Jim Jarmusch Vol. 1

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Die DVD-Box Jim Jarmusch Vol. 1 ist ein gutes Dreierpack lakonischer Filme. Der erste, Stranger than Paradise von 1984, war, nach dem Debüt Permanent Vacation, der zweite lange Film von Jim Jarmusch. Der Regisseur aus Akron, Ohio hatte 1982 einen Kurzfilm mit dem Titel Stranger than Paradise gedreht, den er zwei Jahre darauf um zwei Kapitel ergänzte. So wurde aus einem halbstündigen Zweipersonen-Kammerspiel ein knapp anderthalbstündiger Dreipersonenfilm in drei Kapiteln. Das New Yorker Kammerspiel des ersten Aktes wird erweitert um zwei Episoden, die größere Road-Movie-Anteile aufweisen und in Cleveland sowie Florida spielen. Doch wie sagt Eddie (Richard Edson) so schön zu Willie (John Lurie): „It’s funny, you come to a new place and everything looks the same.“

Stranger than Paradise überzeugte 1984 mit einer neuen Ästhetik aus lakonischer Klarheit und Ruhe, die unter anderem durch lange Schwarzblenden und noch längere Kamerafahrten zustande kommt. Es ist ein kleiner, gleichsam bescheidener und großartiger, stilvoller Film in schwarz-weißen, auf der DVD etwas grieseligen Bildern von Kameramann Tom DiCillo. Mit der Musik von Lounge Lizard Lurie und I Put a Spell on You von Screamin‘ Jay Hawkins. Extra auf der DVD: der zum Teil schwarz-weiße, zum Teil farbige, aber stumme Super-8-Film Stranger than Paradise in Cleveland von Jims Bruder Tom Jarmusch.

Down by Law von 1986 war der nächste lange Film von Jim Jarmusch, der seinen mit Stranger than Paradise eingeschlagenen, klaren Stil hiermit fortsetzte und noch verfeinerte. Hinsichtlich der schwarz-weißen Ästhetik, der Kamerafahrten an Häuserfronten entlang (Kamera: Robby Müller), der Musik und der Lakonik von John Lurie ähnelt der Film seinem Vorgänger, funktioniert jedoch deutlicher als jener als Komödie, wofür insbesondere Roberto Benigni verantwortlich ist. Neben Lurie und Tom Waits, der auch zwei Songs beisteuert, spielt er einen Falschspieler, der mit einer Billardkugel einen Mann niederstreckte und nun, im Gefängnis sowie auf der Flucht von dort, das inzwischen bekannte, urkomische und hemmungslose Benignische italienische Amerikanisch radebrecht. Neben dem Film enthält die DVD verschiedene Outtakes, ein zwanzigminütiges Interview mit Robby Müller, die isolierte Musikspur, drei Telefonate von Jarmusch mit Waits, Benigni und Lurie und das Musikvideo von Tom Waits‘ It’s alright with me, Regie ebenfalls Jim Jarmusch.

Mystery Train von 1989 war Jarmuschs nächster langer Film nach Down by Law und sein erster Farbfilm nach Permanent Vacation. Er erzählt drei Episoden einer Nacht im Hotel Arcade in Memphis, Tennessee. An der Rezeption sitzen als Empfangschef Screamin‘ Jay Hawkins und als Page Spike Lees Bruder Cinqué Lee. In den Zimmern nächtigen Jun (Masatoshi Nagase) und Mitzuko (Youki Kudoh), ein junges, japanisches Touristenpaar auf den Spuren von Elvis, die italienische Witwe Luisa (Nicoletta Braschi), die geschwätzige Dee Dee (Elizabeth Bracco), Johnny (Joe Strummer), der Mann, von dem sie sich gerade getrennt hat, sein Kumpel Will Robinson (Rick Aviles) und der Friseur Charlie (Steve Buscemi), die sich nach einem Überfall verstecken. Diese DVD, die Jim Jarmusch Vol. 1 beschließt, bietet leider keine nennenswerten Extras.
 

Jim Jarmusch Vol. 1

Die DVD-Box Jim Jarmusch Vol. 1 ist ein gutes Dreierpack lakonischer Filme.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen