Infam

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Sonntag, 13. Februar 2011, ARTE, 20:15 Uhr

Aus dem Jahre 1961 stammt dieses tragische Schwarzweiß-Drama von William Wyler mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine in den Hauptrollen, das auf dem Theaterstück The Children’s Hour der US-amerikanischen Schriftstellerin Lillian Hellman beruht. Dieser Stoff wurde bereits 1936 unter dem Titel Infame Lügen / These Three vom selben Regisseur inszeniert, doch da die heikle Geschichte zu dieser Zeit noch allzu stark zensiert wurde, hat sich William Wyler mit Infam erneut ans Werk gemacht. Auch der zweiten Fassung dieser Tragödie um einen tückischen Rufmord mit verheerenden Folgen wird oftmals vorgeworfen, das Thema Homosexualität nicht explizit zu benennen, doch was damals als Vermeidung einschlägiger Begrifflichkeiten gewirkt haben möge, erscheint heute als geschickte Visualisierung und Begebenheiten und Empfindungen, die kaum der Worte bedürfen.
Sie sind seit ihrer Studienzeit innige Freundinnen, und nun führen Karen Wright (Audrey Hepburn) und Martha Dobie (Shirley MacLaine) in einem konservativen kleinen Ort ein eigenes privates Mädchenpensionat. Mit viel Engagement und Verständnis für die Schülerinnen aus wohlhabenden Familien sowie mit Bedacht auf eine standesgemäße Erziehung hat sich das Internat, an dem Marthas Tante Lily (Miriam Hopkins) Schauspielunterricht erteilt, einen guten Ruf erworben, und die beiden Lehrerinnen blicken hoffnungsfroh in eine Zukunft der finanziellen Unabhängigkeit. Während Karen mit dem Arzt Dr. Joe Cardin (James Garner) verlobt ist, zeigt Martha kein Interesse an Beziehungen zu Männern und befürchtet offensichtlich angesichts der bevorstehenden Hochzeit ihrer Freundin den Verlust ihrer engen Bindung.

Unter den Schülerinnen des Pensionats befindet sich auch die schwierige, verwöhnte Mary Tilford (Karen Balkin), deren Großmutter (Fay Bainter) in dem Städtchen eine Dame von gehörigem Einfluss ist. Als sich Mary eines Tages von den Lehrerinnen ungerecht behandelt fühlt, sucht sie Zuflucht bei ihrer Großmutter, der sie zur Unterstützung ihres Protests von angeblichen Beobachtungen erzählt, die Karen und Martha eine unschickliche intime Beziehung zueinander unterstellen. Die alte Dame fühlt sich sofort zum Sittenschutz aufgerufen, nimmt ihre Enkelin aus dem Pensionat und alarmiert die Eltern der anderen Schülerinnen, so dass eine Abmeldung nach der anderen bei den Lehrerinnen eintrifft. So nimmt eine emotionale Katastrophe für alle Beteiligten ihren Lauf …

Fünffach für den Oscar und in drei Kategorien für den Golden Globe nominiert sorgte Infam seinerzeit für überwiegend positive Kritiken, und noch heute besticht diese sorgfältig wie sensibel inszenierte Geschichte durch ihre schwelende Intensität, die sich zuvorderst im bewegenden Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen manifestiert. Im Gegensatz zur ersten Verfilmung des Stückes von William Wyler, die für einen Oscar für Bonita Granville als Beste Nebendarstellerin nominiert wurde, verzichtet Infam auf einen versöhnlichen Ausgang und entscheidet sich für einen Schluss, der die Tragweite der vielschichtigen Tragik mit unausweichlicher Wucht transportiert.

Infam

Aus dem Jahre 1961 stammt dieses tragische Schwarzweiß-Drama von William Wyler mit Audrey Hepburn und Shirley MacLaine in den Hauptrollen, das auf dem Theaterstück „The Children’s Hour“ der US-amerikanischen Schriftstellerin Lillian Hellman beruht.
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Meinungen

sisa · 07.02.2011

Wirklich sehr sehenswert. Wer die Möglichkeit hat am 13. Arte anzuschauen, sollte dies unbedingt tun. Shirley Maclaine & Audrey Hepburn spielen perfekt.