I, Anna (2012)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Wenn die Mutter mit dem Sohne...

Hatten wir es nicht schon immer vermutet, dass da was nicht stimmen kann mit Menschen, die auf Speed Dating Parties gehen? Anna (die ewig junge Charlotte Rampling) ist das erste Mal da. Ihr Mann hat sie verlassen und ihre Tochter Emmy (Hayley Atwell) ermutigt sie mal wieder auszugehen. Und tatsächlich findet Anna vor Ort in George einen interessanten Mann mit dem sie sogar die Nacht verbringt. Doch am nächsten Tag ist George tot. Er wurde ermordet. Der mit der Lösung des Falls beauftragte Inspektor (Gabriel Byrne) hat alsbald den Verdacht, dass Georges Sohn ihn erledigt haben könnte, schließlich ist er nach der Bekanntgabe des Todes geflüchtet. Beim Inspizieren des Tatortes läuft ihm aber auch Anna in die Arme, die ihn in seinen Bann zieht. Doch wer hat George nun umgebracht und was ist Annas Geheimnis?

Die Geschichte von I, Anna klingt sehr klassisch und das ist der Film auch durch und durch. Das Erstlingswerk von Barnaby Southcombe, dem Sohn Charlotte Ramplings ist ein geradliniger Versuch einen neuen Film Noir Thriller zu machen, ganz im Stile der alten Klassiker. Es ist ein sehr ambitioniertes Vorgehen sich gleich an einen Genrefilm zu machen und das merkt man dem Werk auch an. Zwar vermag der Regisseur seinen Film ordentlich und geradlinig aufzubauen, doch nach einer Weile wird die Geschichte eher langweilig, da vorhersehbar – es ist eben das immer gleiche Spiel und hat man auch nur ein bis zwei Filme dieser Art gesehen, weiß man schon wer der Mörder ist. Es ist also ein bisschen wie einen besser produzierten und um Welten besser besetzten Tatort schauen. Charlotte Rampling dominiert mit ihrer leisen Art die Bilder, Gabriel Byrne hingegen leidet wohl etwas an Verstopfung, seine Figur bleibt lakonisch und blutleer und kann seinen Vorbildern, wie Humphrey Bogarts Detektiv in Die Spur des Falken, bei Weitem nicht das Wasser reichen.

Freunden glatter und perfekt inszenierter Ästhetik (wie zum Beispiel Tom Fords A Single Man) wird dieser Film allerdings gefallen. Jedes Bild scheint durchdacht, die Kompositionen der Innenräume sind grandios. Southcombe weiß seine Mutter ins perfekte Licht zu rücken und die Umgebung für das Innenleben seiner Charaktere sprechen zu lassen. Dies ist auch nötig, denn die Figuren an sich sind eher wortkarger Natur. Und auch die Stadt und ihre Architektur, die im Film Noir ja immer eine wichtige Rolle spielt, fügen sich nahtlos in die Gesamtkomposition ein. Letztendlich bleibt nur zu sagen, dass hier ein Regisseur seinen ersten Auftritt hat, der definitiv Potential für mehr hat, es in diesem Film aber nicht auszuschöpfen vermag. I, Anna ist daher nur für Zuschauer zu empfehlen, denen es nichts ausmacht, die Verstrickungen der Geschichte recht schnell zu erkennen und die sich am Genrefilm an sich und nicht an der Spannung der Erzählung ergötzen können. Oder die Charlotte Rampling lieben, die hier – wie eigentlich immer – Großartiges leistet.

(Festivalkritik Locarno 2012 von Beatrice Behn)

I, Anna (2012)

Hatten wir es nicht schon immer vermutet, dass da was nicht stimmen kann mit Menschen, die auf Speed Dating Parties gehen? Anna (die ewig junge Charlotte Rampling) ist das erste Mal da. Ihr Mann hat sie verlassen und ihre Tochter Emmy (Hayley Atwell) ermutigt sie mal wieder auszugehen. Und tatsächlich findet Anna vor Ort in George einen interessanten Mann mit dem sie sogar die Nacht verbringt. Doch am nächsten Tag ist George tot.

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Meinungen

Karin Lugtenburg · 08.09.2013

Ich fand den Film total spannend, die Schauspieler - auch Gabriel Byrne in seiner sparsamen sehr britischen Art - sehr überzeugend und das Ganze sehr anspruchsvoll, für ein Regiedebüt absolut überzeugend!

John · 02.05.2013

Vielen, Vielen Dank!
Mit solchen Rezensionen, brauche ich diesen Film nicht mal anschauen, da Sie einen Spoiler gleich im Titel gesteckt haben. Super!
Sie haben mir 8 Euro gespart.
Geärgert!

uwe zerrweck · 29.04.2013

"Der mit der Lösung des Falls beauftragte Inspektor (Gabriel Byrne) hat alsbald den Verdacht, dass Georges Sohn ihn aufgrund von Geldmangel und Drogenproblemen erledigt haben könnte, schließlich ist er nach der Bekanntgabe des Todes mit seiner Mutter geflüchtet."

Kleine Korrektur - Der Sohn ist aus anderen als den beschriebenen Gründen flüchtig, die "Mutter" kommt im Film nicht vor, insofern ist die Inhaltsangabe in diesem Punkt falsch.