Gothika

Ein Trip nach Hollywood

Der französische Regisseur Mathieu Kassovitz galt in seiner Heimat als eines der großen Nachwuchstalente, sein Erstlingsfilm La Haine (Der Hass) war ein Musterbeispiel des neuen französischen sozial engagierten Kinos, das sich rau und ungeschliffen und keinerlei Nähe zu Hollywood-Blockbustern aufwies. Doch bereits mit seinem nächsten Film sollte sich das ändern, denn Die purpurnen Flüsse war ein packend gemachter, aber durchaus konventioneller Thriller, der sein Ziel nicht verfehlen sollte: Denn die Hollywood-Produzenten waren so auf das Regietalent aus Europa aufmerksam geworden. Nun kommt mit Gothika sein erster US-Film in die Kinos. Ein Grund, sich diesen Film einmal genauer anzuschauen.

Dr. Miranda Grey (Halle Berry) arbeitet als Psychologin in Klinik für geistesgestörte Straftäterinnen, eine kühle und rationale Wissenschaftlerin, die die Geister und Gespenster ihrer Patientinnen nicht allzu ernst nimmt. Die bizarren Visionen von Chloe (Penelope Cruz) etwa, die sich vom Teufel missbraucht glaubt, sind für die Psychologin lediglich eine Folge erlittener Traumata. Eines Tages ist jedoch alles anders, denn die Ärztin erwacht in einer Zelle ihrer eigenen Klinik – als Insassin. Völlig verstört muss sie sich von ihrem Kollegen Dr. Pete Graham (Robert Downey Jr.) unterrichten lassen, dass sie ihren Mann, den Klinikleiter Dr. Douglas Grey (Charles S. Dutton), bestialisch ermordet haben soll. Die Beweise gegen sie sind offenbar erdrückend.

Nur mühsam erinnert sich Miranda, dass sie kurz zuvor einen rätselhaften Unfall hatte, an dem ein geheimnisvolles Mädchen beteiligt war, das schließlich in Flammen aufging. Niemand will ihr Glauben schenken, und so weiß sie, dass sie nur eine Chance hat, um die Wahrheit herauszufinden – die Flucht aus der Klinik…

Wie schon in Die purpurnen Flüsse erweist sich Kassovitz als Meister der dichten und atmosphärischen Inszenierung, die über manche Unebenheit der Story locker hinweghilft. Auch Hale Berry und Penelope Cruz wirken durchaus glaubwürdig und tragen den Film trotz mancher Vorhersehbarkeiten durchaus glaubwürdig –zumindest in der ersten Hälfte. Anschließend aber verbleibt vieles im Konventionellen und Ungefähren, ein individueller Stil des Regisseurs geht mehr und mehr verloren. Was bleibt sind einige recht gelungene Sequenzen und die Erkenntnis, dass ein europäischer Kassovitz der bessere Regisseur war –zumindest für meinen Geschmack.

Gothika

Der französische Regisseur Mathieu Kassovitz galt in seiner Heimat als eines der großen Nachwuchstalente, sein Erstlingsfilm La Haine (Der Hass) war ein Musterbeispiel des neuen französischen sozial engagierten Kinos, das sich rau und unge

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Meinungen

Martin Zopick · 14.03.2021

Der Titel ist als Label verpflichtend. Die schlichten Horrorfilme basieren nicht auf Elementen der Logik und sie halten auch, was sie versprechen. Meist werden Symbole aus mythischer Vergangenheit bemüht, wie z.B. die anima sola, verstärkt durch weibliche Urängste, Monster und Vergewaltigung. Wenn sich dann das Drehbuch noch mit einer Logik vom Format eines Schweizer Käses etabliert, kann der Plot seelenruhig über etwaige rationale Untiefen leicht hinwegsegeln und ins Reich der Taschenpsychologie abdriften.
Die Psychiaterin Dr. Miranda Grey (Hale Berry) sieht Zombies, verunglückt und wird in die eigene Klinik eingewiesen. Weder Freund (z.B. Robert Downey Jr.) noch Feind glauben ihre hanebüchenen Visionen. Sie recherchiert, flieht, findet wie auch immer einen Sado-Maso Keller mit Filmset und um das Grauen noch zu vergrößern entdeckt Miranda ihren bis dato knuffigen Ehemann Doug (Charles S. Dutton), der mordet und kleine Mädchen vergewaltigt. Ein zweiter Täter kommt ins Spiel als ein Tattoo (anima sola) auf Sheriff Ryans Brust entdeckt wird (Leonard Cohan hatte diese Bild auf der Rückseite seiner ersten LP).
Zwei Dinge dürfen nicht fehlen: vor ihrem Aussetzer hatte Miranda Cloe (Penelope Cruz) behandelt. Jetzt trennen sie sich als Freundinnen. (?!) Kurz darauf sieht Dr. Grey einen Bub als Zombie auf der Straße. Ein LKW überfährt ihn. Regie und Drehbuch wollen damit die Unendlichkeit der Geschichte andeuten. Immer wieder gern genommen.
Gehirn aufs Regal, Empfänger nur auf optische Reize limitieren. Und die wirken lassen, wirken lassen…
Hale Berry katatonische Verkrampfungen sind nicht schlecht. Der übrige Rest ist erkalteter Kaffee.

Miry · 25.04.2006

Sehr interessant und gruselig:)
Ein toller Film.