In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine nostalgische Revue der Hotel- und Familiengeschichte

Als der Filmemacher und Produzent Percy Adlon Vorbereitungen traf, einen Dokumentarfilm über das legendäre Berliner Hotel Adlon zu realisieren, suchte er im Rahmen einer Zeitungsannonce nach ehemaligen Angestellten der Luxusherberge. Die Resonanz auf diesen Aufruf an Zeitzeugen und auch die Suche nach originären Bildern und Requisiten aus dieser prächtigen bis prekären Ära des Adlon vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gestaltete sich gleichermaßen üppig wie überwältigend, so dass eine dokumentarische Collage mit authentischem Ambiente und ebensolchen Augenzeugen entstanden ist.
Flankiert wird diese aus zahlreichen Details und erzählenden Berichten zusammengefügte Darstellung auf formaler wie inhaltlicher Ebene zusätzlich von fiktiven Fragmenten, die den Film mit ihrem nostalgischen Charme durchziehen: Felix Adlon, der Sohn des Regisseurs, verkörpert in kleinen Spielsequenzen seinen Ahnen Louis Adlon Jr., dessen Vater Anfang der 1920er Jahre die Leitung des Hotels übernommen hatte und den Ruf eines stilvollen Playboys genoss. Eva Mattes ist zuvorderst im Flair der Goldenen Zwanziger als mondäne Diva Pola Negri zu sehen, deren skandalträchtige Lebensgeschichte auch mit ihren ausführlichen Aufenthalten im Hotel Adlon verbunden ist.

Im Oktober 1907 eröffnete mit dem Hotel Adlon Unter den Linden in Berlin nicht nur eine luxuriöse Unterkunft für die adeligen und anderweitig prominenten Gäste der deutschen Hauptstadt aus aller Welt, sondern gleichermaßen ein prunkvoll ausgestatteter, exklusiver gesellschaftlicher Begegnungsort für die Reichen und Berühmten der damaligen High Society. Hier wurde genüsslich gespeist, der legendäre Tanztee besucht, verhandelt, kontaktiert und konferiert, kulturelle und künstlerische Trends sowie konspirative Verbindungen gepflegt, betreut von einer exzellenten Küche, einem ebensolchen Weinkeller und dem diskreten, bestens ausgebildeten Personal unter der Führung Louis Adlons und seiner zweiten Frau Hedda, die das Etablissement in den 1920er Jahren zu internationalem Ruhm aufsteigen ließen. Illustre Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin, Marlene Dietrich und eben Pola Negri residierten in diesen Zeiten im Adlon, während vor dem Ersten Weltkrieg hier bereits der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. Hof hielt und auswärtige Herrschaften wie der Zar von Russland nächtigten. Während der NS-Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs veränderte sich das Klientel des Hotels, das auch zahlreiche ausländische Teilnehmern der Olympiade 1936 beherbergte, drastisch, und auch diese düstere Epoche der Geschichte erfährt ansprechend Erwähnung und Erläuterung innerhalb des Dokumentarfilms.

In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon aus dem Jahre 1996 stellt mit seiner Fülle an entsprechenden Dokumenten, Daten und Details dennoch keine vorrangig um historische Präzision oder gar Vollständigkeit bemühte Schilderung der Geschichte des Hotels Adlons dar. Vielmehr geht es Regisseur Percy Adlon (Out of Rosenheim, 1987, Mahler auf der Couch, 2010), der damals bereits auch reichlich Erfahrung auf dem Terrain des nicht-fiktionalen Filmemachens gesammelt hatte, zuvorderst um das Heraufbeschwören der spezifischen Stimmungen im glamourösen Universum des Adlons und um seine sehr persönliche Narration der Liebes- und Lebensgeschichten der Gründerfamilie. Ein besonderes, ansprechendes Insider-Wissen bieten hier die Erinnerungen der ehemaligen Hotelangestellten, die eingebunden in die zeitgeschichtliche Komponente ihre eigenen Beobachtungen und Erlebnisse Revue passieren lassen. Hatte das Adlon die allgemeinen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs auch weitgehend unbeschädigt überstanden, fiel es doch einige Tage nach Kriegsende einem Brand zum Opfer, der lediglich einen Seitenflügel verschonte – ein tragischer Ruin, der erst im Jahre 1997 durch die Eröffnung des heutigen Hotel Adlon Kempinski überwunden wurde. Doch das alte Adlon im Besitz der Gründerfamilie war unweigerlich verloren.

In der glanzvollen Welt des Hotel Adlon

Als der Filmemacher und Produzent Percy Adlon Vorbereitungen traf, einen Dokumentarfilm über das legendäre Berliner Hotel Adlon zu realisieren, suchte er im Rahmen einer Zeitungsannonce nach ehemaligen Angestellten der Luxusherberge. Die Resonanz auf diesen Aufruf an Zeitzeugen und auch die Suche nach originären Bildern und Requisiten aus dieser prächtigen bis prekären Ära des Adlon vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gestaltete sich gleichermaßen üppig wie überwältigend, so dass eine dokumentarische Collage mit authentischem Ambiente und ebensolchen Augenzeugen entstanden ist.
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