In the Electric Mist

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Berlinale 2009: Wettbewerb

Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) hat schon einiges erlebt – als Soldat in Vietnam ebenso wie später als Cop in New Iberia in Louisiana und als haltloser Alkoholiker, der sein Verlangen zwar immer wieder gut in den Griff zu bekommen scheint, dann aber wieder rückfällig wird. Als die Leiche einer jungen Frau in seinem Bezirk gefunden wird und wenig später ein mit Ketten gefesselter Leichnam im Sumpf auftaucht, der seit mindestens 40 Jahren dort ruhen muss, spürt Robicheaux instinktiv, dass die beiden Fälle (und die Morde an weiteren jungen Frauen in Louisiana) untrennbar miteinander verbunden sind. Zumal ihn seltsame Visionen, Erinnerungsfetzen und Geistererscheinungen plagen, die ihn – je nach Sichtweise – verwirren oder den Nebel des Vergessens wegpusten wollen. Entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, legt sich Dave mit der lokalen Gangstergröße „Baby Feet“ Balboni (John Goodmann) an und riskiert dabei einiges. Denn der Mörder, den er jagt, nimmt nun seinerseits den Cop ins Visier…
In the Electric Mist beruht auf einem Roman aus der Dave Robicheaux Reihe von James Lee Burke und bietet für Fans des Südens der USA einiges an cineastischen Schmankerln. Das beginnt bei der Cajun- und Bluesmusik, die diesem Film seinen unverwechselbaren Charme gibt (unter anderem gibt sich Blues-Legende Buddy Guy die Ehre), geht weiter über den herrlichen Louisina-Singsang, der dafür sorgt, dass der Film selbst in der amerikanischen Originalfassung untertitelt werden musste, bis hin zu zauberhaften Impressionen der allgegenwärtigen, üppigen Sumpflandschaft, die von Bruno de Keyzer hervorragend in Szene gesetzt wurde. Leider bleibt der Film selbst trotz all dieser gelungen Ingredienzien ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück und entpuppt sich schnell als konventioneller Thriller, der in erster Linie eine – freilich gelungene – Verbeugung vor der Gegend rund um New Iberia ist. Als Thriller hingegen bleibt In the Eletric Mist nur Durchschnittsware – da helfen auch die Geister längst verschiedener Südstaaten-Soldaten nicht weiter, die für Dave Robicheaux so manchen guten Ratschlag bereithalten. Wer weiß, vielleicht hätte der rauschebärtige Südstaaten-General ja auch einen Ratschlag parat, welcher der noch kommenden Filme des Wettbewerbs noch gute Chancen auf den Goldenen Bären hat?

In the Electric Mist

Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) hat schon einiges erlebt – als Soldat in Vietnam ebenso wie später als Cop in New Iberia in Louisiana und als haltloser Alkoholiker, der sein Verlangen zwar immer wieder gut in den Griff zu bekommen scheint, dann aber wieder rückfällig wird.
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Meinungen

Martin Zopick · 17.08.2020

Hier hat sich mal Tommy Lee Jones, der zu Unrecht nicht gerade mit Oscars überhäuft worden ist, mit Bertrand Tavernier zusammengetan. T.L.Js Filme waren fast alle spannend und niveauvoll. Die beiden Koryphäen haben sich hier eingebracht mit dem, was sie am besten können. Der Hauptdarsteller bringt mit der knallharten Action die hohe Spannung und der Regisseur fügt einen Hauch Transzendenz hinzu, will sagen einen Touch Mystery, der das Niveau hebt.
Dave (T.L.J.) jagt einen Serienkiller und stört, indem er in der Vergangenheit gräbt, die Kreise von Mafiaboss Baby Feet (John Goodman). Dave ist ein Guter, obwohl seine Methoden am Rande der Legalität liegen. Wenn ihm einer dumm kommt, kriegt er eine aufs Maul. Und dann korrigiert er nur gelegentlich die Wahrheitsfindung. So entgeht er manch einer Falle von Baby Feet. Auffällig sein Umfeld: da ist zunächst sein korpulenter Kollege Lou (der stets treue Pruitt Taylor Vince), der ihm ebenso bedingungslos folgt wie die junge, attraktive FBI Beamtin Rosie (Justina Machado) und seine Ehefrau Bootsie (Mary Steenburgen, für sie ist es eine unauffällige Rolle). Alle tragen zum Gelingen von Daves Ermittlungen bei.
Dabei trifft er immer wieder gesprächsweise auf General John Bell Hood (Levon Helm) aus dem amerikanischen Bürgerkrieg. Das Zusammentreffen der beiden ist eine Mischung aus Traum und Halluzination, Mystery eben, und verweist auf den Originaltitel, der direkten Bezug auf die Romanvorlage von J.L. Burke nimmt: in Bezug auf dem Titel sagt Burke ‘die Toten schweben am Rande unserer Wahrnehmung mit der Dichte und der Leuchtkraft von Nebel.‘
Als Dave den Killer aus der Deckung lockt, entführt der Daves kleine Tochter, Rosie legt ihn um.
Eine Welle von Empathie, Professionalität und der Sinn für Gerechtigkeit lassen den Film so angenehm sympathisch erscheinen und halten dank T.L.J. und einem guten Drehbuch wie von selbst die Spannung hoch. Gelungen!

Gast · 10.02.2009

Meiner meinung neben Storm der bisher beste Film des Wettbewerbs!