I'm a Cyborg, But That's OK (2006)

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Batterien zum Lunch

Der Film feierte im Wettbewerb der Berlinale 2007 seine internationale Premiere und bekam den Alfred-Bauer-Preis für neue Perspektiven der Filmkunst verliehen. Bei den Filmjournalisten kam der koreanische Streifen von Park Chan-wook allerdings nicht sehr gut an. Ziemlich schnell lichteten sich die Zuschauerreihen während der Vorführung. Auch wenn das viel mit Festivalmüdigkeit zu tun haben mag, Ich bin ein Cyborg, aber das macht nichts / I am a Cyborg, but that’s Ok ist nichtsdestotrotz schräge, verrückte Kinokost – so was muss man mögen, ansonsten sitzt man hier tatsächlich im falschen Film.

Wer Park Chan-wooks Rachetrilogie mit Sympathy for Mr. Vengeance (2002), Old Boy (2003) und Lady Vengeance (2005) kennt, kann sich bei diesem Film auf etwas ganz anderes gefasst machen. Schluss mit Blut und Rache, jetzt ist ein Liebesfilm dran – aber ein ganz außergewöhnlicher.

Das Mädchen Young-goon (Lim Soo- jung) wird in eine Heilanstalt eingeliefert, weil sie sich für einen „Cyborg“, einen Roboter, hält. Statt mit Menschen spricht sie lieber mit Neonröhren, Telefonapparaten und Getränkeautomaten. Statt Reis zum Lunch leckt sie lieber an Batterien. Das Unheil liegt in der Familie: Schon ihre Großmutter bildete sich ein, eine Maus zu sein, aß den ganzen Tag nur Rettich und hoppelte herum wie ein Nagetier. Warum sie ein Roboter sei, fragt sich das Mädchen nicht. Aber dafür, welchen Zweck sie mit ihrem Mensch-Maschinen-Dasein erfülle. Diese Frage grämt Young-goon, so wird sie, umgeben von lauter Verrückten, immer dünner und kraftloser. Abhilfe schafft Il-Soon (der in Korea berühmte Sänger der Band Rain: Jung Ji-hoon), ein männlicher Insasse, der ständig Zähneputzen muss, unter Kleptomanie leidet und fürchtet, dass er zu einem kleinen Punkt schrumpft. Ohne große Handlung folgt der Film den beiden Träumern, wie sie sich ineinander verlieben, wie er sie mithilfe eines selbstgebastelten „Reis-Megatrons“ wieder zum Essen bringt und wie er ihr sie von der „Sympathie“ befreit, die als „Cyborg“ nicht erlaubt ist.

Alles sehr bizarr und darauf muss man sich einlassen können, wenn man an dem Film Freude haben will. Wer es tut und bis zum Ende durchhält, wird belohnt – mit hübschen Momenten, wenn etwa Il-Soon mit voller Leibeskraft jodelt oder wenn sich die beiden in einem Heizungskeller näher kommen.

Der 1963 in Seoul geborene koreanische Regisseur ist bekannt für die Brutalität seiner Filme. Auf seiner Website ist in seiner Biographie zu lesen, dass er öfters nachts wach liegt und sich die grausamsten Quälereien vorstellt. So schläft er besser und glücklicher ein, denn alles ist ja nur Vorstellung, aber je brutaler desto besser. Mit seinen Filmen will er unserer Fantasie ein wenig nachhelfen, dass diese auch ein wenig grausamer wird. Na denn…

Park Chan-wook debütierte 1992 mit The Moon is the Sun’s dream, allerdings erfolglos. Das Geld für den Film hatte er mühevoll mit kleinen Jobs wie Übersetzungen und Verteilen von Werbematerial zusammengespart. Sein zweiter Film Trio (1997) folgte er fünf Jahre später, nachdem er sich zwischenzeitlich mit dem Schreiben von Filmessays und diversen Jobs über Wasser gehalten hat. Auch dieser Film floppte und seine kurze Filmkarriere schien vorerst beendet. Erst mit seinem dritten Film J.S.A. — Joint Security Area (2000) ging es endlich aufwärts. Er wurde nicht nur in Korea, sondern auch auf internationalen Filmfestivals gefeiert. Mit Sympathy for Mr. Vengeance (2002) begann seine Rachetrilogie, mit der er sich als Meister des koreanischen Kinos etablierte. Man darf gespannt sein, was als Nächstes von ihm im Kino zu sehen sein wird.
 

I'm a Cyborg, But That's OK (2006)

Der Film feierte im Wettbewerb der Berlinale 2007 seine internationale Premiere und bekam den Alfred-Bauer-Preis für neue Perspektiven der Filmkunst verliehen. Bei den Filmjournalisten kam der koreanische Streifen von Park Chan-wook allerdings nicht sehr gut an.

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Meinungen

Marmelade · 07.01.2008

Völlig durchgeknallt und absolut großartig. Toll, dass dieser Film es in die Kinos geschafft hat!