Henry & June

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 17. Februar 2012, 3sat, 22:25 Uhr

Die französische Schriftstellerin Anaïs Nin (1903-1977) und der US-amerikanische Autor Henry Miller (1891-1980) sind klingende Namen der Literaturwelten des vergangenen Jahrhunderts, deren Werke nicht zuletzt auf Grund ihres erotischen Gehalts kräftig für Furore sorgten. Anfang der 1930er Jahre begegneten sich die Literaten in Paris, was für beide zu tief greifenden Bewegungen in ihrem Leben und Schaffen führte. Henry & June unter der Regie von Philip Kaufman aus dem Jahre 1990 erzählt auf der Grundlage der autobiographischen Erinnerungen Anaïs Nins und Henry Millers die Geschichte dieser außergewöhnlichen Begegnung und Beziehung, deren Auswüchse auch ihre jeweiligen Lebenspartner berührten.
Obwohl er bisher noch nichts veröffentlicht hat, glaubt die US-Amerikanerin June Miller (Uma Thurman) unverdrossen an das Talent ihres Mannes Henry (Fred Ward), der ein passionierter Schreiber ist. 1931 reist das Paar nach Paris, wo Henry und June die bereits erfolgreiche Schriftstellerin Anaïs Nin (Maria de Medeiros) und ihren Gatten Hugo Guiler (Richard E. Grant) kennen lernen. Bei einer gemeinsamen Geselligkeit, bei der über einen entstehenden, später noch berühmt-berüchtigten Roman von Henry Miller diskutiert wird, wirft Anaïs Nin den Titel Wendekreis des Krebses für das Manuskript auf, zu dem sie auch das Vorwort verfassen wird, und die französische Autorin wird zur wohlwollenden Förderin des US-amerikanischen Schriftstellers. Derweil aber ereignen sich allerlei heftige erotische Eskapaden der Protagonisten untereinander, wobei die Erfahrungswelt wild mit der literarischen korrespondiert …

Es ist das Pariser Milieu der unkonventionellen Künstler, der Bohème, das Philip Kaufman, der das Drehbuch für Henry & June gemeinsam mit seiner Frau Rose schrieb, hier in seinem Freiheitsdrang und seiner ganzen Frivolität darstellt, ohne die freizügigen sexuellen Dimensionen unangemessen auszubeuten. Kameramann Philippe Rousselot wurde seinerzeit für seine ebenso präzise wie sensible Arbeit für einen Academy Award nominiert, der 1991 allerdings an Dean Semler für Der mit dem Wolf tanztvergeben wurde. Neben der ansprechenden visuellen Komponente sind es die anregenden Dialoge, die Henry & June besonders für Literaturfans höchst interessant gestalten, zumal Begebenheiten wie die Geburtsstunde des Titels von Henry Millers legendärem Roman Wendekreis des Krebses, der 1934 in Paris veröffentlicht wurde und lange Zeit in vielen Ländern als pornographisch indiziert war, zu den kleinen und feinen Schätzen dieses Films zählen, der das Lebensgefühl jener Kreise der 1930er Jahre auf charmante Weise einfängt.

Henry & June

Die französische Schriftstellerin Anaïs Nin (1903-1977) und der US-amerikanische Autor Henry Miller (1891-1980) sind klingende Namen der Literaturwelten des vergangenen Jahrhunderts, deren Werke nicht zuletzt auf Grund ihres erotischen Gehalts kräftig für Furore sorgten. Anfang der 1930er Jahre begegneten sich die Literaten in Paris, was für beide zu tief greifenden Bewegungen in ihrem Leben und Schaffen führte.
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