Ich bin tot, macht was draus!

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

On the road mit alten Pechvögeln

Der Originaltitel dieser belgischen Buddy-Komödie Je suis mort mais j’ai des amis fasst sowohl ihre Handlung als auch ihren Humor in einem Satz zusammen: „Ich bin tot, aber ich habe Freunde.“ Der Tote heißt Jipé (Jacky Lambert) und seine Freunde sorgen dafür, dass er nicht zur Ruhe kommt, sondern als Aschehäuflein auf eine Amerikareise mitgenommen wird. Man könnte sogar behaupten, dass Jipé ohne seine Freunde vielleicht noch am Leben wäre, denn hätten sie nicht unbedingt noch Pommes an einem Imbissstand essen müssen, obwohl bei ihm zu Hause ein Chiligericht auf sie wartete, wäre er wohl nicht den Abhang neben der Straße hinuntergefallen.
Jipé war der Sänger der Rockband Grand Ours, in der es gestandene Männer mit angegrauten Bärten ordentlich krachen lassen. Gerade wollten sie alle zu ihrer ersten Amerika-Tournee aufbrechen. Der Band-Leader Yvan (Bouli Lanners) entscheidet, dass sie trotzdem stattfindet und Jipé dann eben in dem Zustand auf der Bühne platziert wird, in dem er sich nun einmal befindet. Alternde Rockmusiker sind geübt darin, sich dem Strom der Zeit zu widersetzen. Yvan, Wim (Wim Willaert) und Pierre (Serge Riaboukine) folgen ihren großen, rebellischen Herzen und stürzen sich in einen Roadtrip voller Pech und aufregender Abenteuer.

Die belgischen Brüder Guillaume und Stéphane Malandrin (Où est la main de l’homme sans tête) stimmen in ihrem Film Ich bin tot, mach was draus! einen feinen Ton an, in dem leise Melancholie auf fidelen Slapstick trifft. Die einzelnen Charaktere brauchen nicht erst lange Beschreibungen, ihre markanten Konturen füllen sich praktisch von selbst. Es kommt der Moment, da Yvan und die anderen in Jipés Wohnung stehen und dort einem fremden Mann im Slip begegnen. Es ist der Militärpilot Dany (Lyès Salem), Jipés Lebensgefährte. Weil die Band nichts von seiner Existenz ahnte, hat er eine Sekunde lang den Eindruck, sich für seine Gegenwart entschuldigen zu müssen. Yvans Gesichtsausdruck lässt wenig Zweifel daran, dass es hier darum geht, wem Jipés Andenken gehört. Wiederholt spielt die Komödie mit dem Rocker-Image der älteren Herren, ihrem raumgreifenden Auftreten. Auch die Urne mit Jipés Asche gerät ja nicht von selbst in Yvans Besitz.

Dany schließt sich der Reise nach Los Angeles an, aber kann man denn Amerika aus dem Flugzeug kennenlernen? Viel wertvollere Erkenntnisse über das Land und über sich selbst gewinnt man doch, wenn man mit Einheimischen viele Stunden in einem Zug sitzt, Bier trinkt und Joints raucht. Diese Art des Reisens war zwar nicht geplant, aber sie dauert lange genug, um die fälligen Gruppenkonflikte zu ermöglichen. Wim zum Beispiel ist es leid, sich alles von dem cholerischen Yvan diktieren zu lassen.

Die Grand Ours sind nicht die einzigen Verlierertypen der Pop- und Rockgeschichte. Eine Rahmenanekdote, erzählt von einem alten Inuit, bringt genüsslich Pete Best ins Spiel, den ersten Schlagzeuger der Beatles, der von der Band entlassen wurde, noch bevor sie berühmt wurde. Der im Norden Kanadas lebende Ureinwohner weiß auch zu berichten – und nun darf man dreimal raten, wieso –, was Pete Best mit den Grand Ours verbindet. Obwohl es einiges an Action gibt, wirkt die urige, stimmungsvolle Komödie eher zurückgelehnt. Wenn Yvan, Wim und Dany bekifft im Zug sitzen und sich der eine wundert, worüber die anderen so lachen müssen, dann hätte wohl auch Jipé seinen Spaß gehabt. Mit Freunden wie diesen reißt das Pech nicht ab, aber es ist trotzdem ein gutes Gefühl, sie um sich zu haben.

Ich bin tot, macht was draus!

Der Originaltitel dieser belgischen Buddy-Komödie „Je suis mort mais j’ai des amis“ fasst sowohl ihre Handlung als auch ihren Humor in einem Satz zusammen: „Ich bin tot, aber ich habe Freunde.“ Der Tote heißt Jipé (Jacky Lambert) und seine Freunde sorgen dafür, dass er nicht zur Ruhe kommt, sondern als Aschehäuflein auf eine Amerikareise mitgenommen wird.
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