Johnny zieht in den Krieg

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

Menschliche Fragmente

„Landmine has taken my sight Taken my speech Taken my hearing Taken my arms Taken my legs Taken my soul Left me with life in hell.“ (aus Metallicas One)
Das Erstaunliche an Johnny zieht in den Krieg ist, dass dieser 1971 gedrehte Antikriegsfilm Ende der 80er zu später Berühmtheit kam, als ihn die Jungs von Metallica in Fragmenten in ihren ersten Videoclip (One) schnitten. Die rüden, grobkörnigen, teils schwarzweißen Filmbilder wirkten wie Fremdkörper in diesem, sehr edel bebilderten Videoclip. Doch sorgten sie mit ihrer klaren Botschaft und dem von Johnny zieht in den Krieg deutlich beeinflussten Text für großes Lob seitens der Medien.

Der 17jährige Johnny meldet sich im Ersten Weltkrieg freiwillig an die Front. Obewohl er von seiner Freundin Kareen angefleht wird zu bleiben, ist die Aussicht, ein Gewehr abfeuern zu dürfen und zum Held zu werden, einfach zu verlockend. Dumm nur, dass Johnny nicht weit kommt: Eine Granate zerfetzt ihn und kurz darauf findet er sich im Lazarett wieder. Er ist nun nicht mehr viel mehr als ein Torso ohne Arme und Bein, ohne Gesicht, ohne Ohren, Augen, Nase…

Sämtlicher Sinnesorgane beraubt, vegetiert Rest-Johnny in einer Abstellkammer vor sich hin und wird sich erst nach und nach bewusst, was mit ihm geschehen ist. Er wird immer verzweifelter und beginnt innere Monologe mit Jesus zu führen. Er versucht Kontakt zu einer Krankenschwester aufnehmen, die die einzige Person ist, die ihn würdevoll behandelt. Denn während die Ärzte Torso-Johnny aus wissenschaftlichem Interesse am Leben erhalten, ist sie der einzige Mensch, der in Johnny mehr als nur ein stummes „Ding“ sieht.

Es gelingt Stummel-Johnny, sich mit Nicken der Schwester mitzuteilen und morst ihr so seinen letzten Wunsch: Das Abstellen der Beatmungsgeräte…

Spartacus/Papillon-Autor Dalton Trumbo verfilmte seinen eigenen Roman von 1939. Außerdem konnte Trumbo Luis Buñuel als Regisseur für die psychedelischen Jesus-Traumsequenzen gewinnen, den nach eigener Aussage kein Film je so berührt habe, wie Johnny.

Der Originaltitel Johnny got his gun bezieht sich übrigens auf den Army-Slogan Johnny get your gun, mit dem junge Amerikaner zur Armee gerufen wurden.

Die DVD bietet ein gutes, nicht immer scharfes Bild, der Ton liegt nur in Mono vor. Als Extra gibt es eine sehr interessante Dokumentation über Dalton Trumbo und die Entstehung des Films. Allein diese Doku rechtfertigt den Kauf der DVD.

Johnny zieht in den Krieg

Das Erstaunliche an Johnny zieht in den Krieg ist, dass dieser 1971 gedrehte Antikriegsfilm Ende der 80er zu später Berühmtheit kam, als ihn die Jungs von Metallica in Fragmenten in ihren ersten Videoclip schnitten.
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