um nur ja kein Detail, keinen Hinweis zu verpassen. Zudem wirken viele Szenen improvisiert (was sie vermutlich auch oft genug sind) und manchem der Darsteller merkt man deutlich an, dass er sich gerade in seiner Haut (bzw. in seiner Rolle) nicht so richtig wohl fühlt. Auch mangelt es insgesamt am Spannungsaufbau und an dramaturgischen Feinheiten, so dass der Kinozuschauer trotz eines nicht unerheblichen Identifikationspotenzials sich niemals ganz in die Geschichte hineinfallen lassen kann – stets bleibt ein Rest von Distanziertheit erhalten.

Wenn man aber bedenkt, unter welchen enormen Mühen dieser Film entstanden ist und unter welchen Gefahren gedreht wurden (ein Produktionsassistent wurde bei einem Anschlag auf dem Markt der Stadt verletzt, einer der geplanten Hauptdarsteller weigerte sich schlichtweg, zum Dreh nach Kirkuk zu fahren, außerdem gab es Drohungen von Terroristen), so rücken die Fehler und Schwächen, die der Film durchaus aufweist, in ein anderes Licht und gemahnen an eine andere Epoche der Filmgeschichte, die ebenfalls aus den beschränkten Möglichkeiten nach einem verheerenden Krieg beachtliche Filme realisierte.

Die Laiendarsteller, das Drehen auf der Straße und die beinahe farblosen Bilder, dazu die schonungslose und überaus authentische Akribie, mit der der Film soziale Wirklichkeit und Armut in Bilder fasst und dennoch versucht, den Figuren ihre Würde (und dann und wann auch ihren Humor) zu lassen – das alles erinnert immer wieder an die Filme des italienischen „neorealismo“. Nimmt man dann noch die exzellente Kameraarbeit hinzu, dann ergibt sich unterm Strich ein Film, der zwar kaum ein großes Publikum wird finden können, der aber trotz des tristen Endes einen hoffnungsvollen Auftakt darstellen könnte. Denn Kick Off Kirkuk erinnert daran, dass nicht nur das Fußballspiel ein Mittel zum Verarbeiten und Überwinden traumatischer Kriegserlebnisse ist – das Filmemachen erfüllt mitunter den gleichen Zweck. Und so entsteht neues Leben aus Ruinen…

Kick Off Kirkuk

Es sind Bilder von Trauer und Schmerz, denen beinahe jede Farbigkeit und Leuchtkraft abhanden gekommen scheint, mit denen der Regisseur Shawkat Amin Korki seinen Spielfilm „Kick Off Kirkuk“ beginnt. Der Film erzählt vom Leben in Kirkuk, einer Stadt im Norden des Irak, in der früher überwiegend Kurden lebten.
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Meinungen

feryad · 07.04.2011

hey leute ihr soll aufhören mit dem diskosion ich komme aus kirkuk und bin türkeman
so wir wissen auch das kirkuk kurden gehörd schön immer wir leben auch zu frieden und sind wir auch mehr fröh das kurden in kirkuk macht haben stadt araber die kurden sind auf jeden falls besser als araber das ist die warheit´.so freunde ich glaube wir mussen nicht über politik diskotieren wir musst über denn film diskotieren in warscheinlichkeit ist der film perfekt zu denn geschichte kirkuk schaut ihr selbe

Celal · 11.03.2011

Ich finde es klasse so einen Film zu drehen...ich schau ihn mir auf jeden Fall an. Ich denke man sollte auf falsche Kommentare nicht reagieren, es bringt nichts. In dem Sinne...freue ich mich auf diesen Film.

Baban · 20.02.2011

ceyweb was labberst du da Kerkuk ist eine kurdische Stadt das war schon immer so

unbekannt · 13.02.2011

Franz von Belkenheid ich bedanke mich für Ihre Kommentar es beeindrückt mich

Karwan Kurdi · 12.02.2011

In Kerkuk haben vor Saddam Regime 88 prozent Kurden gelebt. Wenn du keine Ahnung hast dann schreibe doch liebe nichts college. Dort leben nicht mal 10 prozent Turkmenen. Die Stadt gehört uns Kurden und wir werden es nie nie im leben abgeben. Wir schmeissen aber niemanden raus.

Hanar · 06.02.2011

Kerkuk ist ein kurdischer Stadt das weiß jeder. Was Saddam mit Kurden in Kirkuk gemacht hat kann man nicht vergessen. Im Saddam'S Regime Zeit wurden Araber von Süden des Iraks nach Kirkuk gebracht um Kurdische Einflüsse zu vernichten. Turkmenen haben auch schmerz erlitten. Aber wie man heute sieht versuchen die Nachbarstaaten das zu verhindern dass Kirkuk zur Autonome Region Kurdistan kommt.

Franz von Belkenheid · 05.02.2011

Wenn man sich nicht auskennt, sollte man lieber den Mund halten. Ihr schwachsinniger und sinnloser Beitrag disqualifiziert sich von selbst. An Ihrer Stelle würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Machen Sie sich erst mal mit der Geschichte der Kurden vertraut bevor Sie solch einen Mist verbreiten. Ihnen ist wohl auch fremd, dass die Kurden in der Türkei aus ihrer Heimat vertrieben worden sind stimmt´s? Es ist traurig, dass Menschen wie Sie nichts über die Geschichte der Kurden aber auch der Türken wissen. Hauptsache mal etwas falsches zum Thema gesagt... Wirklich schwach aber typisch.

ceyweb · 05.02.2011

Was soll das? Kerkük war immer Turkmenisch. Kerkük war vor Tausend Jahren lebten fast ausschlieslich von Turkmenen bewohnt. Kerkük ist traditionell turkmenischer Kultur. Vor 100 Jahren unter osmanischem Reich war Kerkük auch zu 80% Turkmenisch. Wie überall auch in Kerkuk einwandern und vermehren sich Kurden unheimlich schnell. Seit Irak Krieg wurde Kerkuk duch die USA-Unterstützung kurdisiert. Mitten im Krieg lies man die Peschmergas in Kerkuk einmaschieren. Sie plünderten die einheimischen. Kamen Hunterttausende Kurden zu plundern. Sie haben die Einwohnermeldeämter zerstört, die Turkmenische-Besitzaken Akten vernichtet. Das alles hat man in den Fernsehbildschirmen gesehen. Auch die Türkei wird rasch kurdisiert. Vor 40 Jahren kannte man in den Städten z.B. Gaziantep, Mersin etc. keinen Kurden. Jetz sind es zur Häfte Kurden und sie zeigen Gaziantep auch in der Wunschlandkarte von Kurdistan.