In stürmischen Zeiten

Eine Filmkritik von Jean Lüdeke

Eine Filmoper

Im Mittelpunkt von Sally Potters Filmen steht immer die Musik: So auch in In stürmischen Zeiten. Die Arien der Oper, Gesänge der Sinti und Roma am Lagerfeuer und die Weisen des jüdischen Schtetls – all dies findet sich wieder in einem Film, der ob der teilweise überzogenen Dramatik und seiner Musikalität schon selbst fast wie eine Oper anmutet.
"Großes Kino, das trotz extrem ballaststoffreicher Handlung nie überfrachtet wirkt, sondern mitreißt und anrührt," lobte die Hamburger Filmzeitschrift TV Today das Werk: Die kleine jüdische Suzie flieht aus ihrem russischen Heimatdorf, um ihrem Vater zu folgen, der in die USA ausgewandert ist. Doch stattdessen landet sie in London, wo sie Zuflucht bei einer Gastfamilie findet. Einige Jahre später ist aus dem kleinen Mädchen eine schöne junge Frau mit einer bezaubernden Stimme geworden.

Suzie (Christina Ricci) schließt sich als Sängerin einer Pariser Revuetruppe an, wo sie in der Tänzerin Lola (Cate Blanchett) eine echte Freundin findet. Lola sehnt sich nach Liebe und Luxus und glaubt dies beim eitlen und opportunistischen Opernsänger Dante Dominio (John Turturro) zu finden. Inzwischen lernt Suzie den mysteriösen Zigeuner Cesar (Johnny Depp) kennen.

Mit dem Einmarsch der Nazis in Paris stehen die Freunde plötzlich vor den Trümmern ihrer Existenz — jeder muss sich jetzt entscheiden, auf welcher Seite er steht. Cesar, der schweigsame Zigeuner, will seine Familie gegen die Nazis verteidigen, obwohl ihm der damit verbundene Abschied von Suzie, mit der ihn inzwischen eine leidenschaftliche Liebe verbindet, das Herz bricht. Dante, Lola an seiner Seite, kollaboriert sofort mit den Nazis. Suzie hingegen stellt sich auf die Seite Cesars und seiner Freunde, den Musikern mit den Liedern ihrer Kindheit. Doch die Pläne der Deutschen, die Juden und Zigeuner einzukreisen zu verhaften und zu vernichten, werden immer konkreter …

In stürmischen Zeiten — so der deutsche Titel von The Man Who Cried — stehen Christina Ricci und Johnny Depp wie Felsen in der Brandung: Mit minimaler Gestik und spärlichen Worten drücken sie sich aus, legen allen Weltschmerz in einen einzigen Blick. Abonniert auf Außenseiterrollen und die schweigsamen, aber tiefsinnigen Helden agieren Ricci und Depp brillant in einer bisweilen doch zähen Story.

In stürmischen Zeiten

Im Mittelpunkt von Sally Potters Filmen steht immer die Musik: So auch in In stürmischen Zeiten.
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