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Ziska Riemann lässt in ihrem dritten Spielfilm „Get Lucky – Sex verändert alles“ eine juvenile Truppe auf der Jungferninsel Erfahrungen sammeln – und legt hierbei einen neuen Umgang mit dem Thema Sex an den Tag.

Get Lucky – Sex verändert alles (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Lockere Insel-Fete

Sechs junge Menschen begeben sich auf eine Insel, um Spaß zu haben. Nicht zu Unrecht merkt eine der Figuren zu Beginn von „Get Lucky – Sex verändert alles“ an, dass dies der Auftakt eines Horrorfilms sein könnte. Doch statt eines maskierten Killers oder einer überirdisch-monströsen Bedrohung wird das adoleszente Sextett hier „nur“ mit amourösen und libidinösen Herausforderungen konfrontiert.

Während sich die 1973 geborene Comic-Zeichnerin, Autorin, Regisseurin und Musikerin Ziska Riemann in ihren Vorgängerwerken Lollipop Monster (2011) und Electric Girl (2019) in psychische Abgründe begab, hat sie nun gemeinsam mit O’neil Sharma und Madeleine Fricke ein durch und durch komödiantisches Skript verfasst. In ihren besten Momenten erinnert die filmische Umsetzung in ihrer freimütigen Schilderung pubertärer Irrungen und Wirrungen an den französischen Coming-of-Age-Hit La Boum – Die Fete (1980); zum ganz großen Wurf fehlt der Geschichte allerdings eine differenziertere Figurenzeichnung.

Das Personal besteht aus fünf 16-Jährigen – Aaron (Bjarne Meisel), Mehmet (Jascha Baum), Hannah (Luissa Cara Hansen), Julia (Emma-Katharina Suthe) und David (Benny Opoku-Arthur) – und der 12-jährigen Emma (Lilly Terzic). Zusammen will die Gruppe ihre Ferien auf der Jungferninsel bei Julias und Emmas Tante Ellen (Palina Rojinski) verbringen. Und alle haben natürlich ihre eigenen Sorgen. Aaron kann die ganze Zeit nur an Sex denken und versucht, seine mangelnde Erfahrung auf diesem Gebiet hinter machohaften Posen und Sprüchen zu kaschieren. Ob er damit bei der selbstbewussten Ineke (Rieke Seja) Erfolg haben wird? Das Pärchen Mehmet und Hannah ist derweil unsicher, ob der gemeinsame Sex wirklich richtig funktioniert. Julia kämpft wiederum gegen ihre Gefühle für ihren besten Freund David an, der sich auf den ersten Blick in den Surflehrer Noah (Richard Kreutz) verliebt hat. In ihrer Eifersucht fällt ihr gar nicht auf, dass der nette Eisverkäufer Mats (Moritz Jahn) Interesse an ihr hat. Und Emma? Die ist einfach nur total genervt, weil niemand etwas mit ihr unternehmen möchte.

Der Handlungsverlauf von Get Lucky mutet zuweilen etwas konfus an; die Inszenierung hat immer wieder ziemlich verstolperte Passagen. Letztlich passt diese ziellose Erzählweise und diese in Teilen unausgereift daherkommende Gestaltung allerdings durchaus zum Sujet des Films: Erwachsenwerden ist nun mal eine Aneinanderreihung von Momenten der Unbeholfenheit – und so ist das Werk nicht weniger unfertig als seine Held_innen. Störend ist dies nur beim Entwurf der Hintergründe der Figuren: Etwas mehr hätte man als Zuschauer_in über das Leben der sechs Protagonist_innen sowie über deren love interests auf der Insel dann doch gerne erfahren. Stattdessen werden sie als Stereotype eingeführt und machen im Laufe des Plots recht erwartbare Entwicklungen durch.

Die entscheidende Stärke des Films, die ihn deutlich von Teenie-Sex-Comedys wie American Pie (1999) oder deutschen Entsprechungen wie Doktorspiele (2014) unterscheidet, ist der erfreulich unverkrampfte Umgang mit jugendlicher Sexualität. Die von Palina Rojinski gelassen verkörperte Ellen ist passenderweise als Sexologin tätig; als Vorbild der Rolle und Fachberaterin für das Team diente Ann-Marlene Henning – Autorin diverser sexualaufklärender Bücher (etwa Make Love) und Psychotherapeutin in der Paar- und Sexualtherapie. Ohne in dröge Didaktik zu verfallen, baut Get Lucky die Auseinandersetzung mit sexuellen Fragen, Irrtümern und Klischees ein und ist dabei weniger albern und sehr viel ehrlicher als die genannten Vertreter des Adoleszenzkinos. Von dessen Neuerfindung ist Riemanns Werk gewiss weit entfernt; doch wenn erster Sex und das Erleben des eigenen Körpers sowie Bewährungsproben für junge Freundschaften und Beziehungen derart unverblümt thematisiert werden, ist das fraglos ein Schritt in die richtige Richtung.

Get Lucky – Sex verändert alles (2019)

Sechs Jugendliche verbringen ihre Ferien an der Ostsee. Während des turbulenten Urlaubs am Meer mit viel Sonne und Strand erleben sie ihre erste Liebe, den ersten Sex und was dabei alles schief laufen kann. Sie sind bei Ellen, der Tante von zwei der Teenager, untergebracht, die ihnen als Sexualberaterin Fragen beantwortet, die sie ihren Eltern nie stellen würden.

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Meinungen

Fabi · 05.10.2019

Ich habe den größten Lachflash aber ich liebe diesen Film jetzt schon😂😂

Ida · 08.08.2019

Ein wunderschönes Film. Das muss jeder gucken.