Happy Deathday (2017)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Und täglich grüßt der Geburtstagskiller

Alle Jahre wieder werden alte Ideen neu aufgekocht. Mal nervt es, mal ist das Ergebnis eigentlich ganz erfreulich. Der Produzent Jason Blum (Paranormal Activity, The Purge, Split, Get Out u.v.m.) hat schon häufiger bewiesen, dass man es auch mit wenig Geld und einer einfachen, schnittigen Idee schafft, die Menschen ins Kino zu kriegen. Mit Happy Deathday, in dem eine Studentin in einer Zeitschleife festhängt und am Tag ihres Geburtstags ein ums andere Mal umgebracht wird, gelingt ihm das erneut. Was sich wie eine uninspirierte Version von Und täglich grüßt das Murmeltier im Horror-Genre liest, entpuppt sich als spannend-rasanter Mystery-Thriller mit viel Freude am Zitat sowie dem richtigen Quäntchen Humor und fällt somit klar in die Kategorie „erfreulich“.

Kein guter Tag für Ekelpaket Tree (Jessica Rothe): Zuerst erwacht sie verkatert in der Studentenbude des uncoolen Jungsemesters Carter (Israel Broussard), später gehen ihr ihre nervigen Mitbewohnerinnen Lori (Ruby Modine) und Danielle (Rachel Matthews) auf den Geist; und auch die Affäre mit ihrem selbstverliebten Professor (Charles Aitken) hat angesichts der drohenden Entdeckung durch dessen Frau ihren Reiz verloren. Und dann hat Tree auch noch Geburtstag. Wie jedes Jahr steht das Treffen mit ihrem Vater an, dem sie seit dem Tod ihrer Mutter nichts mehr zu sagen hat. Nein, heute ist wirklich nicht Trees Tag. Dass es aber noch viel schlimmer kommt, merkt sie, als sie abends auf dem Weg zu einer Party von einem maskierten Killer umgebracht wird – und am Morgen des gleichen Tages wieder in Carters Bett erwacht …

Es gibt eine ganze Reihe von Filmen (und noch viel mehr Serienfolgen), die Zeitschleifen zum Thema haben. Alle setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Manchmal geht es um die (moralische) Reifung der Protagonisten, die den gleichen Zeitabschnitt immer wieder erleben, manchmal steht das Rätsel hinter dem Zeit-Phänomen im Mittelpunkt, mitunter sind aber auch die humoristischen oder auch tragischen Aspekte des Szenarios von besonderer Bedeutung. In Happy Deathday kommt all das in sehr stimmiger Weise zusammen.

Es fällt auf, dass Regisseur Christopher Landon, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, sich gut im Horrorgenre und angrenzenden Gefilden auskennt. Man darf durchaus erstaunt sein, wie es ihm gelungen ist, so viel davon in den eigenen Film zu packen. Mitunter wirkt dieser nämlich wie ein Best-of der beliebtesten Genre-Locations der letzten Jahrzehnte: die Highschool, nächtliche Parks, leere Krankenhausgänge, Treppenhäuser, unheimliche Keller, dunkle Fußgängerpassagen … Inhaltlich legt Landon vermeintlich besonderes Augenmerk auf den Whodunit-Aspekt der Geschichte. Schon nach wenigen Filmminuten ist aber klar: viele hätten ein Motiv, um die alles andere als sympathische Tree aus dem Weg räumen zu wollen. Tree ist ein echtes Miststück, das in den ersten ihrer vielen Todestage so ziemlich jedem ans Bein pinkelt. Doch eigentlich geht es Landon – das wird von Wiederholung zu Wiederholung deutlicher – nicht nur um die Frage, wer ihr Mörder ist, sondern um die Entwicklung seiner Hauptfigur. Je besser Tree mit ihren Mitmenschen kooperiert, je freundlicher sie ist, desto näher kommt sie selbst des Rätsels Lösung. Man muss Happy Deathday dabei gar nicht in erster Linie als moralischen Film sehen, sondern kann ihn, ähnlich wie z.B. Der Babadook, auch als eine Auseinandersetzung mit dem Thema Trauer deuten. In dieser Sichtweise hat Tree den Tod ihrer Mutter nie verarbeitet und wird – an deren Todestag, der gleichzeitig ihr Geburtstag ist – wie ihre Mutter stets aufs Neue Opfer eines Killers. In dieser Lesart ist ihre Antihaltung ein Schutz gegen das nicht verarbeitete Leid. Dass sie sich ihrer Vergangenheit stellt, bringt sie nicht nur auf die Spur des Täters (dessen Identität letztlich egal ist), sondern auch wieder in Kontakt mit ihrer Umgebung.

Leider geht Landons Film nach dem letzten Drittel doch ein wenig die Puste aus. Nachdem klar ist, wohin der Hase läuft und der Mörder erst einmal enttarnt ist und die letzte Frage geklärt werden muss – nämlich wie der Film zu Ende gebracht werden soll –, wirkt der finale Twist ein wenig beliebig. Ja, eigentlich ergibt das Ende vor dem Hintergrund des vorhergehenden Films nicht besonders viel Sinn. Aber vielleicht ist das gar nicht so schlimm. Schließlich ist Happy Deathday auch so ein erfreulich kurzweiliges Horrorfilmchen mit sympathischer Message, bei dem sich Spaß und Spannung gut die Waage halten. Solche Filme kann es eigentlich gar nicht genug geben. Gerne immer wieder.
 

Happy Deathday (2017)

Alle Jahre wieder werden alte Ideen neu aufgekocht. Mal nervt es, mal ist das Ergebnis eigentlich ganz erfreulich. Der Produzent Jason Blum („Paranormal Activity“, „The Purge“, „Split“, „Get Out“ u.v.m.) hat schon häufiger bewiesen, dass man es auch mit wenig Geld und einer einfachen, schnittigen Idee schafft, die Menschen ins Kino zu kriegen.

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