Ich, Tomek

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Von einem der auszog, die Zuhälterei zu lernen

Klein, süß und unschuldig ist er. Tomek, noch grün hinter den Ohren, leidenschaftlicher Hobbyastronom und jenseits von Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Das ändert sich bestürzend schnell, als er sich zum ersten Mal verliebt und sich vor seiner Angebeteten profilieren will. Dadurch rutscht er in kriminelle Machenschaften hinein, prostituiert sich und wird schließlich selbst zum Zuhälter.
Tomek (Filip Garbacz) ist fünfzehn Jahre alt und lebt an der deutsch-polnischen Grenze. Allerdings auf der östlichen Seite, und sein Leben ist von Tristesse, Armut und mangelnden Zukunftsvisionen beherrscht. Zwar besucht er regelmäßig die Jugendstunden beim Pfarrer und noch häufiger die des Astronomieclubs, da seine große Leidenschaft die Sterne sind und er sich unbändig auf das neue Teleskop freut, mit dem er in einigen Wochen den Merkur sehen könnte. Aber sein ehemaliger Deutschlehrer Herr Weber (Rolf Hoppe), der den Astronomieclub leitet, bekommt das Geld für das ersehnte Gerät nicht zusammen. Enttäuscht flüchtet sich Tomek daraufhin in die einzige Disco des Ortes und lernt dort die gleichaltrige Marta (Anna Kulej) kennen. Damit scheint sein Schicksal besiegelt, denn das Mädchen verdreht ihm gehörig den Kopf und setzt ihn mit Forderungen nach schicken Klamotten und vor allem Veneers unter Druck. Diese Keramikverblendungen für Zähne sind für sie das Sinnbild eines erfolgreichen und luxuriösen Lebens und kosten ein kleines Vermögen. Tomek hat sich in den Kopf gesetzt, die Wünsche seiner Liebsten zu erfüllen und versucht durch den Verkauf von Spargel und Gartenzwergen das Geld zusammenzubekommen. Die Erträge sind aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, so dass er beschließt, sich das Geld von seinem Kumpel Ciemny (Daniel Furmaniak) zu borgen, der als Stricher arbeitet. Aber auch der kann ihm nicht weiterhelfen, so dass Tomek bald selbst in den Strudel der Prostitution hinein gerät. Immer mehr verliert er sein unschuldiges Wesen und wird schließlich selbst zum Zuhälter. Der Teufelskreis von Gewalt, schnellem Geld und Skrupellosigkeit beginnt sich gnadenlos um Tomek zusammenzuziehen und endet schließlich in einem Inferno …

Dass Filip Garbacz, der die Rolle des Tomeks spielt, bereits fünfzehn Jahre alt sein soll, fällt schwer zu glauben. Dieser zarte Körper, das unschuldige Gesicht, in dem noch nicht mal die Ahnung eines Bartes zu sehen ist, können kaum mit dem Milieu der Prostitution zusammengebracht werden. Dennoch sind es genau seine Kindlichkeit und Unschuld, die das ganze Elend der Situation verdeutlichen. Durch die Auswahl dieses jungen Schauspielers, der im Verlauf des Films tatsächlich etwas Verruchtes und Gewalttätiges bekommt, wird zum einen die Perversität älterer Männer deutlich, die auf pubertierende Jungs stehen und auch vor Vergewaltigungen nicht zurückschrecken, zum anderen wird dadurch der negative Werdegang Tomeks deutlicher herausgearbeitet. Es ist aber nicht nur das kindliche Äußere von Filip Garbacz, das die Figur des Tomeks zum Leben erweckt, sondern vor allem seine äußerst ungewöhnliche schauspielerische Leistung, mit der er konsequent und mehr als glaubwürdig den Fall des Teenagers auf der Leinwand präsentiert. Schmerzvoll wohnt der Zuschauer der Sogwirkung des Abgrundes bei, der nicht nur Tomek sondern alle Jugendlichen dieses Films ausgesetzt sind. Statt den Träumen ihrer Kindheit nachzugehen, katapultieren sie sich in ein Erwachsenenleben hinein, das ihnen keinen Raum für die Zukunft lässt. Das Sozialdrama Ich, Tomek schafft es bei all der Brutalität, die zu sehen ist, keine Wertung abzugeben, sondern lässt Story und Bilder für sich sprechen. Die allerdings bleiben nachhaltig haften und hinterlassen beim Verlassen des Kinos ein schales Gefühl im Magen…

Ich, Tomek

Klein, süß und unschuldig ist er. Tomek, noch grün hinter den Ohren, leidenschaftlicher Hobbyastronom und jenseits von Sex and Drugs and Rock’n’Roll. Das ändert sich bestürzend schnell, als er sich zum ersten Mal verliebt und sich vor seiner Angebeteten profilieren will. Dadurch rutscht er in kriminelle Machenschaften hinein, prostituiert sich und wird schließlich selbst zum Zuhälter.
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Meinungen

Wacke · 10.06.2010

@Jokim Khush
Aha. Weil keine gleichgeschlechliche Liebe dabei ist, ist der Film katholisch? Interessant. Ihre Kritikfähigkeit ist dafür auch nciht von schlechten Eltern. Der Film endet grauenhaft. Warum? Weil die letzte Szene schockieren kann? Und warum ist der Film dann gleich grauenhaft.

Die OmU wäre wahrscheinlich wirklich besser gewesen. Aber dann würde der Film nur in wenigen Kinos der Großstädte gezeigt werden.

Snacki · 09.06.2010

Hab ihn gestern gesehen > rau, manchmal etwas zu grob von Kameraführung, mochte die Synchro nicht so gern (Originalfassung mit deutschen Untertiteln wäre hinsichtlich einer Glaubwürdigkeit der bessere Weg gewesen. Darstellerische Leistungen und Liebesgeschichte sehr gut / nachvollziehbar. Was aber nicht funktioniert / zu kurz dargestellt ist, ist die Wandlung von Tomek vom Paulus zum Saulus. Insgesamt aber doch ansehnlich - gutes, junges polnisch-deutsches Kino.

Sicherlich · 09.06.2010

Inhaltlich stimmt die Beschreibung hier nicht wenn sie behauptet aus Enttäuschung über das Teleskop (die Schule will nur ein billiges Anschaffen) geht Tomek in die Disco. Er will dort, in seiner Naivität, einen Schulhefter für die Prüfung seiner Schwester abholen.

Sicherlich · 09.06.2010

@Jokim Khush ich glaube kaum, denn die Kirche steht nicht in einem besonders guten Licht in diesem Film. Daher ist deine Behauptung etwas unverständlich
Sicherlich

Jokim Khush · 08.06.2010

Ein Film, der fast wie ein Auftragswerk der Katholiken daherkommt: Seht her, so wird es Euch ergehen. Keine schwulen Charaktere, nur cliches. Keine gleichgeschlechtliche Liebe, nur eklige Kinderschaender all ueberall. Keiner hat Spass, dafuer endet alles grauenhaft, so grauenhaft wie der ganze Film

philippe · 16.05.2010

sehr wertvoller info film für junge leute