Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 30. Januar 2009, Tele 5, 20:15 Uhr

Dieser Film aus dem Jahre 1993 von Lasse Hallström nach dem gleichnamigen Roman und schließlich auch Drehbuch von Peter Hedges gehört zu jenen atmosphärisch ansprechenden Filmen, die unter den Begriff „Wohlfühlkino“ fallen. Eine stimmig inszenierte Geschichte mit emotionaler Substanz, existentielle Konflikte, prägnante, hervorragend verkörperte Figuren, aufeinander referierende Codes mit würdigem, würzigem Witz, eine angenehme, eingängige Filmmusik und nicht zuletzt wunderschöne Bilder der Kamera Sven Nykvists machen Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa zu einem kleinen filmischen Edelstein der unspektakulären Art, der es vermag, mit sanfter Melancholie den erfrischenden Luftzug einer schmunzelnden Wärme in die drögen Nüchternheiten des Alltäglichen zu hauchen.
Es ist der bevorstehende 18. Geburtstag von Arnie (Leonardo DiCaprio), zu dem ein großes Fest steigen soll, dessen Vorbereitungen die fünfköpfige Familie Grape bei ihren Tischgesprächen umtreibt, die in einem maroden Häuschen in der nur allzu ruhigen kleinen Ortschaft Endora in Iowa lebt. Der Vater hat sich bereits vor Jahren im Keller erhängt, die massiv gewichtige Mutter Bonnie (Darlene Cates) verlässt schon seit Ewigkeiten nicht mehr das Haus und verbringt ihre Tage und Nächte wie dort festgezurrt auf einer Couch im Wohnzimmer, wo sich das familiäre Leben abspielt und von der aus sie ihre zwei Söhne und zwei Töchter mit einem letzten Rest an mütterlicher Anteilnahme meist milde dirigiert. Ihre Fürsorge gilt vor allem Arnie, denn trotz seines biologischen Alters ist die Entwicklung des Jungen auf dem Stand eines kleinen Kindes, und seine älteren Geschwister Amy (Laura Harrington) und Gilbert (Johnny Depp) sowie auch der zickige Teenager Ellen (Mary Kate Schellhardt) – höchst widerwillig und ungehalten – kümmern sich um den sorglosen Bruder, wobei die Hauptlast dabei auf Gilbert liegt, den Arnie auch mit zur Arbeit in einem kleinen Lebensmittelladen begleiten kann.

Was er von seinem jungen Leben noch erwartet, darüber denkt Gilbert erst nach, als er mit der ebenso aparten wie klugen Becky (Juliette Lewis) ins Gespräch kommt, die in der Gegend mit ihrer Großmutter auf die Reparatur ihres Wagens wartet, um mit dem Wohnmobil weiterzuziehen. Es beginnt eine bewegte Zeit der Veränderungen bei den Grapes und speziell bei Gilbert, der im Zuge der Ereignisse den heftigen Wunsch verspürt, das trostlose Kaff und seine enorm Kräfte verzehrende Familie einfach hinter sich zu lassen …

Mehrfach ausgezeichnet, für Leonardo DiCaprio als Besten Nebendarsteller für einen Oscar nominiert und auch an den Kinokassen ein großer Erfolg stellt Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa einen charmanten Familienfilm dar, der vor allem auf Grund der liebevollen Zeichnung der in ihrer schlichten Menschlichkeit geradezu rührenden, schrägen Charaktere besticht.

Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa

Dieser Film aus dem Jahre 1993 von Lasse Hallström nach dem gleichnamigen Roman und schließlich auch Drehbuch von Peter Hedges gehört zu jenen atmosphärisch ansprechenden Filmen, die unter den Begriff „Wohlfühlkino“ fallen.
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