The Green Mile (1999)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Konzentriertes Spiel

Im so genannten Todestrakt des Staatsgefängnisses von Louisiana, wo die verurteilten Insassen ihrer Hinrichtung harren, ereignet sich die Geschichte des Dramas The Green Mile von Frank Darabont aus dem Jahre 1999. Der Film nach der gleichnamigen Romanreihe von Stephen King erreichte seinerzeit weltweit ein bewegtes Millionenpublikum, wurde vierfach für den Oscar nominiert und gewann unter anderem den People’s Choice Award der USA sowie den Preis der Political Film Society in der Kategorie Menschenrechte. Eingebettet in die Rahmenhandlung der Erinnerungen eines einstigen Gefängnisaufsehers, der nunmehr in einem Altersheim lebt, entfaltet sich die merkwürdige Geschichte um einen Häftling mit einer ganz besonderen Persönlichkeit und Begabung.

Cold Mountain Gefängnis Mitte der 1930er Jahre: The Green Mile, der mit grünem Bodenbelag ausgekleidete „Wartebereich“ für zum Tode verurteilte Straftäter der schwersten Sorte, verzeichnet mit dem hünenhaften, doch mental schlicht bis verängstigt erscheinenden John Coffey (Michael Clarke Duncan) einen Neuzugang, der künftig für verblüffende Vorgänge innerhalb der Einrichtung sorgen wird. Das Team um Gefängnisdirektor Hal Moores (James Cromwell) – zuvorderst der leitende Wärter Paul Edgecomb (Tom Hanks) – bemüht sich um einen korrekten, menschlichen Umgang mit den Gefangenen, während der neue Aufseher Percy Wetmore (Doug Hutchison) allerdings deutlich sadistische Tendenzen an den Tag legt, zum Leidwesen seiner Kollegen und vor allem der Insassen. Im Mikrokosmos des Todestraktes, dessen routinierter Alltag zunächst zur ausführlichen Darstellung kommt, bahnt sich allmählich eine außergewöhnliche Atmosphäre der Anspannung an, als sich herausstellt, dass der riesige schwarze John Coffey über so genannte heilende Hände verfügt, die auf unerklärliche Weise Leiden lindern können. Zwischen ihm und Paul Edgecomb, den er von einer schwelenden Blasenentzündung befreit, entwickelt sich eine starke emotionale Bindung, zumal der Wärter herausfindet, dass John Coffey wahrscheinlich unschuldig an dem bestialischen Doppelmord an zwei kleinen Mädchen ist, für den er nun auf dem Elektrischen Stuhl sterben soll …

Mit geradezu gemächlicher, packend ansteigender Intensität und einer Sensibilität der leisen Töne ist Frank Darabont und seiner Crew hier ein aufwühlendes Drama mit inhärentem Plädoyer gegen die Todesstrafe gelungen. The Green Mile versammelt filigrane Aspekte gewaltiger Ambivalenzen an einem Ort der Verbannung und Vollstreckung, in dessen Hoffnungslosigkeit sich bewegende, zutiefst menschliche und dann wiederum auch übermenschliche Dimensionen zuspitzen und zu signifikanten Symbolen des letztlich unauslotbaren Systems von Leben und Tod sowie gesellschaftlicher Repression und persönlicher Würde geraten. Die sorgfältig besetzten Darsteller vermögen allesamt durch ihr vielschichtiges, konzentriertes und zeitlich großzügig angelegtes Schauspiel zu faszinieren, und speziell das Zusammenwirken von Tom Hanks und Michael Clarke Duncan erreicht eine zutiefst berührende emotionale Qualität. Wenn der über hundertjährige Paul Edgecomb (Dabbs Greer) als Erzähler der Geschichte am Ende als tragische Figur zurückbleibt, schließt sich der Kreis einer wohl konstruierten filmischen Version aus dem Universum von Stephen King, der seine Figur des John Coffey sicherlich nicht zufällig mit den christlich bedeutsamen Initialen „J. C.“ ausgestattet hat.
 

The Green Mile (1999)

Im so genannten Todestrakt des Staatsgefängnisses von Louisiana, wo die verurteilten Insassen ihrer Hinrichtung harren, ereignet sich die Geschichte des Dramas „The Green Mile“ von Frank Darabont aus dem Jahre 1999. Der Film nach der gleichnamigen Romanreihe von Stephen King erreichte seinerzeit weltweit ein bewegtes Millionenpublikum, wurde vierfach für den Oscar nominiert und gewann unter anderem den People’s Choice Award der USA sowie den Preis der Political Film Society in der Kategorie Menschenrechte.

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