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Woher bekam der Autor A.A. Milne die Inspiration für Pu der Bär? Eine bittersüße Geschichte zwischen einer idyllischen Kindheit und der Ausbeutung durch die aufkeimenden Massenmedien, die durchaus nachdenklich stimmt.

Goodbye Christopher Robin (2017)

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Bittersüße Idylle

Wir alle kennen und lieben die Geschichten um Pu der Bär, mit I-Aah, Ferkel, Tieger und dem Jungen Christopher Robin. Doch wie entstanden diese märchenhaften Erzählungen? Der Erfinder des ganzen Universums rund um die Freunde im Wald heißt Alan Alexander Milne — und nicht ganz unbeteiligt war sein Sohn Christopher Robin.

Es ist kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, aus dem der Schriftsteller Alan Milne (Domhnall Gleeson) traumatisiert zurückkehrt. Die Großstadt London mit all ihrem Lärm macht ihm schwer zu schaffen, katapultiert ihn zurück zu den Schrecken der Schützengräben und auch seine Frau Daphne (Margot Robbie) kann ihm nicht helfen. So beschließt Alan, aufs Land nach Sussex zu ziehen. Erst das Leben abseits von Londons Hektik lässt ihn zur Ruhe kommen. Daphne ist damit nicht so glücklich, vermisst das pulsierende Leben und die Kultur der Stadt. Sohn Christopher (Will Tilston), Billy genannt, hat ziemlich gemischte Gefühle. Wie damals üblich, kann sich Daphne aber auf die fürsorgliche Erziehung ihres Sohnes durch die Nanny Olive (Kelly Macdonald) verlassen und diese ist Billys erste und liebste Bezugsperson. 

Eines Tages will Alan mit seinem Sohn einen Spaziergang durch den Wald machen. Natürlich muss Billy seinen geliebten Stoffbären mitnehmen, ein Geschenk seiner Mutter. Die beiden lernen den Wald mit anderen Augen zu sehen. Mit kindlichem Blick, einer Menge Phantasie und den versammelten Stofftieren entstehen so märchenhafte Geschichten, die Alan natürlich allzu gerne auf Papier festhält. Auch sein Verleger ist ganz angetan und schon bald erscheint der erste Band von Pu der Bär. Was dann an Medienecho über die kleine Familie hereinbricht, hat keiner erwartet und erinnert durchaus an heutige Ausmaße.

Regisseur Simon Curtis entführt uns nach My Week with Marilyn erneut in ein selten erzähltes Kapitel hinter den Kulissen des Showbusiness. Auch hier ist die Story bittersüß, auf der einen Seite wird eine traumhafte Kindheit geschildert, um die man den Jungen beneiden kann, auf der anderen Seite wird die Gier beschrieben, mit der die Öffentlichkeit sich um die Familie reißt. Hier entwickelt das Drama echte Qualitäten, wenn man den Medienrummel der 1920er Jahre unweigerlich mit den heute stattfindenden Hypes vergleicht. So schnell wie die Massenmedien Gefallen an der kleinen Familie finden, so schnell war es um den Ruhm auch schon wieder geschehen. Doch eine Narbe bleibt, die insbesondere dem aufs Internat gehende, jugendliche Christopher Robin schwer zu schaffen macht. Schon bei der ersten Veröffentlichung eines Fotos von ihm beginnen die Hänseleien in der Schule. Nie mehr wird er dieses Stigma los.

In seinen sonnendurchfluteten Bildern in Sussex ist der Film deutlich dem British Heritage Cinema zuzuordnen und atmet das aus jeder Pore. Die Bilder vom Krieg sind ein starker Kontrast und verdeutlichen so das starke Trauma des feingeistigen Schriftstellers. Zwar hat er selbst starke psychische Narben, doch was er mit der Vermarktung der Kindheit seines Sohnes bewirkt, kann er nicht abschätzen. So steht beruflicher Erfolg hier ganz nah an privatem Scheitern.

Es bleibt ein wenig Wehmut, ob man Winnie-Pooh-Geschichten überhaupt noch gut finden darf. Ein nachdenklich stimmendes, aber auch sehr schönes Drama.

Goodbye Christopher Robin (2017)

Simon Curtis’ Film schildert die Beziehung zwischen dem berühmten Kinderbuchautor A. A. Milne und dessen Sohn Christopher Robin, dessen Spielzeug den Vater zu seinen Geschichten wie Winnie the Pooh inspirierte. Als sich mit dem Erfolg auch der Wohlstand einstellt und die Lage der Familie in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sich erheblich bessert, scheint alles in bester Ordnung zu sein. Nur verändert sich damit auch das Leben Christopher Robins — und zwar auf eine Weise, die auch ihre Schattenseiten hat.

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