In jenen Tagen

Eine Filmkritik von Mike Swain

Erster Versuch der Aufarbeitung

In jenen Tagen ist ein wichtiges filmhistorisches Dokument: Helmut Käutners Spielfilm ist der erste Kinofilm, der nach dem 2. Weltkrieg in Westdeutschland entstand. Am 17.6.1947, knapp 2 Jahre nach Kriegsende, erlebte der Film seine Uraufführung in Berlin.
Die Arbeiter Karl (Erich Schellow) und Will (Gert Schäfer) schlachten ein altes Auto aus. Dabei dreht sich ihr Gespräch um das Thema Mensch und Menschlichkeit. Plötzlich beginnt der Wagen selbst seine „Lebensgeschichte“ zu erzählen, die am 30.1. 1933, dem Tag der Machtergreifung der Nationalsozialisten unter Hitler beginnt. In sieben Episoden, die durch ebenso viele Gegenstände gekennzeichnet werden, die Karl und Will in dem Fahrzeug finden, führt das Auto selbst den Zuschauer durch die Geschichte der Nazizeit.

Ein in die Windschutzscheibe graviertes Datum gemahnt an den Tag von Hitlers Machtergreifung, ein Kamm erinnert an einen als „entartet“ eingestuften Komponisten, am Armaturenbrett findet sich eine Hutklammer, die auf ein Ehepaar verweist, das in einer so genannten Mischehe lebte. Der Wagen gehört einem Widerstandskämpfer, der in die Klauen der Gestapo gerät und „auf der Flucht“ erschossen wird. Im Krieg findet sich das mittlerweile arg ramponierte Vehikel plötzlich an der Ostfront wieder, Einschusslöcher zeugen von der Gefahr, der es und seine Insassen ausgesetzt waren, bis es wieder nach Berlin gelangt, um der Mutter eines am Attentat auf Hitler Beteiligten zur Flucht zu verhelfen. Schließlich befindet sich der Wagen im Besitz eines Soldaten, der einer jungen Frau bei der Flucht vor der anrückenden Roten Armee hilft.

Hoffnung sollte Käutners Film machen; Hoffnung, dass die Menschlichkeit im Kriege und unter der Diktatur nicht vollends flöten gegangen war. Kaum verwunderlich, dass der Film dann auch reichlich pathetisch gerät. „Die Zeit war stärker als sie, aber ihre Menschlichkeit war stärker als die Zeit“, so die sonore Stimme im Abspann.

In jenen Tagen

In jenen Tagen ist ein wichtiges filmhistorisches Dokument: Helmut Käutners Spielfilm ist der erste Kinofilm, der nach dem 2. Weltkrieg in Westdeutschland entstand.
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