If...

Eine Filmkritik von Falk Straub

Hier kommt Alex

Ein charismatischer Kopf einer Gruppe unangepasster Jugendlicher, dessen Weg in eine Explosion der Gewalt mündet – bereits in seinem Debüt war Malcolm McDowells größte Rolle vorgezeichnet. Lindsay Andersons bitterböse Satire If… machte Stanley Kubrick auf den Nachwuchsschauspieler aufmerksam. Der Rest ist Filmgeschichte.
Wer an Malcolm McDowell denkt, hat schlagartig Alex DeLarges zufriedenes Lächeln in der Korova-Milchbar im Kopf. Die Rolle des mordenden und vergewaltigenden Jugendlichen in Stanley Kubricks Uhrwerk Orange war für McDowell Segen und Fluch zugleich. Sie verhalf dem Engländer zum internationalen Durchbruch und legte ihn gleichzeitig auf den ewigen Bösewicht fest. Was Kubrick bewog, McDowell den Part seines Lebens zu geben, erfahren Zuschauer in If…, der erstmals in Deutschland auf DVD vorliegt.

Lindsay Andersons ätzende Satire erzählt vom unangepassten Schüler Mick Travis (McDowell), der sich Ende der 1960er gemeinsam mit seinen Freunden Johnny (David Wood) und Wallace (Richard Warwick) den Regeln in einer englischen Privatschule widersetzt. Den drei Außenseitern stehen die Aufsichtsschüler Rowntree (Robert Swann), Denson (Hugh Thomas), Fortinbras (Michael Chadman) und Barnes (Peter Sproule) gegenüber, die als verlängerter Arm des Schulleiters im Internat für Ordnung sorgen und dafür Privilegien genießen.

In acht Kapiteln, die leichtfüßig zwischen Schwarzweiß und Farbe wechseln, inszeniert Anderson den Schulalltag als gesellschaftliches Korrektiv, in dem Disziplin, Erniedrigungen und körperliche Gewalt auf der Tagesordnung stehen. Trotz aller Dramatik greift If… Kirche, Militär und Schulwesen mit viel Witz an, gibt deren Autoritäten der Lächerlichkeit preis. Die ganze soziale und politische Sprengkraft der Epoche bricht sich schließlich am Ende des Films Bahn, als die Außenseiter die vermeintlichen Stützen der Gesellschaft mit Waffengewalt niederreißen. Ob geträumte Rachefantasie oder Wirklichkeit bleibt in der Schwebe.

Obwohl If…, der bei den Filmfestspielen in Cannes 1969 die Goldene Palme gewann, im Laufe der Jahre etwas von seiner einstigen Wucht verloren hat, besitzt er weiterhin eine herausragende Stellung in der Filmgeschichte. Malcolm McDowell, der darin bereits eine enorme Präsenz vor der Kamera versprüht und sein bekanntes Spiel zwischen Überschwang und Subtilität aufblitzen lässt, hat If… selbst als einen Wendepunkt des britischen Films beschrieben. Anderson war für McDowell nicht nur Mentor und Freund, sondern auch einer der größten Regisseure im britischen Nachkriegskino. Um das zu erfahren, muss der Zuschauer jedoch zu einer anderen DVD greifen. Im Gegensatz zur englischen Ausgabe ist auf dem deutschen Silberling von If… kein Bonusmaterial enthalten. McDowells Einsichten in seine Karriere, die auch sein Debüt betreffen, finden sich unter den Extras zu Uhrwerk Orange.

If...

Ein charismatischer Kopf einer Gruppe unangepasster Jugendlicher, dessen Weg in eine Explosion der Gewalt mündet – bereits in seinem Debüt war Malcolm McDowells größte Rolle vorgezeichnet. Lindsay Andersons bitterböse Satire „If…“ machte Stanley Kubrick auf den Nachwuchsschauspieler aufmerksam. Der Rest ist Filmgeschichte.
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