Hauptsache, die Chemie stimmt

Eine Filmkritik von Falk Straub

Tatort Gartenzaun

Dass hinter den weißen Gartenzäunen der amerikanischen Vorstadtidylle die große Depression schlummert, wusste Douglas Sirk schon in den 1950ern. In Hauptsache, die Chemie stimmt unternehmen Geoff Moore und David Posamentier nun den Versuch, gegängelte Gatten und frustrierte Hausfrauen mit einem Cocktail aus Komik und Pillen der täglichen Tristesse zu entreißen.
Von seiner Frau (Michelle Monaghan) an der kurzen Leine gehalten, in seinem Beruf nicht ernst genommen, keinen Zugang zu seinem Kind – das ist Doug Varneys (Sam Rockwell) erbärmliches Leben. Auf den ersten Blick könnte dieser weiße protestantische Amerikaner um die 40 ein Bruder Lester Burnhams sein, jener Rolle aus American Beauty, die Kevin Spacey seinen zweiten Oscar einbrachte. Doch während Burnham in Sam Mendes‘ Vorstadtfarce alles hinschmeißt und fortan arbeitslos dem eigenen Körper und jeder Menge Marihuana frönt, bleibt Varney in Hauptsache, die Chemie stimmt seinem Job treu. Eine Entscheidung, die ebenfalls mit Drogen zu tun hat.

Doug Varney ist Apotheker. Und nachdem er recht unvermittelt eine Affäre mit der wohlsituierten, aber einsamen Elizabeth Roberts (Olivia Wilde) begonnen hat, wird er auf ihr Anraten selbst sein bester Kunde. Voll auf Pillen stehen dem Glück der beiden nur noch zwei Dinge im Weg: Elizabeths Ehemann (Ray Liotta) und ein Ermittler der amerikanischen Rauschgiftbehörde (Norbert Leo Butz), der Doug auf die Schliche kommt.

Was wie American Beauty beginnt und wie ein Mix aus Fear and Loathing in Las Vegas und Fargo hätte enden können, mündet in einen Sieg der Vernunft. Doug und Elizabeth erkennen, dass sie nicht Bonnie und Clyde sind und kommen noch einmal mit einem blauen Auge davon. Trotz aller Turbulenzen und überzeugender Schauspieler bleibt beim Zuschauer so das Gefühl haften, wie viel mehr aus der Grundidee hätte werden können. Versüßt werden einem die eineinhalb Stunden jedoch durch ein paar fiese und äußerst amüsante Ideen, seinem Ehemann das Leben zur Hölle zu machen, und durch den Mut, aus dem versöhnlichen Ausgang wenigstens kein astreines Happy End zu machen.

Hauptsache, die Chemie stimmt

Dass hinter den weißen Gartenzäunen der amerikanischen Vorstadtidylle die große Depression schlummert, wusste Douglas Sirk schon in den 1950ern. In „Hauptsache, die Chemie stimmt“ unternehmen Geoff Moore und David Posamentier nun den Versuch, gegängelte Gatten und frustrierte Hausfrauen mit einem Cocktail aus Komik und Pillen der täglichen Tristesse zu entreißen.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen