Götter der Pest

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Eine einfache Geschichte

Kaum ist der Gewohnheitsverbrecher Franz Walsch (Harry Baer) aus dem Knast entlassen – nicht ohne die Verabschiedungsfloskel „Bis zum nächsten Mal“ – sucht er schon wieder Kontakt zu seinen alten Kumpels und zu Johanna (Hanna Schygulla). Denn ob er einsitzt oder in Freiheit ist, ist ihm einerlei – „draußen“ ist es für ihn auch nicht anders als „drinnen“.
Franz wirkt seltsam passiv, beinahe gespenstisch, er spricht mit weitgehend ton- und emotionsloser Stimme und scheint sich nur auf einem kurzen Knasturlaub zu befinden. Johanna ist ihm längst lästig geworden, er hat Angst dafür, dass sie Ansprüche an ihn stellen, und dass er so seine Freiheit verlieren könnte – auch wenn er eigentlich gar nicht weiß, was das ist. Franz begibt sich auf die Suche nach seinem Bruder Marian (Marian Seidowski), doch als er ihn ausfindig gemacht ist, ist dieser schon tot – erschossen.

Franz scheint der Tod seines Bruders aber herzlich wenig auszumachen, denn als der Günter, einem Unterweltboss mit dem Spitznamen „Der Gorilla“ begegnet und dieser zugibt, Marian ermordet zu haben, hält dies den Ex-Knacki nicht davon ab, mit Günter und Joe (Micha Cochina) einen neuen Raubzug zu planen. Doch die Polizei ist dem Trio wegen des Mordes an Marian bereits auf der Spur, und als die verlassene Johanna die Pläne ihres Ex-Geliebten an die Polizei verrät, kommt es während des Überfalls zu einem Blutbad…

Schnörkellos, einfach und karg, so erzählt Rainer Werner Fassbinder in Götter der Pest seine Geschichte von Menschen, die sich nicht aus ihrer Lage befreien können, die immer wieder in die alten Rollenmuster verfallen und die darin letztlich untergehen. Götter der Pest ist eine bis zum Äußersten stilisierte und denkbar knapp gehaltene Tragödie mit deutlichen Anleihen beim Film Noir, die aber durchaus Bezug nimmt auf die späteren melodramatischen Themen im Werk Fassbinders, auch wenn der Film manchmal fast wie eine Satire über amerikanische Gangsterfilme wirkt.

Wie häufig geht es auch in diesem Frühwerk um die Unmöglichkeit der Liebe und um die Verstrickungen des Einzelnen, der unfähig ist, wirklich frei zu agieren oder seinem Schicksal zu entrinnen. Der knappe Stil Fassbinders ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, für Fans des Regie-Genius aus München aber dürfte dieses recht unbekannte Werk, nach Liebe ist stärker als der Tod und Katzelmacher Fassbinders dritter Spielfilm, aber unverzichtbar sein.

Götter der Pest

Kaum ist der Gewohnheitsverbrecher Franz Walsch (Harry Baer) aus dem Knast entlassen – nicht ohne die Verabschiedungsfloskel „Bis zum nächsten Mal“ – sucht er schon wieder Kontakt zu seinen alten Kumpels und zu Johanna (Hanna Schygulla).
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