Howling – Der Killer in dir

Eine Filmkritik von Peter Osterried

Vom Titel sollte man sich nicht täuschen lassen. Was klingt wie ein neuer Horrorfilm, erweist sich stattdessen als ein spannender Krimi mit verzwickter Geschichte. Mehr noch als am Plot ist Regisseur Ha Yoo (Straßen der Gewalt) an seinen Figuren interessiert. Es kommt selten vor, dass ein Thriller es schafft, sowohl eine spannende Geschichte zu erzählen, als auch anhand seiner Protagonisten Gesellschaftskritik zu üben.
Der auf einem japanischen Roman basierende Howling – Der Killer in dir (der Untertitel ist noch stupider als der Originaltitel) erzählt davon, wie ein Polizist und seine neue Partnerin einen vermeintlichen Selbstmord untersuchen müssen, hinter dem jedoch weit mehr steckt. Als noch jemand durch den Angriff eines Wolfshundes stirbt und sowohl dem erfahrenen Sang-Kill als auch der jungen Eun-Young klar wird, dass es eine Verbindung gibt, beginnt eine nervenaufreibende Suche nach dem Killer, bei der sich Eun-Young nicht nur gegenüber ihrem Partner beweisen muss, sondern auch ständig Schikanen ihrer Kollegen ausgesetzt ist.

Die Ermittlungen verlaufen bisweilen etwas zu einfach. Das Zusammenfügen völlig disparater Elemente erscheint nicht immer flüssig, sondern deutet eher auf ein Skript hin, das es den Figuren relativ leicht macht. Schön eingearbeitet sind jedoch die Rückblicke, die im späteren Verlauf Teile der Geschichte auffüllen. Einigermaßen ungewöhnlich ist auch, dass der Killer schon etwa zur Hälfte gefasst wird. Danach verschiebt sich der Fokus, Eun-Young rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Es gibt einen Moment, da blickt sie dem Wolfshund in die Augen. Als Zuschauer kann man nicht anders, als eine Verbindung zu sehen, zwischen zwei Außenseitern in einer Gesellschaft, die sie unmöglich existieren lassen kann.

Howling – Der Killer in dir ist in seiner Figurenzeichnung intensiv. Er beschreibt einen Polizeiapparat, der von Chauvinismus geprägt ist, in dem eine Frau niemals Teil der Mannschaft, sondern immer nur Störfaktor sein kann. Darstellerin Na-Yeong Lee spielt ihre Rolle zurückhaltend und unterwürfig. Das gelingt ihr so gut, dass man ihrer Figur das Feuer im Leib wünscht, sich gegen die geballte Männerfront durchzusetzen. Aber letzen Endes ergeht es ihr nicht anders als dem Wolfshund, der von allen gejagt wird. Nach getaner Aufgabe ist ihre Schuldigkeit getan.

Ha Yoos Film kann man weniger als handelsüblichen Thriller, als vielmehr als Drama ansehen, in dem es vor allem um Opfer geht. Um eine Tochter, eine Polizistin und nicht zuletzt einen Hund, der nichts falsch gemacht hat, sondern aus Liebe und Loyalität handelt. In schönen Bildern erzählt, ist Howling – Der Killer in dir letzten Endes auch eine Parabel darauf, dass der Mensch alles verdirbt, was er berührt. Die Unschuld vergeht im Angesicht des Bösen. Es ist, wie es der desillusionierte Sang-Kill so treffend formuliert: Es lohnt nicht, die Verbrecher aus dem Verkehr zu ziehen, da es nie weniger werden. In einer Welt, in der selbst Polizisten ein schwaches Bild der Menschheit abgeben, sind Eun-Young und der Wolfshund die einzigen Sympathieträger.

Howling – Der Killer in dir

Vom Titel sollte man sich nicht täuschen lassen. Was klingt wie ein neuer Horrorfilm, erweist sich stattdessen als ein spannender Krimi mit verzwickter Geschichte. Mehr noch als am Plot ist Regisseur Ha Yoo (Straßen der Gewalt) an seinen Figuren interessiert.
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