Helke Sander Edition

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Frau in Bewegung

In diesem Sommer wurde Helke Sander 70 Jahre alt. Sie war eine der ersten drei Absolventinnen der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, die damals ein Hort der 68er Revolte war. 1971 war sie wesentlich an der Organisation des 1. Frauenfilm-Festivals beteiligt. 1972 gründete sie die Zeitschrift frauen und film und war bis 1982 als Herausgeberin, Redakteurin und Autorin dabei. Sie war eine der Initiatorinnen der Frauenbewegung in Deutschland und sie war und ist Autorin, Schauspielerin und Regisseurin.
Siebzehn ihrer Filme (sechs Kurz-, sieben Dokumentar- und vier Spielfilme) sind nun in einer schönen Box erschienen. Subjektitüde von 1967, ihre erste Hochschularbeit. Silvo, eine kurze Dokumentation über ihren damals siebenjährigen Sohn. Brecht die Macht der Manipulateure, den sie 1968 im Rahmen der Anti-Springer-Kampagne realisierte. Die Spielfilme Eine Prämie für Irene (1971), Die allseitig reduzierte Persönlichkeit — Redupers (1977), Der subjektive Faktor (1981) und Der Beginn aller Schrecken ist Liebe (1983) sind eigentlich gleichermaßen Essays, die mit Charme, Leichtigkeit und Witz zwischenmenschliche Beziehungen, Politk, Alltag und Diskurs verschränken. Die Kurzfilmserie Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste aus den achtziger Jahren erzählt abstruse Geschichten. (Realisiert wurden nur die Nummern 1, 5 und 8, die alle in der Box enthalten sind.) Völlerei? — Füttern! aus derselben Zeit interpretiert Evas Sündenfall neu. In dem zweiteiligen Dokumentarfilm BeFreier und Befreite (1992) geht es um die Massenvergewaltigungen von 1945, in Berlin und einigen anderen deutschen Gebieten. In Muttertier — Muttermensch (1998) stellt Lucy, die afrikanische Vorfahrin des heutigen Menschen, die These auf, dass die ersten Menschen Mütter waren, die das Haus erfanden, die Sprache und die Arbeitsteilung. Dorf (2001) zeigt unter anderem, wie das Fernsehen alte (dörfliche) Rhythmen neu strukturiert und die Angebote der Supermärkte die Essgewohnheiten der Einwohner verändern. In Mitten im Malestream und Hannelore Mabry, den beiden neuesten Produktionen (2005) in dieser Box, geht es um Frauen und Kinder im Fokus politischer Überlegungen, um die Schauspielerin und Frauenrechtlerin Mabry und um Gebärstreik.

Ein lesenswertes, vierzig Seiten starkes Beiheft mit einem Essay von Michael Töteberg und zwei älteren Texten von Helke Sander selbst, ergänzt die Filme, die leider nicht immer zufriedenstellende Bild- und Tonqualität aufweisen.

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In diesem Sommer wurde Helke Sander 70 Jahre alt. Sie war eine der ersten drei Absolventinnen der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, die damals ein Hort der 68er Revolte war.
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