Katze im Sack

Gemeinsam einsam

Es ist eine jener schicksalhaften Begegnungen im Zug: Die junge Kellnerin Doris (Jule Böwe) fährt gerade von der Beerdigung ihrer Mutter zurück nach Leipzig, als sie im Abteil auf den smarten Karl (Christoph Bach) stößt. Die beiden sind sich nicht gerade sympathisch, er klaut ihr erstmal ihr Tagebuch, während sie ihn um ein Kästchen erleichtert. Als sie aussteigt, folgt Karl ihr und trifft sie schließlich in einer Karaoke-Bar wieder. Dort ebenfalls anwesend ist Brockmann (Walter Kreye), ein Überwachungsspezialist, dem Doris sexuell anzügliche Videobotschaften zukommen lässt. Zwischen den dreien entspinnt sich im Laufe der folgenden Nacht ein Reigen um Sex, Liebe und Tod, ein Spiel, das von einer absurden Wette zwischen Doris und Karl eingeleitet wird. Und nach dem Ende dieser Nacht wird sich das Leben von allen verändert haben.

„Ein Liebesfilm für alle, die keine Liebesfilme mögen“, so lautet der Untertitel von Florian Schwarz’ Abschlussfilm an der Filmakademie Ludwigsburg, und in der Tat ist Liebe hier kein zuckriges Allheilmittel, sondern ein Panoptikum der Leidenschaften, Begierden und unterdrückten Wünsche. Und es geht um Leben und Tod, um Verantwortung und Moral. So weit, so gut – oder auch nicht…

Zugegeben: Atmosphärisch hat der Film einiges zu bieten und auch die Filmmusik (2raumwohnung, Slut) ist durchaus hörenswert. Aber wie so oft bei deutschen Debütfilmen fehlt es am Mut, wirklich etwas zu wagen und endlich mal Geschichten mit einer größeren Perspektive – vielleicht mal sogar einer politischen oder gesellschaftlichen – zu erzählen. Stattdessen verharrt Florian Schwarz eng am Puls der Zielgruppe und zeichnet ein allseits bekanntes Bild von Nachtgestalten und Heranwachsenden auf der Suche nach sich selbst. Vor lauter Coolness und Zynismus allerdings bleiben psychologische Details und eine stimmige Figurenzeichnung weitgehend auf der Strecke. Und trotz guter Schauspielleistungen und einer gelungenen, dichten Inszenierung hegt man beim Verlassen des Kinos den Verdacht, Ähnliches schon einige Male gesehen zu haben. Und irgendwie fragt man sich, ob es denn keine spannenderen oder innovativeren Geschichten zu erzählen gäbe.

Katze im Sack

Es ist eine jener schicksalhaften Begegnungen im Zug: Die junge Kellnerin Doris (Jule Böwe) fährt gerade von der Beerdigung ihrer Mutter zurück nach Leipzig, als sie im Abteil auf den smarten Karl (Christoph Bach) stößt.

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Meinungen

· 28.10.2005

Gestern habe ich "Katze im Sack" gesehen und war, noch lange nachdem der Abspann abgelaufen war, mit dem gesehenen beschäftigt. Es sind gerade solche Filme, die "wirklich" gut sind. Sie beschäftigen einen noch über die Spielzeit hinaus und bieten nicht bloß pure Unterhaltung. Den Machern (und Darstellern) ist zu ihrem Mut zu gratulieren, einen Film zu produzieren, der mit kommerziellem Interesse nur wenig zu tun hat.

Linnemann · 19.04.2005

Sympathischer Erstling mit sicherem Gespür für eine interessante Atmosphäre und guten Typen. Warte gespannt auf den zweiten Film von Florian Schwarz

Erkan Mueller · 16.04.2005

So ist die Wirklichkeit !!! Ja vor lauter Coolnes sehen die Menschen nicht mehr, wie sehr sie doch einander brauchen !!!
Gute Doku mit guter Story !!!
Sehr gute Schauspieler, ein hoch auf das deutsche Kino, besser als der Schein von Hollywood!
Danke!