The Hole 3D

Eine Filmkritik von Lida Bach

Zum Gruseln in den Keller gehen

Die Falltür war schon immer da. Geheimnisvoll wartet sie im Keller des neuen Hauses, in dass der 17-jährige Dane (Chris Massoglia) widerwillig mit seiner Mutter (Teri Polo) gezogen sind. Der Vormieter hat sie fest verriegelt und den Schlüssel versteckt. Mit seinem kleinen Bruder Lucas (Nathan Gamble) findet Dane den Schlüssel. Kinder haben ein Gespür für die Verstecke der Erwachsenen und verbotene Türen. Und Kinder lassen alte Nägel in pechschwarze Löcher fallen, um herauszufinden, wie tief sie tatsächlich sind.
Unendlich tief, unergründlich tief ist der titelgebende Ort in Joe Dantes The Hole 3D. Die Falltür ist in dem Gruselwerk des Kult-Regisseurs der Zugang zu den verdrängten Persönlichkeitsanteilen der Charaktere. Der Vormieter hat sie verschlossen, weil er das dahinter Schlummernde nicht länger ertragen konnte. Auch Dane und Lucas entdecken, dass die Falltür einen eigenen Willen hat. Wahrer Schrecken kommt aus dem Geist, wusste Edgar Allan Poe. Dante geht in The Hole 3D noch einen Schritt weiter. Das Unterbewusstsein symbolisiert der Hauskeller. Die Falltür verbirgt die seelischen Traumata. Wie die geheimsten Ängste sind die Seelengewölbe hinter der Tür endlos und haben dennoch einen Grund, wie alle unsere Ängste begründet sind. Die psychologischen Abgründe kann die mit einer Kamera ausgestattete Cartman-Puppe, die von den Brüdern hinuntergelassen wird, nicht erforschen. Die Protagonisten selbst müssen hinabsteigen, um dem Verdrängten zu begegnen, bevor es nach ihnen sucht.

Auf Gewaltszenen verzichtet The Hole 3D ebenso wie auf explizite Dialoge oder Sexualität. Mit der im Titel angekündigten 3D-Technik hält sich Dante angenehm zurück. Ausstattung und Szenario erinnern mehr an die selbstironischen Horrorfilme der 1980er, in denen jugendlichen Charaktere den Geheimnissen rätselhafter Gebäude (House) oder dämonischer Nachbarn (Fright Night) auf die Spur kommen. Selbst der typische unheimliche Erwachsene aus den filmischen Vorbildern, zu denen Dante selbst beitrug, fehlt in The Hole 3D nicht. Als Vormieter „Creepy Carl“ hat Bruce Dern einen Cameo-Auftritt, der nicht der einzige in dem anspielungsreichen Gruselfilm ist. Trotz des nostalgischen Charmes ist die Metaphorik von The Hole 3D zu offensichtlich um Grauen zu erzeugen. Horrorfilme wie ES, Event Horizon oder Ghost Busters verwendeten die gleiche Symbolik effektiver.

Dass sein Handlungsmotiv lange vor der filmischen Umsetzung nicht neu war, weiß Dante selbst und erinnert mit einer Anspielung auf seinen italienischen Namensvetter daran. Wie ernst er sein junges Publikum trotz der zurückgenommenen Inszenierung nimmt, beweist, dass er Kindern überhaupt einen Horrorfilm zumutet. In der Kindheit ist die Faszination des Düsteren und Gespenstischen am stärksten. Wenn sie Kinder waren, die Geschichten aus der Gruft lieber mochten als Lach- und Sachgeschichten, dann wissen die Zuschauer das. Gänsehaut erzeugt Dantes Film bei all jenen im Publikum, die nicht viel älter als der 10-jährige Lucas sind. Zugelassen ist der Film aber erst ab 12 Jahren.

Der wohlige Grusel von The Hole 3D ist allerdings nicht so kindlich-harmlos wie er scheint. Dies verrät das im doppelten Sinne offene Ende des Films. Der Schrecken ist nicht überwunden, sondern wurde in noch tiefere Regionen der Seele gesperrt. In neuen Häusern wird die Falltür Lucas und Dane ebenso erwarten. Die Enttäuschung, Verbitterung und Wut, die den jungen Protagonisten noch bevorstehen, lässt die gähnende Schwärze wachsen. Ihre Furcht haben die Figuren nicht zurückgedrängt, obwohl sie Kinder sind, sondern, weil sie Kinder sind. Als Erwachsene sind sie den angestauten Ängsten womöglich nicht mehr gewachsen.

The Hole 3D

Die Falltür war schon immer da. Geheimnisvoll wartet sie im Keller des neuen Hauses, in dass der 17-jährige Dane (Chris Massoglia) widerwillig mit seiner Mutter (Teri Polo) gezogen sind. Der Vormieter hat sie fest verriegelt und den Schlüssel versteckt. Mit seinem kleinen Bruder Lucas (Nathan Gamble) findet Dane den Schlüssel.
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