Glastonbury

Eine Filmkritik von Renatus Töpke

The Mud. The Music. The Madness.

Wie der Titel schon sagt, geht es Julien Temples Doku-Monument nicht nur um die Musik, auf die sich andere Festivaldokumentationen gerne beschränken. Temple stürzt sich mit dem Publikum – in diesem Fall mit ein paar Freunden – ins Getümmel. Natürlich gibt es viel Musik auf die Augen und Ohren, doch die Live-Auftritte von Coldplay, Björk Radiohead sind eher am Rande präsent und werden erst auf der üppig ausgestatteten zweiten DVD ausgespielt. Im Mittelpunkt stehen die Geschichte des Festivals, das Feeling und die Fans. Und Letztere sind dann auch so zugedröhnt, dass Festivalgründer Michael Eavis, darauf angesprochen, noch so unschuldig tun kann. Das hier so gut wie jeder stoned ist, ist nicht zu übersehen.
Als Eavis 1970 das erste Festival auf seinem Acker veranstaltete und mächtig Verlust machte, hätte er sich sicherlich nie träumen lassen, dass er ein solch gigantisches Monster erschaffen würde. Kurzzeitig geriet es sogar außer Kontrolle, als 2000 die Zäune niedergetrampelt wurden und ein regelrechtes Chaos ausbrach. Über 300.000 Menschen hinterließen buchstäblich verbrannte Erde. Das ist dann auch das große Plus von Glastonbury – The Mud. The Music. The Madness: Auch Hässliches wird angesprochen bzw. gezeigt. Sei es die zunehmende Kommerzialisierung, der (ziemlich brutale) Umgang mit illegalen Eindringlingen, die sehr gespaltene Meinung der Bewohner der umliegenden Dörfer oder Umweltprobleme.

Temple unterscheidet sein selbst gedrehtes Footage der Festivals 2002 bis 2005 mit „historischen“, nahezu psychedelischen Super 8-Aufnahmen und Live-Mitschnitten aus den Jahren zuvor. Heraus kommt ein Feeling, dass bisher nur der legendäre Woodstock-Film heraufbeschwören konnte. Gibt es ein schöneres Kompliment?

Die zweite DVD bietet 34 Live-Songs von Bands wie den oben genannten, den Foo Fighters, Kaiser Chiefs, Pulp und David Bowie (der am Ende des Hauptfilms ein großartiges Heroes bringt). Außerdem noch Interviews mit Michael Eavis, Bands und Fans, sowie Deleted Scenes und einen Kurzfilm. Bild und Ton variieren qualitativ, je nachdem ob es sich um neue oder Uraltaufnahmen handelt. Der ideale Film um sich auf die kommenden Festivals einzustimmen.

Glastonbury

Wie der Titel schon sagt, geht es Julien Temples Doku-Monument nicht nur um die Musik, auf die sich andere Festivaldokumentationen gerne beschränken.
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