Hans Kloss - Spion zwischen den Fronten

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Rückkehr nach 45 Jahren

Im Jahr 1967 entstand die polnische Serie Sekunden entscheiden, die sich in den Ländern des ehemaligen Ostblocks als Erfolg erwiesen hatte. Die Geschichten des polnischen Spions J-23, der als Hans Kloss die Pläne der Nazis vereitelt, waren dergestalt, dass man bald begann, die Figur als den „roten James Bond“ zu bezeichnen. 45 Jahre nach Entstehung der Originalserie wurde in Polen mit Hans Kloss – Spion zwischen den Fronten eine Fortsetzung gedreht. Der Clou, zumindest für die Fans der Show, ist: Stanislaw Mikulski spielt erneut Hans Kloss.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1945, als sich einige hochrangige Nazis daran machen, das Bernsteinzimmer zu verschiffen. Es soll vor dem Zugriff der nahenden Sowjets geschützt werden, den Nazi-Oberen aber auch Reichtum bescheren. Hans Kloss will das verhindern und bekommt es mit seinem Erzfeind Brunner zu tun. 30 Jahre später treffen sich in Madrid Alt-Nazis, die von der Errichtung des Vierten Reichs träumen. Das Bernsteinzimmer soll die finanziellen Mittel dafür bringen, doch dazu muss man es erst mal finden. Kloss, inzwischen alt und ergraut, kämpft ein letztes Mal gegen die Nazis, um zu verhindern, dass das Bernsteinzimmer in ihre Hände fällt.

Ob es abseits älterer Zuschauer, die Hans Kloss seinerzeit noch im DDR-Fernsehen goutiert haben, wirklich jemanden gibt, der auf diesen Film gewartet hat, sei einmal dahingestellt. Die Idee, den Schauspieler von damals zu reaktivieren und in der im Jahr 1975 angesiedelten Handlung agieren zu lassen, ist dabei sicherlich ein echter Fan-Service. Darüber hinaus muss man aber schon sagen: Wer nicht mit nostalgischer Verklärung der Rückkehr von Hans Kloss entgegengefiebert hat, der wird durch diesen Film garantiert auch nicht zum Fan werden.

Die Struktur der Geschichte mit den zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen geht ja noch in Ordnung, die Ausgestaltung der Figuren ist jedoch ausgesprochen halbgar. Einerseits hat man es mit extrem klischierten Figuren zu tun, andererseits chargieren einige der Mimen mit einer Inbrunst, die es schwer macht, den Film auch nur halbwegs ernst zu nehmen. Die Besetzung ist dabei auch nicht immer gelungen. Elsa, im Film zarte 17 Jahre alt, wird von einer 28-jährigen Schauspielerin dargestellt – und das sieht man auch! Sie, aber auch einige ihrer Kollegen, geben ein Schauspiel zum Besten, dessentwegen man sich mitunter fragt, ob hier nicht eigentlich eine Parodie produziert werden sollte.

Die Geschichte mit der Errichtung des Vierten Reichs ist natürlich hanebüchen, aber in einem Film, in dem man Martin Bormann zum auf seinen Einsatz wartenden Reichskanzler macht, darf man durchaus erwarten, dass jedwede Authentizität eiskalt über Bord geworfen wird. Ein paar der Actioneinlagen sehen ganz passabel aus, andere haben wiederum das Flair einer Low-Budget-Produktion, etwas, das insbesondere bei der einleitenden Sequenz auffällt. Mehr oder minder derbe Splattereinlagen sollen wohl die Gewalt besonders realistisch erscheinen lassen, aber auch hier mangelt es an der überzeugenden Umsetzung.

Eine polierte Inszenierung hätte die inhaltlichen Schwächen vielleicht ein wenig ausgleichen können, die Umsetzung kann aber auch nicht punkten. Der Film wirkt wie aus der Zeit gefallen, ein Kriegsfilm, wie er vor mehreren Jahrzehnten vielleicht noch akzeptabel gewesen wäre, aber unter heutigen Maßstäben bietet Hans Kloss – Spion zwischen den Fronten einfach kaum etwas. Wer nicht schon immer ein Fan der Figur war und auf die Rückkehr gewartet hat, der hat hier im Grunde nichts verloren. Dieser „rote James Bond“ läuft dem echten James Bond nicht den Rang ab.

Hans Kloss - Spion zwischen den Fronten

Im Jahr 1967 entstand die polnische Serie „Sekunden entscheiden“, die sich in den Ländern des ehemaligen Ostblocks als Erfolg erwiesen hatte. Die Geschichten des polnischen Spions J-23, der als Hans Kloss die Pläne der Nazis vereitelt, waren dergestalt, dass man bald begann, die Figur als den „roten James Bond“ zu bezeichnen. 45 Jahre nach Entstehung der Originalserie wurde in Polen mit „Hans Kloss – Spion zwischen den Fronten“ eine Fortsetzung gedreht.
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