Goldrausch

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Zwei Versionen des grandiosen Klassikers

Sorgfältig wie ein kostbares Steak gebraten verzehrt der Tramp Charlie mangels anderer Nahrungsmittel engagiert seinen eigenen Stiefel – diese Szene aus Goldrausch zählt sicherlich zu den prägnanten, unvergessenen Bildern der Filmgeschichte. Innerhalb der Arthaus Edition The Very Best of Charlie Chaplin erscheint die DVD Charlie Chaplin – Goldrausch, die zwei Varianten dieses hinreißenden Klassikers präsentiert: Den originalen Stummfilm aus dem Jahre 1925 in restaurierter Fassung sowie die von Charlie Chaplin selbst bearbeitete Version von 1942, die durch Musik, begleitende Kommentare vom Regisseur selbst eingesprochen sowie erzählenden Dialog ergänzt wurde.
Es ist der verlockende Ruf von Reichtum und Abenteuer, der eine ganze Lawine von Goldgräbern in die unwirtliche Schneelandschaft Alaskas treibt, wie der dokumentarisch anmutende Auftakt des Films mit aufwändig inszenierten Bildern illustriert, bei denen 600 Statisten mitwirkten. Weit entfernt von der Masse der hartnäckigen Schürfer versucht ein einsamer Goldsucher in Gestalt des Tramps Charlie (Charlie Chaplin) sein Glück, selbstverständlich trotz der eisigen Temperaturen im legendären Outfit mit Spazierstock und Melone. Mit seinem signifikanten, grandiosen Slapstick kämpft er sich tapfer durch die Unwegsamkeiten der verschneiten Bergwelten.

Während der Turbulenzen eines Schneesturms gerät der erbärmlich frierende und hungrige Tramp in eine Hütte, die zumindest ein wenig Schutz vor dem unbarmherzigen Wetter bietet. Doch willkommen ist er dort nicht, denn hier ist auch der bösartige Verbrecher Black Larson (Tom Murray) untergeschlüpft, der sich so gar nicht über die Gesellschaft des Tramps freut. Mit dem schließlich noch eintreffenden Goldgräber Big Jim (Mack Swain) tummelt sich nun unfreiwillig ein illustres Männertrio in der Hütte, das angesichts des nagenden Hungers untereinander auslost, wer von ihnen hinaus in die Kälte muss, um irgendwo Nahrung zu organisieren. Das Los fällt auf den skrupellosen Black Larson …

Als Charlie sich bald darauf wieder allein auf den Weg macht und im Tanzsalon einer kleinen Goldgräberstadt der aparten Georgia (Georgia Hale) begegnet und gar eine heiße Sohle mit der begehrten Schönheit aufs Parkett legt, verliebt sich der ungelenke Tramp ganz heftig in die junge Frau. Doch bevor sie sich letztlich wiedersehen und auch Georgia ihre Zuneigung deutlich zum Ausdruck bringt, trifft Charlie zunächst erneut auf Big Jim, der ihm geteilten Reichtum verspricht, wenn der Tramp gemeinsam mit ihm den gewaltigen Goldfund aufspürt, den dieser in der Nähe der Hütte unauffindbar versteckt hat. So ziehen die beiden Männer wiederum in die rauhe Bergwelt, auf der Suche nach dem ganz großen Schatz …

Innerhalb der Einführung des Chaplin-Biographen David Robinson, die unter den höchst interessanten Extras der DVD zu finden ist, erfährt der Zuschauer, dass Goldrausch für den Regisseur und Hauptdarsteller selbst dasjenige unter seinen zahlreichen Werken war, mit welchem er seinem Publikum am liebsten in Erinnerung bleiben wollte. Auch die nachträglich modernisierte Fassung von 1942, die in zwei Kategorien für den Oscar nominiert war, überzeugt auf der ganzen Linie, doch die puristische Stummfilmversion von 1925 repräsentiert in ihrer geradezu perfekten Inszenierung mit den typischen Zwischentiteln schlichtweg unschlagbar den Charme ihres Genres.

Goldrausch

Sorgfältig wie ein kostbares Steak gebraten verzehrt der Tramp Charlie mangels anderer Nahrungsmittel engagiert seinen eigenen Stiefel – diese Szene aus „Goldrausch“ zählt sicherlich zu den prägnanten, unvergessenen Bildern der Filmgeschichte.
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