Heiter bis wolkig (2012)

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Kein Unterhaltungsfilm

Dass eine Krebserkrankung nicht immer der Stoff todernster Dramen sein muss, hat das amerikanische Kino mit der leider sehr seicht inszenierten Tragikomödie Kein Mittel gegen Liebe gezeigt. Heiter bis wolkig von Marco Petry ist als deutsche Entsprechung dieses US-Vorgängers zu sehen, nimmt sich dem Thema jedoch mit größerem Ernst und Authentizität an.

Es ist der beste Anmachtrick von Tim (Max Riemelt) und Can (Elyas M’Barek): Einer der beiden gibt sich als todkrank aus und möchte sich seinen letzten Wunsch mit Hilfe einer attraktiven Dame erfüllen. Als Tim auf diese Weise Marie (Anna Fischer) kennenlernt, deren ältere Schwester Edda (Jessica Schwarz) tatsächlich krebskrank ist, wird aus dem bisherigen Spaß plötzlich bitterer Ernst. Insbesondere als Tim sich ernsthaft in Marie verliebt, wird seine anfängliche Lüge zum Problem, denn der wahren Kranken kann der Schwindler natürlich nicht lange etwas vormachen. Während Tim in steter Angst lebt, seine Täuschung könne auffliegen, kämpft Edda vergeblich gegen ihre Erkrankung. Ein Happy End scheint für alle Beteiligten ausgeschlossen.

Regisseur Marco Petry ist mit den jungen Komödien Schule und Die Klasse von ‚99 — Schule war gestern, Leben ist jetzt bekannt geworden. In Heiter bis wolkig schlägt er ernstere Töne an, ohne jedoch gänzlich auf eine Prise Humor zu verzichten. Sein neuester Film bringt der schweren Erkrankung seiner Figur den notwendigen Respekt entgegen, ohne jedoch in ein rührseliges Melodram abzugleiten. Edda schießt in ihrer Verbitterung oft über das Ziel hinaus, ihr Galgenhumor springt auf das Publikum über und kann bei aller Schwermut auch den ein oder anderen Lacher generieren. Davon abgesehen jedoch gelingt Marco Petry der komödiantische Anteil seines Konzepts nur schwer. Heiter bis wolkig bleibt in großen Teilen ein ernster Film, was in Anbetracht des Themas jedoch mehr als zu verschmerzen ist. Schenkelklopfer, die Lachtränen rollen lassen, wären ohnehin fehl am Platz gewesen.

Zu loben ist an erster Stelle die Schauspielleistung von Jessica Schwartz. Es gelingt ihr, die komplexen Gefühle ihrer Figur, den Wechsel zwischen verbittertem Trotz, Trauer und Verzweiflung, überzeugend darzustellen, so dass der Zuschauer an ihrem Schicksal teilhaben kann. Aber auch Max Riemelt und Anna Fischer machen ihre Sache gut. So kommt es, dass ihre zarte Liebesgeschichte einen ebenso großen Stellenwert erhält wie Eddas Schicksal, obwohl die Krankheitsgeschichte im Vordergrund der Handlung steht. Nur Elyas M’Barek bleibt wieder einmal in einer reinen Komödien-Figur stecken. Dass er in der Rolle des unbeschwerten Kumpels nicht zu größeren Leistungen auffahren kann, ist jedoch nicht ihm, sondern der Rolle anzulasten.

Leider wirken einige Teil von Heiter bis wolkig stark konstruiert. So zum Beispiel die Lebenssituation der beiden Schwestern, in der trotz der schweren Erkrankung Eddas niemals ein Elternteil, Familienmitglied oder enger Freund auftritt, ohne dass diese Abwesenheit wichtiger Personen thematisiert werden würde. Auch dass die Liebesgeschichte zwischen Marie und Tim zu offensichtlich dem klassischen RomCom-Plot entsprechend konstruiert ist, inklusive des tragischen Missverständnisses kurz vor Schluss, schmälert die Begeisterung über das im Grunde gelungene Konzept. Die dramaturgischen Schwachstellen werden jedoch durch die sympathischen Figuren ausgeglichen, die dem Zuschauer so ans Herz wachsen, dass die Spannung auf den Ausgang der Geschichte aller Vorhersehbarkeit zum Trotz nicht abreißt.

Heiter bis wolkig zeigt die Tragödie einer jungen Krebspatientin ohne zu viel Kitsch, Pathos und Dramatik. Die leichte komödiantische Note erleichtert den Umgang mit dem Thema und verhindert eine emotionale Abwehrreaktion des Zuschauers, wie sie ein zu schwermütiges Melodram erzeugen würde. So kann sich das Publikum voll und ganz auf die Geschichte einlassen. Ein Unterhaltungsfilm ist Heiter bis wolkig trotz allem nicht geworden. Und das ist auch gut so.
 

Heiter bis wolkig (2012)

Dass eine Krebserkrankung nicht immer der Stoff todernster Dramen sein muss, hat das amerikanische Kino mit der leider sehr seicht inszenierten Tragikomödie „Kein Mittel gegen Liebe“ gezeigt. „Heiter bis wolkig“ von Marco Petry ist als deutsche Entsprechung dieses US-Vorgängers zu sehen, nimmt sich dem Thema jedoch mit größerem Ernst und Authentizität an.

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Meinungen

Hanni · 30.08.2012

Ein definitiv sehenswerter Film mit einer brillianten Jessica Schwarz, der mich einerseits sehr zum Lachen brachte und andererseits zu Tränen rührte. Ohne Frage ist er teilweise etwas vorhersehbar. Nichts desto trotz kommt er herrlich echt und menschlich daher. Beide Daumen hoch!

Valentina · 21.04.2012

der film ist schön =()